Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Labyrinth ländliche Entwicklung? Antworten aus der Wissenschaft<br />
2 Umsetzung der ELER-VO: Programme der Bundesländer<br />
zur ländlichen Entwicklung 2007–2013<br />
203<br />
Einen umfassenden, vergleichenden Überblick <strong>über</strong> die ländlichen Entwicklungsprogramme<br />
der Bundesländer hinsichtlich Finanzen, Schwerpunkten und Maßnahmen bietet<br />
TieTz (11). Demnach stehen für die Periode 2007 bis 2013 für Deutschland 8,1 Mrd. €<br />
an EU-Mitteln aus dem Europäischen <strong>Landwirtschaft</strong>sfonds für die Entwicklung des<br />
ländlichen Raums (ELER) zur Verfügung. Gemäß den von der Kommission 2007 genehmigten<br />
Länderprogrammen sollen diese mit 5,1 Mrd. € durch Bund und Bundesländer<br />
kofinanziert werden. Für die sogenannten Artikel-89-Maßnahmen, die in den Programmen<br />
aufgeführt sind, ohne dass eine Kofinanzierung durch die EU vorgesehen ist, sind 3,2<br />
Mrd. € eingeplant. Insgesamt ergeben sich somit 16,4 Mrd. € an öffentlichen Mitteln. Im<br />
Durchschnitt aller Bundesländer entfallen auf den ELER-Schwerpunkt 1 „Verbesserung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft“ 31 % aller öffentlichen Mittel,<br />
auf den Schwerpunkt 2 „Verbesserung der Umwelt und der Landschaft“ 40 % und auf die<br />
Schwerpunkte 3 „Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen<br />
Wirtschaft“ und 4 „LEADER“ 29 %.<br />
Abbildung 1 zeigt, dass die Bundesländer bei der Ausgestaltung ihrer Programme von<br />
ihrem Gestaltungsspielraum Gebrauch machen und die ELER-Schwerpunkte finanziell<br />
unterschiedlich ausstatten. Niedersachsen/Bremen haben das einzige Programm, das<br />
mehr als die Hälfte der öffentlichen Mittel zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
vorsieht. Drei Länder – Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – wollen<br />
insbesondere die Umwelt und Landschaft fördern. Die Schwerpunkte 3 und 4, die am<br />
wenigsten auf den Agrarsektor bezogen sind, stehen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen<br />
und Schleswig-Holstein im Vordergrund. In den übrigen Ländern dominiert keiner<br />
der Schwerpunkte.<br />
Die Ursachen für die unterschiedliche Gewichtung der Schwerpunkte dürften vielfältig<br />
sein (vgl. 6). Ein Grund liegt in der Vielfalt der Regionen und Problemlagen. So<br />
<strong>über</strong>rascht es beispielsweise nicht, dass ein dünn besiedeltes Land wie Mecklenburg-Vorpommern<br />
verhältnismäßig viele Mittel für den Schwerpunkt 3 vorsieht: Demografischer<br />
Wandel und <strong>über</strong>durchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und landwirtschaftliche<br />
Betriebe, die Betriebsgrößenvorteile realisieren können, auf der anderen Seite<br />
sind hierfür maßgeblich. Eine weitere Ursache für die Vielfalt der Länderprogramme liegt<br />
darin, dass die Länder unterschiedlich stark durch bestehende Verpflichtungen aus der vorangegangenen<br />
Förderperiode gebunden sind. Dies betrifft insbesondere die Ausgaben für<br />
Agrarumweltmaßnahmen. Schließlich dürfte die unterschiedliche Gewichtung auch darin<br />
begründet liegen, dass die Länder in unterschiedlichem Maße finanzielle Möglichkeiten<br />
haben, ländliche Räume <strong>über</strong> die Strukturfonds oder alleine aus Landesmitteln zu fördern<br />
und nicht zuletzt auch unterschiedliche politische Prioritätensetzungen widerspiegeln.<br />
Auf der Ebene der 41 für Deutschland relevanten ELER-Maßnahmen entfällt der mit<br />
Abstand größte Anteil der indikativen Finanzmittel mit 26 % auf die Maßnahme 214<br />
(Agrarumweltmaßnahmen). Es folgen mit rund 10 % der Mittel die Maßnahmen 121<br />
(Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe), 125 (Verbesserung und Ausbau der<br />
Infrastruktur im Zusammenhang mit der Entwicklung und Anpassung der Land- und<br />
Forstwirtschaft) und 322 (Dorferneuerung und -entwicklung) (11).<br />
Insgesamt zeigt sich, dass die Programme zur ländlichen Entwicklung nach wie vor<br />
stark auf die <strong>Landwirtschaft</strong> ausgerichtet sind. Es ist zu erwarten, dass rund die Hälfte<br />
der indikativen Mittel an landwirtschaftliche Betriebe fließen wird. Die zweitwichtigste<br />
Gruppe stellen die Kommunen und Körperschaften des öffentlichen Rechts dar, auf die<br />
etwa ein Drittel entfallen dürfte. Diese Gruppe ist nicht nur der wichtigste Zuwendungsempfänger<br />
in den Schwerpunkten 3 und 4, sondern auch im Schwerpunkt 1, was dort an