Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Wachstum und Beschäftigung –<br />
Welche Rolle spielen ländliche Räume?<br />
Von Ulrike Grabski-kieron, Münster<br />
Artikel basiert auf dem Vortrag anlässlich des Regionalkongresses<br />
„Wirtschaft in ländlichen Räumen“ am 22. Februar 2007 in Münster<br />
1 Ländliche Räume im Zeichen europäischer<br />
Kohäsionspolitik<br />
Prozesse des agrarischen und außeragrarischen Struktur- und Funktionswandels sind zu<br />
jeder Zeit Triebkräfte für die Entwicklung ländlicher Räume gewesen. Beide bedingen<br />
einander und sind Ausdruck sich verändernder gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und<br />
politischer Rahmenbedingungen räumlicher Entwicklung. Ländliche Räume als Teilräume<br />
des Gesamtraumes werden – je nach Ausgangslage – mit unterschiedlicher Dynamik in<br />
diese Veränderungsprozesse einbezogen. Diese finden in der ländlichen Wirtschaft und<br />
Gesellschaft, im Siedlungswesen und nicht zuletzt in den landschaftlichen Freiräumen und<br />
ihren Nutzungsmustern ihren Niederschlag. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts vollzieht sich<br />
ländliche Entwicklung in Europa und Deutschland zum einen unter den Einflüssen sich<br />
wandelnder Nutzungsansprüche und zunehmender wirtschaftlicher Verflechtungen im Zeichen<br />
von Globalisierung und Internationalisierung, zum anderen vor dem Hintergrund des<br />
demografischen Wandels, sich verändernder Werthaltungen, Wahrnehmungen und Lebensstile<br />
und nicht zuletzt unter den veränderten programmatischen Ausrichtungen europäischer<br />
und nationaler Politiken. Besonders für die Kohäsions- und regionale Strukturpolitik der<br />
EU ergaben sich daraus in den zurückliegenden Jahren Einflüsse und Anpassungszwänge,<br />
die ihren Niederschlag in der aktuellen inhaltlichen Ausgestaltung und finanziellen Ausrichtung<br />
der europäischen Programm- und Finanzierungsinstrumente finden.<br />
Die Begriffe „Wirtschaftswachstum“ und „Beschäftigung“ spiegeln schlaglichtartig<br />
die aktuellen strategischen Ausrichtungen der europäischen Kohäsionspolitik wider, die<br />
in den europäischen Konferenzen von Lissabon (2000) und Göteborg (2001) festgelegt<br />
worden sind. Eingepasst in das Zielsystem der europäischen Strukturpolitik für die Förderperiode<br />
2007–2013 mit ihren Hauptzielen „Konvergenz, Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Beschäftigung“ sowie „territoriale Zusammenarbeit“ richten sich die zentralen Aufgaben<br />
der Politikgestaltung heute darauf, intakte Arbeitsmärkte mit hochwertigen attraktiven<br />
Arbeitsplätzen zu gewährleisten und auszubauen, die qualitative Anpassungsfähigkeit von<br />
Arbeitskräften und die Förderung des Humankapitals, z. B. durch Stärkung der Aus- und<br />
Weiterbildung, voranzutreiben sowie eine wissensbasierte Wirtschaft, die auf Innovation,<br />
Technologietransfer und Unternehmergeist setzt, zu fördern. Gleichzeitig sollen die Teilräume<br />
Europas durch den Ausbau der Infrastruktur- und Kommunikationsnetze i. S. des<br />
grenz<strong>über</strong>greifenden Austausches von Waren und Dienstleistungen besser miteinander<br />
verbunden, die Umweltpotenziale gewahrt und der Schutz der natürlichen Ressourcen<br />
vorangetrieben werden (14; 23). In diesem strategischen Konzept europäischer Entwicklung<br />
wird einerseits den Städten und Metropolen als „Motoren des Wachstums und der<br />
Beschäftigung“, andererseits der Diversifizierung ländlicher Räume und der regionalen<br />
Vielfalt sowie der interregionalen Zusammenarbeit ein großer Stellenwert beigemessen.