Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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196 Heinz Frey<br />
Bürgerschaft entstand die Idee, die Wiederherstellung der dörflichen Grundversorgungs-<br />
Infrastruktur selbst in die Hand zu nehmen. Schnell war klar, dass man dafür nicht auf<br />
bestehende Konzepte zurückgreifen konnte, sondern völlig neue Wege beschreiten und ein<br />
gänzlich eigenes Modell entwickeln musste. Nach drei Jahren intensiver Vorarbeit konnte<br />
das DORV-Zentrum am 09.09.2004 eröffnen.<br />
5 Die Betreiberstruktur<br />
Wichtig für diesen neuen Weg der Nahversorgung in Barmen ist ein Umdenken der Bürgerinnen<br />
und Bürger, und zwar aller Bevölkerungsgruppen.<br />
Ideeller Träger des Projektes ist die Bürgergemeinschaft, organisiert im DORV-Trägerverein.<br />
Für den geschäftlichen Bereich wurden zusätzlich zwei Firmen gegründet. Die<br />
DORV-Zentrum GmbH als Betreiber und die DORV-Partner GBR, welche die Kapitalsammlung<br />
für das Projekt organisiert und das Bürgerkapital verwaltet. Durch den Trägerverein<br />
und die Kapitalsammlung konnten nahezu alle Bevölkerungskreise mit in das Projekt<br />
eingebunden werden. Mit dem Kauf von Anteilscheinen sind Teile der Bürgerschaft,<br />
wie schon gesagt, Nutzer, Betreiber des Zentrums und Arbeitgeber.<br />
Das Geschäftsmodell ist denkbar einfach. „Non less – non profit“ wird in Barmen<br />
wie folgt <strong>über</strong>setzt: Jedes Vereinsmitglied zahlt keinen monetären Beitrag. Der Beitrag<br />
ist der, dass die Bürger jeden Tag einkaufen gehen. Jeder Anteilseigner erhält keinen<br />
Gewinnanteil für seine Einlage. Der Gewinn besteht darin, dass er jeden Tag einkaufen<br />
kann. Gewinne aufzuhäufen ist nicht das Ziel, sondern Lebensqualität sichern. So können<br />
Preisstrukturen erreicht werden, die im Wettbewerb Stand halten. Ohne irgendwelche<br />
Zuschüsse, Beihilfen oder sonstige finanziellen Hilfen ist das DORV-Zentrum dem ganz<br />
normalen Wettbewerb ausgesetzt.<br />
6 Weiterentwicklung, Expansion und Beratungsleistungen<br />
Eine Vielzahl von neuen Ideen sichert eine beständige Kunden orientierte Weiterentwicklung<br />
des DORV-Zentrums in Barmen im Sinne der angestrebten Rundum-Versorgung.<br />
Aber auch Expansion und Vervielfältigung der Idee sind aktuelle Themen. Weitere DORV-<br />
Zentren entstehen zurzeit in Nachbardörfern, in benachbarten Regionen in NRW und in<br />
anderen Bundesländern. Die Idee macht Schule, ein Netzwerk ähnlicher Einrichtungen ist<br />
aktiv. So beraten die Initiatoren des DORV-Zentrums Barmen mittlerweile Ortschaften,<br />
Kommunen, Bürgergemeinschaften, Kaufleute, Landwirte in ganz Deutschland und dar<strong>über</strong><br />
hinaus. Vorträge, Fachtagungen, Schulungen, fachliche Gutachten und Untersuchungen<br />
der bestehenden Nahversorgung gehören zum Leistungsspektrum. Von der ersten<br />
Voruntersuchung bis hin zur abschließenden Machbarkeitsstudie wird ein komplettes<br />
Ladenkonzept genauso angeboten wie Einzelbausteine zur Umsetzung in bereits bestehenden<br />
Einrichtungen. Eine intensive Zusammenarbeit mit Hochschulen und Ministerien<br />
ergänzt dies und belegt zudem, dass diese Idee um sich greift.<br />
7 Die gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
Auf die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen wie z. B. demografischer Wandel,<br />
Generationenproblem, Energiekosten, Globalisierungsfolgen und Entvölkerung der Dörfer<br />
haben die Barmener eine passende Antwort gefunden. Verschiedenste Auszeichnungen<br />
dokumentieren den Erfolg. So erhielt das DORV-Zentrum 2005 den bedeutenden Robert-