Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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ELER und der unterschiedliche Mehrwert des LEADER-Ansatzes in Deutschland<br />
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In einem zentralen Punkt, der horizontalen Integration der Politikbereiche, hat die EU<br />
die Entwicklung in Richtung starkes Mainstreaming durch die Trennung der Politik für<br />
die ländlichen Räume von der Struktur- und Regionalpolitik selbst verhindert. So wurde<br />
die bisherig mögliche Verknüpfung von LEADER auch mit den Strukturfonds gekappt;<br />
LEADER gilt nun nur noch ausschließlich für Maßnahmen des ELER. Damit ist der Anspruch<br />
der horizontalen Koordination der Politikbereiche Regionalpolitik und Politik für<br />
die ländlichen Räume sowie der Anspruch der Bündelung von Finanzströmen schon von<br />
der EU-Ebene aus aufgegeben worden.<br />
3 Die Umsetzung in Deutschland<br />
Bezüglich der Varianten des Mainstreamings von LEADER in Deutschland lässt sich leicht<br />
vorstellen, dass in der Praxis ohnehin nicht die Extremvarianten in Reinform gewählt werden,<br />
sondern vor allem Mischkonzepte, bei denen Verschiedenes miteinander kombiniert<br />
wird. Angesichts schwacher Vorgaben der Kommission war hier auch alles möglich. Und<br />
– um den Tenor vorwegzunehmen – in einem föderalen Staat wie Deutschland kommt<br />
dann auch fast alles vor: Also die Flächendeckung als Prinzip, aber kein Wettbewerb der<br />
regionalen Entwicklungskonzepte. Mal werden alle oder mehrere ELER-Schwerpunkte<br />
mit der LEADER-Methode bedient, häufig aber nur Schwerpunkt 3. Einige Länder wollen<br />
die Bündelung verschiedener Finanzmittel aus ELER, GAK und Landesmitteln; andere<br />
lassen nur ELER-Mittel zu. Schon hieran sieht man: Der Einfluss der Länder auf die<br />
Ausgestaltung ist groß.<br />
Im Detail unterscheiden sich die Länderansätze erheblich, was die Ausgestaltung und<br />
Durchführung von Wettbewerben zur Regionsauswahl, die Auswahlgremien, die Definition<br />
„ländlicher Räume“ (von der EU nur für den Schwerpunkt 3 in ELER vorgeschrieben),<br />
die Größe der Regionen (Saarland: mindestens 10 000 Einwohner, Schleswig-Holstein:<br />
mind. 50 000 Einwohner), die Mittelausstattung der LEADER-Tranche und die<br />
sektorale Integration angeht.<br />
Die Verteilung des Mitteleinsatzes auf die Schwerpunkte innerhalb von ELER weist<br />
erhebliche Unterschiede in Deutschland auf. Zu konstatieren sind drei Clusterbildungen:<br />
Ihren Hauptschwerpunkt sehen die Länder Hamburg und Niedersachsen mit Bremen in der<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (Schwerpunkt 1; vornehmlich Agrarinvestitionsprogramm<br />
via Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe sowie Infrastrukturinvesti-<br />
tionen, insbesondere Flurbereinigung, Hochwasser- und Küstenschutz); die Länder Bayern,<br />
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen konzentrieren jeweils mehr als die<br />
Hälfte der ELER-Mittel auf den Schwerpunkt 2 (Umweltschutz und Landschaftspflege<br />
durch nachhaltiges Landmanagement); auf Schwerpunkt 3 (Diversifizierung der Wirtschaft<br />
und Verbesserung der Lebensqualität; vielfach hoher Anteil für Dorfentwicklung)<br />
konzentrieren sich vor allem die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-<br />
Anhalt, Schleswig-Holstein und das Saarland.<br />
Die Ausstattung der LEADER-Achse (Schwerpunkt 4) fällt sehr unterschiedlich aus:<br />
Die meisten Länder statten LEADER nur im Bereich der vorgegebenen Mindestfinanzierung<br />
aus, lediglich das Saarland, Hessen und Schleswig-Holstein sehen hier einen<br />
besonderen Ansatz vor, wobei Hessen neben der Kofinanzierung durch die GAK zusätzlich<br />
eigene Landesmittel zur Aufstockung der LEADER-Mittel (nach Art. 89 der ELER-<br />
VO) einsetzt. Nur wenige Länder wählen also eine Stärkung integrierter Politikansätze<br />
mit einer stärkeren Steuerung auf regionaler Ebene. Die meisten Länder dagegen bleiben<br />
bei einer traditionellen Politik für ländliche Räume und behalten damit einen höheren<br />
Eigeneinfluss auf die teilräumliche Entwicklung.