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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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60 Axel Lorig<br />

Ein dritter Gesichtspunkt war die Bindung der Schüler an ihren ländlichen Raum.<br />

Die Bodenständigkeit findet ihren Niederschlag vor allem bei jungen Leuten (Schülern)<br />

in dem Wunsch, später einen adäquaten Arbeitsplatz in der Region zu finden und dann<br />

die Möglichkeit zu haben, hier und weiterhin mit ihren künftigen Familien zu wohnen.<br />

Sie fühlen sich in den ausgewählten Regionen, weil sie mit ihren Freunden vor allen im<br />

Sommer und an jedem Wochenende in irgend einem Dorf in der Nachbarschaft ein Fest,<br />

eine Party oder eine andere Aktivität finden, die ihnen alles gibt, was sie sich für ihre<br />

Freundschaft wünschen, besonders wohl. Das Angebot einer Großstadt ist nach ihrer Einschätzung<br />

keineswegs attraktiver, und sie vermissen die großstädtische Umgebung nicht.<br />

Wenn sie zur Großstadt wollen, organisieren sie Fahrgemeinschaften und nehmen dort<br />

besondere kulturelle Angebote wahr.<br />

Ein vierter Gesichtspunkt ist die Haltung, die in die ländlichen Räume hineinversetzte<br />

Fremde empfinden. So wurde z. B. bei verschiedenen Interviews erkennbar, dass Partnerinnen<br />

von Arbeitskräften wegen mangelnden Kulturangebots nicht in eine Region<br />

kommen wollten. Auch einige in ländliche Räume versetzte Lehrer wollten z. B. nicht<br />

unmittelbar an einem aus ihrer Sicht kleinen Schulstandort eines Gymnasiums wohnen,<br />

sondern wählten ihren Wunschstandort in einem entfernt gelegenen Mittelzentrum, damit<br />

auch der Ehepartner ein hinreichendes Arbeitsplatzangebot erhielt.<br />

Als fünfter Gesichtspunkt wurden immer wieder die intakten Lebensbedingungen<br />

herausgestellt, die die Schönheit der Landschaft ergänzen. Die Kleinteiligkeit der Siedlungseinheit<br />

und ihre Überschaubarkeit fördern das Gemeinschaftsgefühl, wohl auch die<br />

soziale Kontrolle, wenn jeder jeden kennt und die Anonymität kaum möglich ist. Zwar<br />

hat dies auch Nachteile, aber allgemein wird das Aufwachsen und Leben in einer <strong>über</strong>schaubaren<br />

örtlichen Gemeinschaft in den ländlichen Räumen als ein besonderer Vorteil<br />

angesehen. Vor allem im Hinblick auf Familien mit Kindern wurde gesagt, dass in den<br />

untersuchten Regionen die „Welt noch in Ordnung ist“ und das „traditionelle Werte noch<br />

ihre Bedeutung“ haben. Die Kinder finden im Elternhaus Geborgenheit, in der Nachbarschaft<br />

Freunde und Gleichgesinnte mit denen sie dann in Sportvereine und Musikzügen<br />

Gemeinschaft erleben. Das sichere Leben im Vergleich zur Großstadt begründet bei vielen<br />

einen wesentlichen Vorteil dieser ländlichen Standorte: Wenig Kriminalität, keine Drogenprobleme,<br />

dass Zusammenleben in einer Familie ist zwar nicht spannungsfrei, aber auch<br />

nicht so konfliktreich wie in Metropolregionen. Schließlich wurde auch immer wieder<br />

auf die saubere Luft und die Reinheit der Gewässer verwiesen, die für viele Befragte von<br />

großer Bedeutung war.<br />

Als sechster Punkt wurden die günstigen Rahmenbedingungen für das Bauen herausgestellt.<br />

Als besonders wichtig wurden hier die besonders günstigen Bodenpreise genannt.<br />

Für die untersuchten Regionen galt, dass Grund und Boden noch nicht als knappes Gut<br />

angesehen wird und damit ein Baugrundstück erschwinglich ist. Das wird sich auch im<br />

Hinblick auf die geplante Flächenkreislaufwirtschaft nicht ändern, im Gegenteil, in den<br />

zentralen Teilen der Dörfer ist hinreichend Fläche für die zukünftige Bau- und Wohnentwicklung<br />

verfügbar. Selbst im Dorfinneren sind die Grundstücke weit größer als in den<br />

besiedelten Räumen, sodass Reihenhäuser auf Kleinstgrundstücken oder mehrstöckige<br />

Wohnhäuser ohne zugehöriges Gartengrundstück eine absolute Ausnahme bilden. Immer<br />

wieder wurde in den Interviews betont, dass dies vor allem ein Vorteil für junge Familien<br />

ist.<br />

Die geografische Lage der untersuchten Regionen in Rheinland-Pfalz wurde als<br />

besonderer Vorteil angesehen. Zum einen galt es, die Lage zwischen den Oberzentren<br />

Köln, Aachen, Trier und dem Nürburgring aber auch grenz<strong>über</strong>schreitend als Vorteil für<br />

den Tourismus zu erkennen. Hier bestehen erhebliche Standortvorteile, weil die Regionen<br />

Gäste aus dem anliegenden Bereich in hohem Umfang ansprechen. Für die Arbeitsplätze<br />

der Region ist die Nähe zu Metropolen durchaus von Bedeutung. Noch wichtiger ist aber

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