Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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68 Strategien zur Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung der Bevölkerung Von Hans-Peter Gatzweiler und tHomas Pütz, Bonn Artikel basiert auf dem Vortrag anlässlich des Regionalkongresses am 24. Mai 2007 in Magdeburg zur Bedeutung der Infrastruktur für die weitere Entwicklung ländlicher Räume 1 Sicherung der Daseinsvorsorge – eine Kernaufgabe der Raumentwicklungspolitik Die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) hat Ende Juni 2006 neue Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland beschlossen. Abb. 1. Leitbild „Daseinsvorsorge sichern“
Strategien zur Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung der Bevölkerung Die drei neuen Leitbilder „Wachstum und Innovation“, „Daseinsvorsorge sichern“ und „Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“ veranschaulichen gemeinsame Zielvorstellungen und Handlungsstrategien von Bund und Ländern zur künftigen Raumentwicklung. D. h., sie beschreiben die Aufgabenschwerpunkte der Raumentwicklungspolitik in den nächsten Jahren. Sie berücksichtigen gleichrangig die raumbedeutsamen Elemente des Nachhaltigkeitsprinzips und sind dem Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse verpflichtet1) . Das Leitbild „Daseinsvorsorge sichern“ (siehe Abb. 1) stellt heraus, dass auch unter den Bedingungen des demografischen Wandels und knapper Finanzmittel eine hinreichende Versorgung mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge eine zentrale Dimension gleichwertiger Lebensverhältnisse ist. Es stellt sich allerdings auch die Frage, ob die bisherigen Standards öffentlicher Daseinsvorsorge vor allem in dünn besiedelten, ländlichen Räumen, die in erster Linie von den Auswirkungen einer starken Bevölkerungsabnahme und Alterung betroffen sind, zukünftig aufrecht erhalten werden können. Notwendig ist hier aber eine Gewährleistung öffentlicher Infrastrukturangebote für unabdingbare Kernfunktionen, d. h. Funktionen, die elementare soziale Bedürfnisse betreffen. Dazu gehören Bildungsangebote, die den dort lebenden Kindern und Jugendlichen gute Entwicklungschancen für das berufliche Leben eröffnen sowie eine medizinische Versorgung, die auch dem zukünftigen Bedarf einer zunehmenden Anzahl älterer und hoch betagter Menschen gerecht wird. Gleichzeitig gewinnt die Sicherung der Erreichbarkeit von Infrastrukturangeboten an Bedeutung – physisch durch ÖPNV, Schiene und Straße und nichtphysisch durch intelligente Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie. Das Leitbild stellt weiter heraus, dass das „Zentrale Orte-Konzept“ ein wichtiger Orientierungsmaßstab für Anpassungsstrategien ist. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zahl der Ebenen und die Anzahl zentraler Orte allerdings zukünftig geringer sein müssen, wenn die Forderungen nach räumlicher Bündelung und Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen erfüllt werden sollen. Denn Erreichbarkeits- und Versorgungsgradanalysen zeigen, dass die künftige demografische Entwicklung für eine Vielzahl von Mittelund Oberzentren zu einer Gefährdung ihrer Tragfähigkeit führt. Öffentliche Daseinsvorsorge in dünn besiedelten, ländlichen Räumen mit starkem Bevölkerungsrückgang steht deshalb vor der Aufgabe, einerseits Angebote „in der Fläche“ vorzuhalten und andererseits „kritische Massen“ für eine effektive Auslastung der Infrastruktur zu schaffen. Dem kommt das siedlungsstrukturelle Leitbild der dezentralen Konzentration entgegen. Analysen zeigen, dass damit Infrastrukturkosten erheblich reduziert werden könnten2) . Auf folgende Punkte bzw. Fragen soll nachfolgend näher eingegangen werden: ● Welche Bedeutung hat das „Zentrale-Orte-System“ für die Grundversorgung in der Fläche? ● Was können Modellvorhaben zur Sicherung der Grundversorgung in der Fläche beitragen? ● Wie schaut die räumliche Versorgungssituation (Schule, Gesundheit, Nahversorgung) aktuell aus? Welche künftigen Entwicklungen sind absehbar, wo gibt es welchen Handlungsbedarf? ● Welche Strategien und Konzepte sind geeignet, eine Grundversorgung in der Fläche auch künftig zu gewährleisten? ● Gibt es schon „Gute Beispiele“, d. h. in der Praxis erprobte Lösungsansätze, z. B. neue Angebotsformen für die Bereitstellung von Leistungen der Grundversorgung? ● Welche Perspektiven zeichnen sich für die Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung ab? 69
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