Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Die Zukunft des ländlichen Raumes<br />
Es geht mir um eine Partnerschaft von Stadt und Land. Die Gegensätze von früher<br />
sollten wir ersetzen durch ein Miteinander der Zukunft.<br />
● Wir wissen heute, dass Stadt und Land wirtschaftlich aufeinander verwiesen und<br />
angewiesen sind.<br />
● Wir wissen zudem, dass auch hinsichtlich Natur und Kultur Stadt und Land zusammengehören.<br />
●<br />
Wir wissen auch, dass im Zeichen von Europäisierung und Globalisierung sich Stadt<br />
und Land nur zusammen behaupten können.<br />
„Stadt und Land Hand in Hand“ – der kurze Slogan drückt aus, worum es geht. Städtische<br />
und ländliche Räume bilden zusammen die Region. Entwicklung und Stärkung der Regionen<br />
bilden den entscheidenden Ansatzpunkt.<br />
Ländliche Räume sind regionale Räume. Es geht in wirtschaftlicher Sicht um regionale<br />
Verbundsysteme, um notwendige wissenschaftlich-wirtschaftliche „Clusterbildung“.<br />
Politisch sind regionales Management und interkommunale Zusammenarbeit („territorial<br />
governance“) zu entscheidenden Erfolgsfaktoren geworden.<br />
Es geht aber auch um die Bindungen der Menschen untereinander. Denn in den Regionen<br />
schaffen die Menschen sozialen Zusammenhalt, bilden Wurzeln, fühlen sich zugehörig.<br />
Wir haben also bei dem Nachdenken <strong>über</strong> Stellung, Wert und Entwicklung ländlicher<br />
Räume nicht nur auf das wirtschaftliche, sondern gleichermaßen auf das soziale und kulturelle<br />
Kapital zu achten. Erst dies zusammen ermöglicht die Zukunftsfähigkeit, die wir<br />
anstreben.<br />
Ich möchte noch einen weiteren Punkt ansprechen: „Verlassenes Land, verlorenes<br />
Land“ – so titelte kürzlich ein Spiegel-Journalist eine Reportage <strong>über</strong> die „Deutsche<br />
Provinz“.<br />
Meine Damen und Herren,<br />
nichts ist falscher als das. Natürlich gibt es eine ganze Reihe von Problemen ganz<br />
unterschiedlicher Natur – Arbeitslosigkeit, Schrumpfungsprozesse aufgrund von Abwanderung,<br />
Probleme in der Infrastruktur, soziale Verwerfungen – Probleme, mit denen wir in<br />
unserem Land insgesamt zu kämpfen haben. Es gibt Regionen, die damit mehr als andere<br />
zu kämpfen haben.<br />
Aber wir können doch nicht <strong>über</strong>sehen, wie viel Positives wir in den ländlichen Räumen<br />
haben: Wir haben dort eine produktive Land- und Lebensmittelwirtschaft, wir haben<br />
dort viele gute Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen, wir haben dort<br />
gefestigtere soziale Beziehungen, wir haben dort geschützte Naturräume und gepflegtes<br />
Kulturland, wir haben dort wichtige Gesundheits-, Erholungsmöglichkeiten und interessante<br />
Freizeitangebote – und nicht zuletzt landschaftliche Schönheiten, die ländliche<br />
Räume lebens- und liebenswert machen.<br />
Das alles gibt es, aber es gibt das nicht <strong>über</strong>all gleichermaßen. Das Umland prosperierender<br />
Städte beispielsweise ist anders als periphere Gebiete. Ebenso prägen Geografie<br />
und Geschichte die Regionen in ganz unterschiedlicher Weise. Und die Folgen von vierzig<br />
Jahren DDR-Sozialismus sind für die fünf neuen Bundesländer nicht von heute auf morgen,<br />
sondern nur in langen Zeiträumen zu bewältigen.<br />
Wir dürfen also weder verharmlosen noch verklären. Nostalgie und Tristesse zu pflegen<br />
ist gleichermaßen schädlich.<br />
Wir brauchen eine realistische Sicht der Dinge, die Probleme wie Potenziale, Risiken<br />
wie Chancen gleichermaßen aufnimmt.<br />
Aber im Grundsatz bin ich davon <strong>über</strong>zeugt, dass alle Regionen trotz mancher Schwächen<br />
auch ihre ureigenen Stärken haben.<br />
Manchmal muss man nur aus einem anderen Blickwinkel darauf schauen, um das zu<br />
bemerken. Außerdem sehen wir ja – und das macht Hoffnung – dass sich vermeintliche<br />
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