Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Zukunft ländlicher Räume: Perspektiven und Handlungsoptionen<br />
2 Förderpolitik und Ordnungspolitik<br />
199<br />
Integrierte ländliche Entwicklung braucht neben einer klaren Zielsetzung, zu der sich die<br />
beteiligten Akteure bekennen müssen, ein stimmiges Umfeld von Förder- und Ordnungspolitik.<br />
Die Metropolregionen, die als europäisches Konzept gedacht waren, haben wir nun<br />
flächendeckend in Deutschland. Sie haben aber keine Handlungskompetenz für die Region.<br />
Das liegt daran, dass sie nicht als regionale Akteure, sondern als Raumordnungskategorien<br />
entwickelt wurden. Sie sind dar<strong>über</strong> hinaus in ihren Flächenausdehnungen so<br />
groß, dass sie keine innere Verbundenheit beanspruchen oder herstellen können. Wenn<br />
Stadt-Umland-Kooperationen verbessert werden, ist das zu begrüßen – dies hat aber noch<br />
nichts mit dem Anspruch der regionalen Solidargemeinschaft zu tun. Weiter vom Zentrum<br />
entfernte ländliche Räume geraten vielmehr ein weiteres Mal in eine Randlage.<br />
Die ländliche Entwicklung wird noch immer zu stark als Entwicklung der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
gesehen. Das hat eine Reihe von negativen Konsequenzen, sowohl für die integrierte<br />
ländliche Entwicklung, als auch für die <strong>Landwirtschaft</strong>. Letztere ist mit der Rolle<br />
des Entwicklungsmotors der ländlichen Räume <strong>über</strong>fordert. „Ländlich“ ist heutzutage<br />
keine Chiffre mehr für eine Wirtschaftsform (Agrarwirtschaft), sondern eine (unscharfe)<br />
raumordnerische Dimension. Ländliche Entwicklung ist vielmehr die wirtschaftliche und<br />
gesellschaftliche Entwicklung in ländlichen Räumen. Sie bezieht sich auf alle für die<br />
Entwicklung maßgeblichen Faktoren. Von der Kinderbetreuung und örtliche Bildungsangebote,<br />
<strong>über</strong> die Frage der Standortbedingungen mittelständischer Unternehmen, bis zur<br />
Wohnflächenentwicklung und dem klassischen Infrastrukturangebot.<br />
Dennoch wird versucht, mit ordnungspolitischen Instrumenten und Argumenten in<br />
der Agrarpolitik einzugreifen, um sie für die ländliche Entwicklung nutzbar zu machen.<br />
Das Ergebnis kann in jeder Diskussion betrachtet werden: Es gibt eine Konkurrenz um<br />
Finanzmittel, die eine Auseinandersetzung um politische Konzepte ersetzt. Was wir brauchen,<br />
ist aber der Konsens <strong>über</strong> ein strategisches Entwicklungskonzept ländlicher Räume,<br />
in dem die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, das Handwerk und die Kommunen<br />
ihre Funktionen ausüben können. Dabei stehen die Kommunen für die Sicherstellung der<br />
gesellschaftlichen und sozialen Daseinsvorsorgedienste.<br />
Politik der ländlichen Entwicklung wird nicht als Politik zur Förderung der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
angesehen. Sie könnte es aber sein. Gemeint ist damit, dass die Absatzchancen<br />
der landwirtschaftlichen Produkte zunehmend von ihrem Image abhängen. Die Schweiz<br />
macht es uns vor: „Die ländliche Entwicklung wird immer wichtiger für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung in der <strong>Landwirtschaft</strong>“, formulierte Doris LeutharD, die <strong>Landwirtschaft</strong>ministerin<br />
der Schweiz, bei der Eröffnung der IGW 2008. Kurz gefasst heißt das:<br />
Produkte aus einer Region, der es gut geht, sind auch in den Augen der Konsumenten gut<br />
– und einen entsprechenden Preis wert.<br />
Diese Denkweise trifft nicht nur auf die klassische Lebensmittelproduktion zu, sondern<br />
auf die innovative Produktpalette der modernen <strong>Landwirtschaft</strong>, angefangen von nachwachsenden<br />
Rohstoffen und Bioenergie bis hin zum Tourismus. Hier zeigt sich die weiter<br />
zunehmende Verflechtung der Land- und Forstwirtschaft mit dem übrigen Gewerbe. Für<br />
den Erfolg landwirtschaftlicher Unternehmen ist das Vorhandensein von Unternehmen<br />
mit handwerklichen und technischen Dienstleistungen von steigender Bedeutung. <strong>Landwirtschaft</strong>liche<br />
Unternehmen können letztlich nur in funktionierenden ländlichen Räumen<br />
erfolgreich sein.<br />
Das muss auch Konsequenzen für die Förderpolitik haben. Ich denke dabei an die<br />
Frage der langfristigen Verwendung der Mittel für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU<br />
und ihre Aufteilung auf die 1. und 2. Säule. Wenn es zu keiner maßgeblichen Änderung<br />
kommt, brauchen wir uns nicht mehr dar<strong>über</strong> zu unterhalten, ob der <strong>Landwirtschaft</strong> Agrar-