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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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32 Holger Magel, Silke Franke<br />

tung <strong>über</strong>nimmt, zu größeren und auch anerkannteren Erfolgen kommt. Es muss einen<br />

Grund haben, warum partizipativ handelnde Dorf-erneuerungs-Bürgermeister mit<br />

großem Erfolg wiedergewählt werden. Der gleiche Appell geht auch an die Behörden<br />

und deren politische Chefs: Nicht die Einzelperson oder das Einzelressort steht im<br />

Mittelpunkt, sondern das Wohl der Gemeinschaft, dem alle verpflichtet sind.<br />

Fazit<br />

Good Governance in der Politik für die Entwicklung ländlicher Räume erfordert laut<br />

OECD eine bessere horizontale und vertikale Koordination der Akteure, Förderprogramme<br />

und Inhalte durch eine neutrale, fähige Institution und durch eindeutig geklärte Rollen und<br />

Zuständigkeiten aller Akteure, um die Effizienz zu verbessern (Synergien nutzen statt<br />

Konkurrenzen pflegen) und die Effektivität sicher zu stellen (dem ländlichen Raum als<br />

Ganzen helfen, statt sektorale oder regionale Nischenpolitik zu betreiben).<br />

Good Governance ist aber mehr als ein Analyse- und Diagnose-Werkzeug. Es ist<br />

auch ein Reformkonzept, das auf Idealvorstellungen und Werten basiert. Bezogen auf<br />

das Selbstverständnis des Staates heißen die Leitvorstellungen „Aktivierender Staat“,<br />

„Gewährleistungsstaat“ oder „Ermöglichender Staat“. Sie beinhalten die Idee, dass Staat<br />

und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam Problemlösungen<br />

erarbeiten und dabei als Partner agieren. Das erfordert von allen Beteiligten Offenheit<br />

für Veränderungen, Bereitschaft für Perspektiven- und Rollenwechsel und die Geduld<br />

für den Vertrauensbildungsprozess. Bürger und Wirtschaft müssen insbesondere lernen,<br />

Engagement und Verantwortung auch <strong>über</strong> das Eigeninteresse hinaus zu entwickeln. Der<br />

für das Gemeinwohl zuständige Staat ist aufgerufen, entsprechende Freiräume für eine<br />

Mitgestaltung zu schaffen und Rahmenbedingungen für das gesellschaftliche und unternehmerische<br />

Handeln zu setzen. Er bleibt aber nach wie für Kernaufgaben zuständig (z. B.<br />

Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung, Bildung etc.).<br />

Insbesondere der ländliche Raum ist auf die vermehrte Bildung von Verantwortungsgemeinschaften<br />

angewiesen (zwischen Staat, Wirtschaft und Bürgern genauso wie zwischen<br />

den Kommunen oder zwischen Einzelsektoren und Wirtschaftsbranchen etc.). Sie sind<br />

unverzichtbare Bausteine, vielmehr Voraussetzung, für die angemahnten ganzheitlichen<br />

und von allen mitgetragenen Strategien, Konzepte und Maßnahmen im ländlichen Raum.<br />

Wenn wir das erreichen, haben wir auch Good Governance erreicht.<br />

Die beachtliche Kampagne des <strong>BMELV</strong> zum ländlichen Raum, die ihren Abschluss mit<br />

dem erstmals im Rahmen der Internationalen Grünen Woche Berlin veranstalteten Forum<br />

„Ländliche Entwicklung“ im Januar 2008 fand, ging vor diesem Hintergrund noch zu<br />

wenig auf Good Governance ein. Das Ministerium und alle verbündeten Akteure sollten<br />

hierauf künftig mehr Focus legen und hierfür mehr Raum und (Tagungs-)Zeit geben.<br />

Zusammenfassung<br />

Die OECD hat mit ihrem Bericht <strong>über</strong> die Politik für die Entwicklung der ländlichen Räume für viel<br />

Aufsehen gesorgt. Experten monieren, dass auch in Deutschland gewisse Governance-Defizite einer<br />

wirksamen Unterstützung des ländlichen Raumes entgegenstehen. Dies sind v. a. fehlende Mechanismen<br />

für die Koordinierung der notwendigerweise sektor<strong>über</strong>greifenden Politikbereiche. Obwohl<br />

dem ländlichen Raum multifunktionale Bedeutung zugeschrieben wird, folgt die Logik der Förderprogramme<br />

nach wie vor sektoral-hierarchischen Strukturen. Am Beispiel des Fördergrundsatzes<br />

der „Integrierten ländlichen Entwicklung“ wird aufgezeigt, dass Ansätze für eine Weiterentwicklung<br />

vorhanden, aber noch nicht ausreichend sind, um dem anspruchsvollen Label „Ländliche Entwicklung“<br />

Genüge zu tun. Das Konzept von Good Governance bietet nicht nur Qualitätskriterien für eine<br />

analytische Betrachtung des Status Quo, sondern auch eine gut geeignete Diskussionsplattform für<br />

mutige(re) Reformmodelle.

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