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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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Zum Stellenwert von Good Governance in der Politik für die ländlichen Räume<br />

tärsausschuss für Ländliche Räume“ (der allerdings nicht beim <strong>Landwirtschaft</strong>sminister,<br />

sondern bei dem für die Landesentwicklung zuständigen Wirtschaftsminister angesiedelt<br />

ist) für bessere Koordinierung, Kooperation und damit auch für integrale Lösungen sorgen<br />

soll (sackMann Dezember 2007).<br />

Zwar erkennt die OECD an, dass mehrere Bundesländer ihr <strong>Landwirtschaft</strong>sministerium<br />

entweder in andere Ministerien eingegliedert oder mit anderen Ministerien und<br />

neuem Ressortzuschnitt zusammengelegt haben, um die Perspektive der Politik ländlicher<br />

Räume zu erweitern; sie gibt aber zu bedenken, dass unterschiedliche Konstruktionen<br />

in den verschiedenen Bundesländern die Asymmetrien untereinander weiter verschärfen<br />

könnten.<br />

Eine Musterlösung gibt es also nicht. Nach Ansicht der OECD sollte aber in jedem Fall<br />

ein Organ geschaffen werden, das bei ländlicher Politik und Förderung<br />

● als unparteiischer Akteur fungieren kann und daher befugt ist, Beiträge zur Koordinierung<br />

zwischen sektoralen Ministerien zu liefern,<br />

● eine enge Zusammenarbeit zwischen den Förderpolitiken, also zwischen ländlicher<br />

Entwicklung (also ELER, GAK) und Regional- und Städtepolitik (EFRE, GRW, Städtebauförderungsprogrammen<br />

und wohl auch ESF) gewährleisten kann,<br />

● <strong>über</strong> eigene finanzielle Ressourcen verfügt,<br />

● die Bandbreite der ländlichen Entwicklung à la ELER um eine ressort<strong>über</strong>greifende<br />

Perspektive erweitert,<br />

● ein der ländlichen Entwicklung förderliches und ländliche Anliegen legitimierendes<br />

Klima schafft und<br />

●<br />

klar zwischen „ländlich“ und „<strong>Landwirtschaft</strong>“ unterscheidet (OECD 2007, S. 168 f.).<br />

Es wird die Frage sein, ob dieses Organ ein (formell oder auch nur informell feder-<br />

führendes) Ministerium, ein Staatssekretärsausschuss oder ein interministerieller Arbeitskreis<br />

etc. sein soll und v. a. welche (echten) Kompetenzen es haben kann 10) . So oder so<br />

– wir müssen endlich Lösungen finden, die nicht nur den Anliegen der OECD, sondern<br />

auch den Forderungen prominenter Verwaltungswissenschaftler wie HeRMann Hill gerecht<br />

werden: Ohne eindeutige leadership und wirksame Koordination ist es in einer<br />

„zunehmend komplexen Welt mit verteiltem Wissen, Engagement, Handlungsressourcen<br />

sowie spezifischen Problemlösungskompetenzen“ nicht möglich, „die Ressourcen der verschiedenen<br />

Akteure zum Wohle des Ganzen zu nutzen“ (vgl. Hill 2006, S. 230).<br />

Es mutet allerdings wie ein schlechter Witz an, dass Tausende junger Führungskräfte<br />

zum deutschen „Verwaltungsvatikan“, nämlich zur Verwaltungshochschule in Speyer, pilgern<br />

und dort die Lehren vom richtigen Verwaltungshandeln empfangen, um dann später<br />

in den jeweiligen Ressorts das Gegenteil zu erleben. Fast möchte man der Meinung des<br />

Ministerialen gunnaR JoHn (2006) beipflichten, der offensichtlich aus eigenem Erleben<br />

geäußert hat: „Leider hat die deutsche Verwaltungskultur nur ein geringes Interesse an<br />

integrierter, fach<strong>über</strong>greifender Planung“.<br />

Good Governance im ländlichen Raum erfordert sektor<strong>über</strong>greifende<br />

und multifunktional ausgerichtete Politik<br />

Wir brauchen das Mit- statt Gegeneinander der verschiedenen Ressorts, weil nur so eine<br />

sektor<strong>über</strong>greifende und multifunktionale Politik möglich wird, wie sie die OECD in<br />

ihrem Paradigmenwechsel anmahnt („Räume fördern statt Sektoren“, „Investieren statt<br />

Subventionieren“).<br />

Die von Bundesminister HoRst seeHoFeR in Berlin 2008 angekündigte Weiterentwicklung<br />

der klassischen Agrarstrukturpolitik wird aber wohl nie zur Gänze diese notwendige<br />

ganzheitliche Sicht und vor allem Strategie und Förderung erreichen können, es sei denn<br />

die GAK wird wirklich zu einer agrarunabhängigen Gemeinschaftsaufgabe „Förderung<br />

des ländlichen Raumes“ bzw. der ländlichen Entwicklung umgeformt. Solange sich aber<br />

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