Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Perspektiven der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
Von Alois HeissenHuber, München/Weihenstephan<br />
Artikel basiert auf dem Vortrag anlässlich des Regionalkongresses<br />
„Wirtschaft in ländlichen Räumen“ am 22. Februar 2007 in Münster<br />
1 Einleitung<br />
Die Situation ländlicher Räume ist in weiten Teilen durch eine sinkende Attraktivität<br />
gekennzeichnet. Häufig ist bereits eine kaum mehr zu bremsende Abwärtsspirale in<br />
Gang gesetzt worden. Dem steht ein Trend der Zuwanderung in die Verdichtungszonen<br />
gegen<strong>über</strong>, der seinerseits teilweise nicht mehr zu kontrollieren ist. Naturgemäß spielt<br />
die <strong>Landwirtschaft</strong> im ländlichen Raum eine tragende Rolle, in Teilbereichen ist sie die<br />
einzige Beschäftigungsmöglichkeit. Jedoch werden durch Nutzung des technischen Fortschritts<br />
gerade auch für die Produktion agrarischer Güter im Primärbereich immer weniger<br />
Arbeitskräfte benötigt. Wenn der arbeitssparende technische Fortschritt nicht genutzt wird,<br />
dann bleibt das Arbeitseinkommen in den landwirtschaftlichen Betrieben häufig hinter<br />
der Entwicklung des Arbeitseinkommens in anderen Branchen zurück. Diese weltweit zu<br />
beobachtende Entwicklung spielt sich in unterschiedlichem Ausmaß auch in den ländlichen<br />
Räumen Deutschlands ab. Im vorliegenden Beitrag werden die zu beobachtenden<br />
Trends aufgezeigt und darauf aufbauende Konsequenzen abgeleitet.<br />
2 Trends<br />
2.1 Technischer Fortschritt<br />
Die <strong>Landwirtschaft</strong> stellt in ländlichen Räumen häufig eine wichtige Beschäftigungsmöglichkeit<br />
dar. Durch die Nutzung des technischen Fortschritts wurden aber gerade in der<br />
Primärproduktion Arbeitskräfte freigesetzt. Wie Abbildung 1 am Beispiel von Rind- und<br />
Schweinefleisch verdeutlicht, hat sich im Verlauf von 50 Jahren die Nutzung des technischen<br />
Fortschritts u. a. auf die zur Erzeugung einer bestimmten Menge an Nahrungsmitteln<br />
erforderliche Arbeitszeit und die notwendige Agrarfläche deutlich ausgewirkt. Im<br />
Laufe des betrachteten Zeitraumes hat sich in der ersten Hälfte der Pro-Kopf-Verbrauch<br />
an Rindfleisch verdoppelt, während zu dessen Erzeugung der Flächenverbrauch verhältnismäßig<br />
wenig angestiegen ist und der entsprechende Arbeitszeitbedarf sogar rückläufig<br />
war. Im weiteren Verlauf ging der Verbrauch an Rindfleisch wieder zurück. Durch den<br />
gerade in den vergangenen 30 Jahren wirksamen technischen Fortschritt ist der erforderliche<br />
Flächen- und Arbeitszeitbedarf drastisch gesunken. Das führte zu steigenden Selbstversorgungsgraden<br />
bzw. zu Überschüssen, die letztlich nur mit Exportsubventionen auf<br />
den Weltmärkten abgesetzt werden konnten. Der damit verbundene Druck auf die Erzeugerpreise<br />
und die zunehmenden Marktordnungskosten aufgrund staatlicher Interventionsmaßnahmen<br />
waren negative Nebenwirkungen dieser Entwicklung. Noch viel stärker wirksam<br />
war der technische Fortschritt im Bereich der Schweinefleischerzeugung. Wenngleich<br />
hier <strong>über</strong> 50 Jahre hinweg ein Verbrauchsanstieg zu verzeichnen war, so liegt am Ende