Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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80 Hans-Peter Gatzweiler und Thomas Pütz<br />
schiede auf. Sie liegt in einigen Kernstädten rund 10-mal so hoch (bis zu 31,4 je 10 000<br />
Einwohner) wie in dünn besiedelten, peripheren Regionen (mit einem Minimum von 2,6<br />
je 10 000 Einwohner (siehe Abb. 6.1). Abgesehen von den niedrigen Versorgungsgraden<br />
kommt noch hinzu, dass im Vergleich mit verdichteten Räumen in ländlichen Räumen<br />
die Anfahrtswege zu den Arztpraxen für viele Einwohner länger sind – bei gleichzeitig<br />
schlechterer Versorgung mit Angeboten des ÖPNV. Bei Unterversorgung führt dies hier zu<br />
besonders starken Benachteiligungen im ambulanten Bereich (siehe Abb. 6.2).<br />
Die stationäre medizinische Versorgung erfolgt in Deutschland in Krankenhäusern<br />
sowie Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. Dabei <strong>über</strong>nehmen Krankenhäuser die<br />
Aufgaben der akutstationären Versorgung. Für eine bundesweite Darstellung der akutstationären<br />
Versorgung hat das BBR in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Institut<br />
der AOK, das <strong>über</strong> ein aktuelles bundesweites Verzeichnis der Betriebsstätten von Krankenhäusern<br />
verfügt, eine Erreichbarkeitsanalyse für Krankenhäuser der Grundversorgung<br />
durchgeführt 9) . Dabei wurde der Grundversorgungsbegriff nicht an der Versorgungsstufe,<br />
sondern an der Vorhaltung von Fachabteilungen der drei Disziplinen Chirurgie, Unfallmedizin<br />
und Gynäkologie/Geburtshilfe festgemacht. Zu Einrichtungen der Grundversorgung<br />
wurden dabei Krankenhäuser gezählt, wenn sie <strong>über</strong> eine chirurgische und internistische<br />
Fachabteilung (mit mehr als fünf Betten) und eine gynäkologische Abteilung verfügen.<br />
Der Versorgungsgrad der Bevölkerung kann allgemein nach dieser Analyse als sehr<br />
gut eingestuft werden. Legt man die notwendige Pkw-Fahrzeit zur Erreichung des nächsten<br />
Krankenhausstandortes zugrunde, so befinden sich rd. 3/4 der Bevölkerung innerhalb<br />
eines 10-Minuten-Radius und fast 98 % innerhalb eines 20-Minuten-Radius um das<br />
jeweils nächste Krankenhaus mit Grundversorgung. Nur lediglich 2,3 % der Bundesbevölkerung<br />
benötigen mehr als 20 Minuten zum nächsten Krankenhaus (siehe Abb. 6.3).<br />
Besondere Bedeutung erlangt das Thema der Erreichbarkeit von Krankenhäusern nach<br />
der verpflichtenden Einführung der DRG-Fallpauschalen. Bei zunehmendem Wettbewerb<br />
unter den Krankenhäusern wird als Folge möglicher Spezialisierungen u. a. auch ein räumlicher<br />
Konzentrationsprozess von Krankenhausleistungen erwartet. Die damit verbundenen<br />
möglichen Auswirkungen auf die Krankenhausversorgung zeigt ein Szenario „Wegfall<br />
des nächsten Krankenhauses der Grundversorgung“ (siehe Abb. 6.3). Es zeigt sich, dass<br />
es vor allem die ländlichen, peripheren Regionen sind, die von Versorgungsproblemen<br />
bedroht sind. Städtische Zentren und ihr Umland zeichnen sich durch ein dichteres Netz<br />
von Krankenhäusern aus. Ohne deutlich größeren Zeitaufwand können hier alternative<br />
Krankenhäuser angefahren werden.<br />
Wie wird sich die Versorgungssituation im Gesundheitsbereich unter den Vorzeichen<br />
des demografischen Wandels perspektivisch weiterentwickeln? Der Trend zur fortschreitenden<br />
Alterung hat zur Folge, dass ärztliche Leistungen vermehrt in Anspruch genommen<br />
werden müssen. Auswertungen von Krankheitsdaten belegen eindeutig, dass der wesentliche<br />
Betreuungsbedarf in der Gesundheitsversorgung erst nach dem 55. bis 60. Lebensjahr<br />
beginnt. Für diese Altersgruppen bringt der demografische Wandel jedoch vielen Regionen<br />
keinen Rückgang, sondern bis 2030 einen deutlichen Anstieg (siehe Abb. 6.4). Betroffen<br />
sind in erster Linie die neuen Länder und dort in besonderem Maße dünn besiedelte,<br />
ländliche Räume, also die Räume, die bereits heute mit Unterversorgung zu kämpfen<br />
haben. Hier besteht z. T. nur noch ein dünnes Praxisnetz von Allgemeinmedizinern, die die<br />
Grundversorgung sichern. Die besonderen Probleme liegen darin, dass dieses Netz immer<br />
weiter ausdünnt, weil es immer weniger gelingt, dort neue Ärzte hinzubekommen.<br />
Handlungsansätze: Viel versprechende Lösungsansätze zur Gewährleistung einer<br />
räumlich ausgewogenen Grundversorgung mit Leistungen des Gesundheitswesens liegen<br />
bereits in der Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen, wie sie die Gesundheitsreform<br />
im Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung ermöglicht.<br />
Durch die Aufhebung der strikten Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versor-