Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Strategien zur Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung der Bevölkerung<br />
(49 % der Wege zu Fuß, 9 % mit dem Fahrrad und nur 33 % im motorisierten Individualverkehr<br />
[MIV]), hat sich dieses Verhältnis inzwischen entscheidend verändert (27 % zu<br />
Fuß, 9 % mit dem Fahrrad und 56 % im MIV). Legt man die Verkehrsleistung in Personenkilometern<br />
zu Grunde, tritt die Dominanz des MIV als die bedeutendste Verkehrsart<br />
zum Zwecke des Einkaufs noch deutlicher hervor: Mittlerweile werden knapp 83 % der<br />
Verkehrsleistung im Einkaufsverkehr im MIV erbracht.<br />
Handlungsansätze: In der zitierten ILS-Studie bzw. Veröffentlichung wird auf einige<br />
Strategien und Maßnahmen zur Sicherung der Nahversorgung hingewiesen. So bietet die<br />
2007 in Kraft getretene Novelle des Baugesetzbuchs die Möglichkeit, zentrale Versorgungsbereiche<br />
festzulegen und damit städtebaulich gewünschte Versorgungsbereiche zu<br />
schützen. Gleichzeitig haben kommunale Einzelhandels- und Zentrenkonzepte im Laufe<br />
der letzten Jahre eine weite Verbreitung gefunden. Solche Konzepte sind bei der Festlegung<br />
von zentralen Versorgungsbereichen in Bebauungsplänen u. a. auch besonders zu<br />
berücksichtigen. Aber auch weitere Aktivitäten wie z. B. neue Serviceleistungen zur Gewinnung<br />
neuer Kundenpotenziale, z. B. Auslieferungsdienst für den Warenverkehr, können<br />
zur Sicherung der Nahversorgung beitragen.<br />
Gute Beispiele: Das Leitziel der „Dorfzentren“ im ländlichen Raum Ostthüringens<br />
ist die Entwicklung einer stabilen Nahversorgung für wenige Einwohner durch die Bündelung<br />
von kleinen Angebote in Siedlungsschwerpunkten unterhalb der Grundzentren.<br />
Um einzeln nicht tragfähige Funktionen (wie z. B. Einzelhandelsgeschäft, Postagentur,<br />
Apotheke, öffentliche Bücherei usw.) zu sichern, zielen die Angebote auf eine Teilung<br />
räumlicher und personeller Kapazitäten.<br />
Regionale Einzelhandelskonzepte dienen u. a. dem Erhalt einer gesicherten Nahversorgung.<br />
Sie sind inzwischen zu einem akzeptierten Instrument der Planung geworden. Seit<br />
der Verabschiedung eines regionalen Einzelhandelskonzepts in Ostwestfalen-Lippe sind<br />
z. B. nur Projekte umgesetzt worden, deren Unschädlichkeit für die Nachbarkommunen<br />
nachgewiesen wurde. Übergroße Projekte auf der „grünen Wiese“ wurden verhindert.<br />
5 Ausblick – Perspektiven der Sicherstellung einer flächendeckenden<br />
Grundversorgung der Bevölkerung<br />
Abnahme und Alterung der Bevölkerung und ihre Folgen für die Raumentwicklung werden<br />
auch mittelfristig weiter im Mittelpunkt stehen. Betroffen davon sind in erster Linie<br />
die ländlich geprägten Teilräume mit geringer und sehr geringer Siedlungsdichte im Osten<br />
Deutschlands. Der Bevölkerungsrückgang bewirkt hier eine weitere, z. T. starke Abnahme<br />
der Siedlungsdichte mit gravierenden Folgen für die künftige Infrastrukturversorgung in<br />
diesen Teilräumen (siehe Abb. 8).<br />
Noch ist die Ausstattung ländlicher Räume mit Einrichtungen der Grundversorgung für<br />
Gesundheit, Bildung und täglichen Bedarf, gemessen an der Bevölkerung, also pro Kopf,<br />
gut. Bezogen auf die Fläche aber wird das Problem deutlich: Die Zahl der Einrichtungen<br />
je km 2 Fläche ist in den ländlich geprägten Teilräumen sehr gering, die Wege zu den<br />
Einrichtungen und Angeboten der Grundversorgung deshalb lang und sie werden noch<br />
länger, wenn wegen des zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs die Zahl der Einrichtungen<br />
reduziert und Versorgungsbereiche vergrößert werden müssen. Zentrale Orte, meist<br />
Klein- und Mittelstädte, gewinnen dann als Standorte der öffentlichen Daseinsvorsorge<br />
und Ankerpunkte zur Stabilisierung dieser Räume noch mehr an Bedeutung.<br />
Weiterer erheblicher Handlungsbedarf besteht im Bereich der schulischen Versorgung,<br />
z. B. zur Straffung des Schulstandortnetzes. Durch die Anlehnung der Gestaltung des<br />
künftigen Schulnetzes an das Netz der zentralen Orte fällt gerade hier den Mittelzentren<br />
eine tragende Rolle für eine ausreichende Versorgung in zumutbarer Erreichbarkeit zu.<br />
85