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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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186<br />

Anpassungsstrategien zur Erhaltung von Lebensqualität und<br />

umfassender Grundversorgung im peripheren ländlichen<br />

Raum Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Von Claudia Neu, Rostock<br />

Vortrag anlässlich des Zukunftsforums „Ländliche Entwicklung“ im Rahmen<br />

der Internationalen Grünen Woche (IGW) Berlin 2008<br />

Zu den dispersen demografischen Entwicklungen in Deutschland – dem Nebeneinander<br />

von wachsenden und schrumpfenden Regionen – muss kaum noch etwas gesagt werden.<br />

Hinlänglich bekannt ist, dass die Abwanderung junger Frauen und gut Ausgebildeter entlegene<br />

ländliche Regionen in Ost- und Westdeutschland besonders hart trifft. Die Konsequenzen<br />

dieser demografischen Veränderungen zeigen forciert durch die Finanznot der<br />

öffentlichen Kassen bereits ihre unschönen Seiten: Schulschließungen, Abbau des ÖPNV,<br />

steigende Wasser- und Abwasserkosten. Über die Herausforderungen – Erhalt einer<br />

Grundversorgung zu bezahlbaren Preisen – besteht zumindest Konsens. Wie diese Grundversorgung<br />

jedoch auszusehen hat und wie sie zu gewährleisten ist, dar<strong>über</strong> wird noch<br />

heftig debattiert. Über die politischen und sozialstrukturellen Folgen einer zunehmenden<br />

regionalen Differenzierung herrscht hingegen noch Ungewissheit. Erhöht Schrumpfung<br />

zwangsläufig soziale Ungleichheit? Werden die Ungleichheiten zwischen Stadt und Land<br />

wieder zunehmen, wie Demografen und Journalisten behaupten (4; 8)? Wie äußern sich<br />

diese Ungleichheiten, die sich in mehr oder weniger vorteilhaften Teilhabechancen an<br />

Ressourcen wie Bildung und Gesundheit niederschlagen, für die Bewohner entlegener<br />

Orte? Noch seltener wird in der wissenschaftlich-politischen Debatte danach gefragt, wie<br />

die Landbewohner den Wandel der Infrastrukturausstattung selbst wahrnehmen und wo<br />

sie (zukünftig) besondere „Problemzonen“ sehen. Interessanterweise kommen die Bürger<br />

erst wieder ins Spiel, wenn es darum geht, die Lücken, die durch den Rückzug des Staates<br />

aus der Daseinsvorsorge entstanden sind, zu stopfen. So ist in diesen Tagen häufig der Ruf<br />

nach dem aktiven Bürger, der mehr Eigenverantwortung <strong>über</strong>nimmt anstatt sich vom Staat<br />

rundum versorgen zu lassen, zu hören. Gleichwohl wissen wir kaum etwas dar<strong>über</strong>, ob die<br />

Bürger diesen Ruf auch hören, geschweige denn gewillt sind, ihm auch zu folgen.<br />

Um diesen Fragen näher auf den Grund zu gehen, untersuchten 19 Studentinnen und<br />

Studenten der Universität Rostock unter der Leitung von Prof. Dr. Peter A. Berger und<br />

Dr. ClAudiA Neu vom Institut für Soziologie und Demografie im September 2006 in der<br />

Gemeinde Galenbeck (Mecklenburg-Strelitz), welche (infrastrukturellen) Anpassungsstrategien<br />

zur Erhaltung einer umfassenden Grundversorgung und Erhaltung von Lebensqualität<br />

zukünftig in einer ländlichen Gemeinde notwendig werden (1)?<br />

I. Zum Beispiel Galenbeck<br />

Blicken wir nach Galenbeck, einer rund 1500 Einwohner zählenden Gemeinde im Nordosten<br />

des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, einem strukturschwachen Gebiet, das bis<br />

heute stark agrarisch geprägt ist und ohne nennenswerte Industrieansiedlung auskommen<br />

muss. Die Arbeitslosigkeit liegt seit vielen Jahren bei ca. 25 %. Galenbeck weist<br />

auch im Vergleich zu anderen ländlichen Räumen in Mecklenburg-Vorpommern mit 16<br />

Einwohnern/km² eine sehr geringe Besiedlungsdichte auf und entspricht ganz dem Typ

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