Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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78 Hans-Peter Gatzweiler und Thomas Pütz<br />
len zum Schuljahr 2005/2006. Solche z. T. sehr radikalen Maßnahmen mit erheblichen<br />
Auswirkungen auf die Versorgungsqualität sind mittelfristig in weiteren Teilen der alten<br />
Länder zu befürchten.<br />
Die Entwicklung bei den weiterführenden Schulen ist bisher weniger dramatisch verlaufen.<br />
Für die Zahl der Gymnasien (Schulen, die zur allgemeinen Hochschulreife führen)<br />
ist bundesweit nur ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Leichte Zunahmen im hoch<br />
verdichteten Umland einiger Kernstädte und bereits spürbare Abnahmen in vor allem<br />
dünner besiedelten Regionen in den neuen Ländern stehen sich hierbei gegen<strong>über</strong> (siehe<br />
Abb. 5.2). Die Erreichbarkeit von Gymnasien ist zurzeit noch in allen Teilräumen innerhalb<br />
von 30 Minuten Pkw-Fahrzeit gegeben. Weniger als 5 % der Bevölkerung leben in<br />
Ortslagen, von denen aus ein Gymnasium mehr als 15 Minuten Pkw-Fahrzeit entfernt ist.<br />
Ob dies auch im Falle einer zu erwartenden zukünftigen Zentralisierung von Standorten<br />
weiterführender Schulen aufgrund stark abnehmender Schülerzahlen gewährleistet ist,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Mittelfristig bis 2030 ist auch in vielen Teilräumen im Westen ein dramatischer Rückgang<br />
der Schülerzahlen im Grundschulbereich (6 bis unter 10-Jährige) zu erwarten (siehe<br />
Abb. 5.3). Die Folge ist, dass Mindestschulgrößen unterschritten werden. Zwangsläufig<br />
drohen Schulschließungen, zumindest wird es zunehmend schwieriger, ein hochwertiges<br />
und breites Schulangebot im Grundschulbereich flächendeckend aufrecht zu erhalten. Im<br />
Osten dagegen dürfte sich mittelfristig die Entwicklung zumindest im Grundschulbereich<br />
konsolidieren. Der Schwerpunkt bei der Aufhebung von Schulstandorten verlagert sich von<br />
den Grundschulen hin zu den weiterführenden Schulen, vor allem den Sekundarbereich<br />
II und den Berufsschulbereich. Denn hier wird die demografische Welle mit Rückgängen<br />
von zum Teil weit <strong>über</strong> 40 % bei den 16 bis unter 20-Jährigen mittelfristig gravierende<br />
Auswirkungen zeigen (siehe Abb. 5.4).<br />
Handlungsansätze: Die gängige Reaktion auf Schülerrückgang und sinkende Auslastungsgrade<br />
ist die Schließung deutlich unterbelegter Schulen bei Konzentration der<br />
reduzierten Schüleranzahl auf die verbleibenden Schulstandorte, die damit dann wieder<br />
ausgelastet sind. Diese Vorgehensweise führt in Städten meist lediglich zu „Komforteinbußen“,<br />
die man vertreten kann; in ländlichen Räumen wird dadurch jedoch der Erreichbarkeitsaufwand<br />
erheblich erhöht, was sich abträglich auf die Qualität des erreichten<br />
Bildungsabschlusses auswirkt.<br />
Bildungsexperten in der alten Bundesrepublik haben sich deshalb bereits Anfang der<br />
1980er-Jahre gegen massive Schulkonzentrationen im ländlichen Raum ausgesprochen<br />
und neue Konzeptionen für die Schulversorgung gefordert. Statt starrer Vorgaben sprachen<br />
sie sich bereits damals für flexible, an den regionalen Bedingungen ausgerichtete Konzepte<br />
aus. Als Ansätze empfohlen wurden z. B. die Anbindung der 5. und 6. Schuljahre<br />
an die Grundschulen, den Schulbetrieb im Verbund bis zum standort- und schulform<strong>über</strong>greifenden<br />
Lehrereinsatz.<br />
Speziell für Grundschulen sah man zudem Möglichkeiten, die Versorgung in peripheren<br />
ländlichen Räumen durch dezentrale kleine Grundschulen mit speziellem, darauf<br />
ausgerichteten pädagogischen Konzept und jahrgangs<strong>über</strong>greifendem Unterricht zu<br />
sichern. Einige dieser Überlegungen sind inzwischen in den neuen Bundesländern vereinzelt<br />
zur Anwendung gekommen. Jüngste Untersuchungen zeigen dabei, dass sogar ein<br />
jahrgangs<strong>über</strong>greifender Grundschulunterricht wahrscheinlich kostenneutral und ohne<br />
Bildungsqualitätseinbußen machbar ist.<br />
Für die Daseinsvorsorge, die im Schulbereich zentrale Orte unter den Bedingungen<br />
des demografischen Wandels leisten können, bietet sich schließlich statt Aufgabe von Kapazitäten<br />
vorerst auch eine Sicherung vorhandener Schulkapazitäten an, ggf. durch temporäre<br />
Zwischennutzung. Denn möglicherweise könnten diese Einrichtungen im Rahmen