Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Die Zukunft des ländlichen Raumes<br />
Meine Damen und Herren,<br />
ländliche Räume sind an sich rückständig, es gibt einen tiefen Gegensatz von Stadt und<br />
Land. Ländliche Räume sind verlassene, verlorene Räume, es lohnt sich nicht, dafür etwas<br />
zu tun – diese und andere Vorurteile sollten wir in Zukunft hinter uns lassen. Vorurteile<br />
verstellen den Blick.<br />
Ich hoffe dabei natürlich, dass alBert einstein Unrecht hatte, als er bemerkte: „Es ist<br />
leichter, ein Atom zu spalten als ein Vorurteil.“ Ich setze demgegen<strong>über</strong> auf Vernunft und<br />
neues Denken.<br />
Worauf wollen wir also hinaus? Lassen Sie mich festhalten: Wir müssen die unumkehrbaren<br />
Verflechtungen unserer Regionen mit Europa und der Welt beachten. In der<br />
Überwindung tradierter Gegensätze von Stadt und Land wollen wir die Regionen stark<br />
und zukunftsfest machen. Dabei wollen wir gleichwertige Lebensverhältnisse als Maßstab<br />
beibehalten und entwickeln. Zugleich geht es darum, wirtschaftliche Wertschöpfung<br />
unter Einsatz neuer Technologien zu gewinnen und die Kräfte der Bürger im freiwilligen<br />
Engagement zu fördern.<br />
Vor diesem Hintergrund möchte ich fünf Ziele nennen, die mir wichtig erscheinen für<br />
die künftige Entwicklung ländlicher Räume als Regionen:<br />
Erstens: Vielfalt anerkennen<br />
Der ländliche Raum ist nicht gleichförmig wie eine holzgeschnitzte Maske, er hat viele<br />
Gesichter. Gerade unser Land verfügt <strong>über</strong> einen besonderen Reichtum an Landschaften,<br />
Traditionen, Kulturen und Wirtschaftspotenzialen. Diese föderale Struktur ist historisch<br />
gewachsen. Vielfalt anzuerkennen gehört zu einer Kultur der Freiheit. Wir sollten die breite<br />
Unterschiedlichkeit der Regionen als einzigartige Kraftquelle stärker schätzen lernen.<br />
Diese Vielfalt ist Stärke, sie ermöglicht Kreativität. Das sage ich nicht nur als Bayer.<br />
Zweitens: Lebensqualität ausbauen<br />
Ländliche Räume benötigen einen Grundstock an solider Infrastruktur, die an die Gegebenheiten<br />
der Region angepasst ist. Dazu gehören nicht nur hohe kommunale Standards in<br />
Schulen, Krankenhäusern, Bibliotheken oder sozialen Einrichtungen. Dazu gehören auch<br />
unbeschwerte Zugänge zu Natur und Kulturlandschaften, die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf und die kommunikative Anbindung im Lokalen an das regionale, nationale und<br />
globale Geschehen. Solche Lebensqualität macht ländliche Räume attraktiv.<br />
Drittens: Wertschöpfung erhöhen<br />
Ländliche Räume haben gegen<strong>über</strong> traditionellen Ballungszentren große Chancen für die<br />
Entfaltung regionaler Wirtschaftskraft. Die konsequente Einführung neuer Technologien<br />
ist dafür Voraussetzung. Die <strong>Landwirtschaft</strong> mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen,<br />
aber auch viele Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen zeigen, welche<br />
Wertschöpfungsketten sich entwickeln können. Das habe ich bei meinen Reisen in die<br />
unterschiedlichen Regionen selbst festgestellt.<br />
Es geht mir um Erhalt und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Das ist Voraussetzung<br />
dafür, Schritt um Schritt auch die teilweise hohe Arbeitslosigkeit in ländlichen Regionen<br />
zu senken.<br />
Viertens: Regionalen Zusammenhalt stärken<br />
Mir scheint es von zentraler Bedeutung zu sein, ländliche Räume darin zu unterstützen,<br />
dezentral eigenständige und regionsspezifische Lösungsmuster zu entwickeln.<br />
Ich erlebe immer wieder: Die Menschen dort wollen nicht bevormundet werden und<br />
ihre Dinge selbst entwickeln. Viele Initiativen und freiwilliges Engagement zeigen das.<br />
Regionen sind Verantwortungsgemeinschaften. Gelingendes regionales Zusammenwirken<br />
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