Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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50 Alois Heißenhuber<br />
2.2 Preisentwicklung<br />
Ein weiterhin steigender Trend ist bei den Energiemärkten zu beobachten. Die steigende<br />
Nachfrage nach Energie, speziell in den Schwellenländern, führte – zusammen mit anderen<br />
Ereignissen – zu einem drastischen Anstieg des Erdölpreises. Eine teilweise Trendumkehr<br />
ist dagegen auf den Agrarmärkten zu beobachten. Die steigende Nachfrage nach<br />
Nahrungsmitteln bei gleichzeitigen Ernteausfällen in einzelnen Regionen hat zu einem<br />
Anstieg der Preise agrarischer Rohstoffe geführt. Hinzu kommt noch die staatliche Einflussnahme<br />
(z. B. Beimischungsverpflichtung von Biosprit zu Benzin und Diesel), welche<br />
zu einem Nachfrageanstieg an Bioenergie führt.<br />
Schließlich ist noch auf einen weiteren Trend hinzuweisen, nämlich die steigenden<br />
Anforderungen der Gesellschaft an den Ressourcenschutz (einschließlich Klimaschutz),<br />
an den Tierschutz und an das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft. Einen Ausdruck<br />
dieser Entwicklung stellt die steigende Nachfrage nach Bioprodukten dar.<br />
3 Konsequenzen<br />
3.1 Arbeitsmarkt<br />
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist in jüngster Zeit durch eine deutliche Entspannung<br />
gekennzeichnet, in Teilbereichen wird bereits von einem Mangel an Fachkräften<br />
berichtet. Insgesamt bewegen wir uns in Deutschland aber noch auf einem verhältnismäßig<br />
hohen Niveau an Arbeitslosigkeit (vgl. Abb. 2). Die Situation wird zudem noch durch<br />
eine ungleichmäßige Verteilung verschärft. In bestimmten Regionen Deutschlands gibt<br />
es sehr hohe Arbeitslosenquoten bzw. eine große Anzahl von geringfügig Beschäftigten.<br />
Diese Bevölkerungsgruppe sieht sich einer zweifachen Konkurrenz ausgesetzt. Auf der<br />
einen Seite konkurrieren sie mit den ausländischen Arbeitskräften, auf der anderen Seite<br />
werden derartige Arbeitsplätze durch Automatisierung ersetzt.<br />
Die gängige Lehrmeinung lautet, man müsse nur die Tarifvereinbarungen aufheben,<br />
dann ergibt sich auch für diese Bevölkerungsschichten eine Beschäftigung. Also sorgt der<br />
Markt automatisch für eine Beschäftigung aller Arbeitskräfte. Wenn der sich am Markt<br />
einstellende Lohn kein ausreichendes Einkommen ergibt, dann ist der Staat aufgerufen,<br />
durch eine Lohnergänzung für ein Mindesteinkommen zu sorgen. Man geht dabei<br />
davon aus, dass der Markt nicht gleichzeitig zwei Funktionen erfüllen kann, nämlich den<br />
Ausgleich von Angebot und Nachfrage und die Sicherstellung eines Mindesteinkommens.<br />
Daraus leitet sich das Modell des Kombilohns ab. Dabei bleibt aber die Frage, ob<br />
diese Vorgehensweise nicht zu einer Abwärtsspirale bei den Löhnen führt. Da ja der Staat<br />
die Differenz ausgleicht, wird der Widerstand der Arbeitnehmer gegen<strong>über</strong> niedrigeren<br />
Löhnen weniger groß sein und der Arbeitgeber hat wiederum keine besonderen Skrupel<br />
gegen<strong>über</strong> niedrigeren Löhnen. Aus diesem Grunde gibt es durchaus nachvollziehbare<br />
Gründe für die Einführung branchenbezogener Mindestlöhne, speziell in den Branchen,<br />
die nicht der ausländischen Konkurrenz ausgesetzt sind (z. B. Dienstleistungen). Es bleibt<br />
aber festzuhalten, dass auch im Dienstleistungsbereich durch Automatisierung bestimmte<br />
Tätigkeiten außerordentlich kostengünstig ersetzt werden können. In diesen Fällen wird<br />
man weder durch einen Mindestlohn noch durch die Freigabe der Löhne die Arbeitsplätze<br />
erhalten.<br />
Als Ursache für die Arbeitslosigkeit kann aber nicht generell die Lohnhöhe verantwortlich<br />
gemacht werden, weil in vielen Produkten der Lohnanteil schon sehr niedrig geworden<br />
ist. Es kann auch an der zu geringen Attraktivität und der ungenügenden Qualität des<br />
Produktes liegen, wenn Leute arbeitslos werden. Ein auf dem Markt qualitativ nicht konkurrenzfähiges<br />
Produkt wird durch eine Lohnsenkung nicht konkurrenzfähig, umgekehrt