Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Was Projektarbeit in ländlichen Räumen braucht<br />
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(z. B. in Form eines Maßnahmekoffers) entwickelt und auf diversen Veranstaltungen und<br />
Tagungen präsentiert werden, um die Erfahrungen und Erkenntnisse zu <strong>über</strong>tragen und<br />
auch anderen Orten in ländlichen Räumen zur Verfügung stellen zu können.<br />
Für Kommunen wie auch für die Landespolitik galt es, Material zu erarbeiten. Nebenbei<br />
sollten, zunächst nur in Konturen angedacht, auch ein Buch <strong>über</strong> Familien sowie ein<br />
Film entstehen.<br />
Tabelle 1. Projekt „Ländliche Lebensmodelle“ – geplanter Projektablauf<br />
Zentrale Handlungsschritte<br />
(Teil-) Ziele und zugehörige Methodik<br />
1. Erstellung von<br />
Stadtportraits<br />
2. Erarbeitung<br />
kommunaler<br />
Leitbilder<br />
3. Identifikation<br />
lokaler Handlungsstrategien<br />
4. Benennung von<br />
Übertragbarkeitskriterien<br />
FamilieninterviewsZukunftswerkstätten<br />
Experten-<br />
gespräche<br />
vergleichende<br />
wissenschaftliche<br />
Arbeit<br />
Begleitende<br />
Material-<br />
erarbeitung:<br />
Eher journalistische<br />
Begleitarbeiten:<br />
für Kommunen Familienbuch<br />
für die Landes-<br />
politik<br />
Familienfilm<br />
Zunächst schien es, als sei dieses Design sehr zielführend und transparent, war es doch auf<br />
dem uralten Dreischritt von „Wirklichkeit sehen – Visionen zeichnen – Entwicklungspfade<br />
finden“ aufgebaut, der beispielsweise auch Zukunftswerkstätten zugrunde liegt 2) .<br />
Im Verlauf der Arbeit mit Verantwortungsträgern und Engagierten aus Bürgerschaft,<br />
Verwaltung und Politik zeigte sich aber, dass manche Phasen ganz anders als geplant<br />
verliefen:<br />
I. Die Bürger der kooperierenden Dörfer und Städte hatten wenig Interesse an Stadtportraits<br />
von auswärtigen Wissenschaftlern, an Ortsbeschreibungen, die von fremden<br />
Wertmaßstäben (eben „von außen“„von oben“, „aus der Stadt“ bzw. „aus der Theorie“)<br />
geleitet sind, waren sie doch selbst erste und beste Kenner ihrer Lebenssituation,<br />
mit ganz eigenen Bewertungsformen. Stattdessen interessierten sie sich in der ersten<br />
Projektphase dafür, von „inneren“ Dingen zu hören, die für sie trotz aller Orts- und<br />
Menschenkenntnis auch nicht allzu leicht zu erfahren sind: Gern hörten sie insofern in<br />
einem Familienforschungsprojekt von den Lebenssituationen, den Einstellungen, den<br />
Schwierigkeiten sowie auch Engagementpotenzialen „ihrer“ Familien, den Einheimischen<br />
und Zugezogenen, den Großfamilien und Alleinerziehenden, den Engagierten<br />
und Langzeitarbeitslosen, den vielen wirtschaftlich sehr mobilen (und deshalb vor Ort<br />
meist wenig sichtbaren) Bürgern. Die Menschen fanden das Fremde im Eigenen spannend,<br />
statt durch einen Außenblick mit leidlich Bekanntem konfrontiert zu werden.<br />
Spezifische Details aus der eigenen Mitte ließen sie aufhorchen. Die zu beratenden<br />
Bürger schätzten vor allem die „Till-Eulenspiegel-Rolle“ des Wissenschaftlers: Dass<br />
er ihnen einen Spiegel vorhält, in dem sie sich und ihre Mitbürger sehen können. Gut,<br />
wenn in diesem Spiegel kenntnisreich Details als auch nicht langweilende Überblicke,<br />
möglichst interessante und gleichermaßen abgewogene Wahrheiten zu erkennen sind 3) .<br />
Gut, wenn der „Spiegelung“ eine ehrliche und echte Wertschätzung des Lebens und<br />
Handelns der gezeigten Personen zugrunde liegt.