Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Wachstum und Beschäftigung – Welche Rolle spielen ländliche Räume?<br />
Den allmählichen Angleichungsprozessen nationaler Volkswirtschaften, die auf<br />
gesamteuropäischer Ebene zu konstatieren sind, stehen jedoch räumlich differenzierte<br />
Konzentrations- und Dekonzentrationsprozesse, Kooperations- und Polarisierungstendenzen<br />
gegen<strong>über</strong>. Sie erfahren in den EU-Mitgliedsstaaten jeweils unterschiedliche<br />
Ausprägungen (27). In sie sind auch die ländlichen Regionen je nach ihrer wirtschaftlichen<br />
Stärke, Struktur, Lage und je nach spezifischem Entwicklungspfad unterschiedlich<br />
eingebunden. Daraus resultiert eine breit gefächerte Ausdifferenzierung von Teilräumen<br />
und eine Heterogenität regionaler Entwicklungswege. Vor diesem Hintergrund kann die<br />
europäische Raumentwicklung nur unvollständig auf das Verhältnis, ja den Gegensatz<br />
zwischen städtischen, ja metropolitanen Räumen und ländlichen Regionen reduziert werden.<br />
Vielmehr lösen sich die tradierten Stadt-Land-Gegensätze mehr und mehr auf. Wo<br />
ein differenzierter Zugang zum Begriff des ländlichen Raumes nötig ist, erweist sich der<br />
Begriff „Ländlicher Raum“ als wenig zukunftstauglich. Vielmehr richtet sich der Blick<br />
mehr und mehr auf die Region, die als akteursbezogene und identifikationsstiftende Handlungsebene<br />
im wirtschaftsräumlichen Geschehen zunehmende Bedeutung erhält.<br />
In Deutschland rückt v. a. angesichts des demografischen Wandels und seiner regionalen<br />
Perspektiven sowie angesichts des ländlichen Struktur- und Funktionswandels die<br />
Frage in den Mittelpunkt, welche Bedeutung zukünftig den ländlichen Räumen für die<br />
Umsetzung europäischer Kohäsionspolitik zukommt und welche Handlungsansätze im<br />
nationalen Politikfeld zur Entwicklung ländlicher Räume geeignet sind, damit ländliche<br />
Räume an der gesamtgesellschaftlichen und –wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland<br />
und Europa teilnehmen. Die laut gewordene Kritik an den aktuellen Leitbildern der<br />
Raumordnung (9) hat die Diskussion, welche Rolle zukünftig den ländlichen Räumen in<br />
der Raumentwicklung beigemessen werden soll, zugespitzt.<br />
2 Ländliche Räume im Spiegel der neuen Leitbilder<br />
der Raumordnung<br />
Die neuen Leitbilder der Raumordnung „Wachstum und Innovation, Sicherung der<br />
Daseinsvorsorge und Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“ (9) sind Antworten<br />
auf die skizzierten veränderten Rahmenbedingungen, denen die gesamträumliche<br />
Entwicklung in Deutschland unterliegt: Im größer werdenden Europa, das auf Arbeitsteilung<br />
<strong>über</strong> Grenzen hinweg und auf freie Zutritte zu den Kapital-, Waren- und Dienstleistungsmärkten<br />
setzt, verändern sich die Dimensionen des Standortwettbewerbs, erweitern<br />
sich räumliche Verflechtungsbereiche, nehmen Verkehrsbewegungen zu und konzentrieren<br />
sich Entscheidungs- und Kontrollfunktionen auf große Zentren: Metropolen eben. Sie bilden<br />
quasi eine neue Ebene im zentralörtlichen System. Metropolisierung im europäischen<br />
Rahmen ist einerseits das Ergebnis neuer Konzentrations- und Verflechtungsprozesse in<br />
einer bisher vernachlässigbaren räumlichen Dimension, andererseits Ausgang für nationale<br />
Wachstumsimpulse (7).<br />
Das Konzept der Metropolregionen muss als Ansatz verstanden werden, die Folgen<br />
dieser Entwicklung in eine raumordnerisch sinnvolle Leitvorstellung zu kleiden. An sie ist<br />
eine Wachstums- und Wettbewerbsstrategie gebunden, die mit dem Motto „Stärken stärken“<br />
– allerdings unvollständig – umschrieben wird. An ihr nehmen nach dieser Sichtweise<br />
vorrangig all jene Regionen teil, die im engeren und weiteren Verflechtungsraum solcher<br />
Metropolen liegen. Dabei muss man sich vor Augen führen, dass solche Metropolregionen<br />
bisher unbekannte räumliche Dimensionen einnehmen. Darin sind auch ländliche Räume,<br />
nicht nur in den engeren, sondern v. a. allem auch in den weiteren Verflechtungsbereichen<br />
eingebunden. Für die Metropolregionen werden sog. „Verantwortungsgemeinschaften“<br />
regionaler Akteure gefordert (7).<br />
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