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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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ELER und der unterschiedliche Mehrwert des LEADER-Ansatzes in Deutschland<br />

129<br />

In einem zentralen Punkt, der horizontalen Integration der Politikbereiche, hat die EU<br />

die Entwicklung in Richtung starkes Mainstreaming durch die Trennung der Politik für<br />

die ländlichen Räume von der Struktur- und Regionalpolitik selbst verhindert. So wurde<br />

die bisherig mögliche Verknüpfung von LEADER auch mit den Strukturfonds gekappt;<br />

LEADER gilt nun nur noch ausschließlich für Maßnahmen des ELER. Damit ist der Anspruch<br />

der horizontalen Koordination der Politikbereiche Regionalpolitik und Politik für<br />

die ländlichen Räume sowie der Anspruch der Bündelung von Finanzströmen schon von<br />

der EU-Ebene aus aufgegeben worden.<br />

3 Die Umsetzung in Deutschland<br />

Bezüglich der Varianten des Mainstreamings von LEADER in Deutschland lässt sich leicht<br />

vorstellen, dass in der Praxis ohnehin nicht die Extremvarianten in Reinform gewählt werden,<br />

sondern vor allem Mischkonzepte, bei denen Verschiedenes miteinander kombiniert<br />

wird. Angesichts schwacher Vorgaben der Kommission war hier auch alles möglich. Und<br />

– um den Tenor vorwegzunehmen – in einem föderalen Staat wie Deutschland kommt<br />

dann auch fast alles vor: Also die Flächendeckung als Prinzip, aber kein Wettbewerb der<br />

regionalen Entwicklungskonzepte. Mal werden alle oder mehrere ELER-Schwerpunkte<br />

mit der LEADER-Methode bedient, häufig aber nur Schwerpunkt 3. Einige Länder wollen<br />

die Bündelung verschiedener Finanzmittel aus ELER, GAK und Landesmitteln; andere<br />

lassen nur ELER-Mittel zu. Schon hieran sieht man: Der Einfluss der Länder auf die<br />

Ausgestaltung ist groß.<br />

Im Detail unterscheiden sich die Länderansätze erheblich, was die Ausgestaltung und<br />

Durchführung von Wettbewerben zur Regionsauswahl, die Auswahlgremien, die Definition<br />

„ländlicher Räume“ (von der EU nur für den Schwerpunkt 3 in ELER vorgeschrieben),<br />

die Größe der Regionen (Saarland: mindestens 10 000 Einwohner, Schleswig-Holstein:<br />

mind. 50 000 Einwohner), die Mittelausstattung der LEADER-Tranche und die<br />

sektorale Integration angeht.<br />

Die Verteilung des Mitteleinsatzes auf die Schwerpunkte innerhalb von ELER weist<br />

erhebliche Unterschiede in Deutschland auf. Zu konstatieren sind drei Clusterbildungen:<br />

Ihren Hauptschwerpunkt sehen die Länder Hamburg und Niedersachsen mit Bremen in der<br />

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (Schwerpunkt 1; vornehmlich Agrarinvestitionsprogramm<br />

via Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe sowie Infrastrukturinvesti-<br />

tionen, insbesondere Flurbereinigung, Hochwasser- und Küstenschutz); die Länder Bayern,<br />

Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen konzentrieren jeweils mehr als die<br />

Hälfte der ELER-Mittel auf den Schwerpunkt 2 (Umweltschutz und Landschaftspflege<br />

durch nachhaltiges Landmanagement); auf Schwerpunkt 3 (Diversifizierung der Wirtschaft<br />

und Verbesserung der Lebensqualität; vielfach hoher Anteil für Dorfentwicklung)<br />

konzentrieren sich vor allem die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-<br />

Anhalt, Schleswig-Holstein und das Saarland.<br />

Die Ausstattung der LEADER-Achse (Schwerpunkt 4) fällt sehr unterschiedlich aus:<br />

Die meisten Länder statten LEADER nur im Bereich der vorgegebenen Mindestfinanzierung<br />

aus, lediglich das Saarland, Hessen und Schleswig-Holstein sehen hier einen<br />

besonderen Ansatz vor, wobei Hessen neben der Kofinanzierung durch die GAK zusätzlich<br />

eigene Landesmittel zur Aufstockung der LEADER-Mittel (nach Art. 89 der ELER-<br />

VO) einsetzt. Nur wenige Länder wählen also eine Stärkung integrierter Politikansätze<br />

mit einer stärkeren Steuerung auf regionaler Ebene. Die meisten Länder dagegen bleiben<br />

bei einer traditionellen Politik für ländliche Räume und behalten damit einen höheren<br />

Eigeneinfluss auf die teilräumliche Entwicklung.

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