Ein Winter in Spanien Zweiter Band - Friedrich Wilhelm Hackländer
Ein Winter in Spanien Zweiter Band - Friedrich Wilhelm Hackländer
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108 HACKLÄNDER: EIN WINTER IN SPANIEN<br />
Toledo hielt. Und ich b<strong>in</strong> stolz auf diese Ähnlichkeit der Verhältnisse.<br />
Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Pferd rutschte nämlich auf dem glatten, steilen Pflaster aus<br />
und stürzte auf die Kniee, sprang aber gleich darauf wieder <strong>in</strong> die Höhe,<br />
um se<strong>in</strong>en Weg fortzusetzen. Vabieca dagegen, das Schlachtroß des Cid,<br />
sank beim <strong>E<strong>in</strong></strong>reiten se<strong>in</strong>erseits ebenfalls auf die Kniee und blieb ruhig<br />
liegen, was se<strong>in</strong>en Herrn so wie den König ungeme<strong>in</strong> überraschte, da<br />
Vabieca als sehr stolz und trotzig bekannt war. Man ließ deßhalb auf der<br />
Stelle nachgraben und fand unter der Erde den blutigen Christus wieder<br />
auf, der schon unter dem Gothenkönige Athagilde Lahme und Bl<strong>in</strong>de<br />
heilte und seitdem spurlos verschwunden war. Dieses Wunder erschien<br />
um so größer, als zu se<strong>in</strong>en Füßen die ewige Lampe klar und hell brannte,<br />
als habe man sie erst gestern mit frischem Öl versehen, während das<br />
doch zum letzten Male vor so viel hundert Jahren geschehen war. Der<br />
blutige Christus ist übrigens heute noch zu sehen, und zwar <strong>in</strong> der Kapelle<br />
del santisimo Cristo de la sangre auf dem Zocodover, dem ältesten<br />
Marktplatze von Toledo.<br />
Kapitel 15<br />
Toledo.<br />
Die Straßen Toledo’s. Toledo. Die Waffenfabrik. Alte Toledaner Kl<strong>in</strong>gen. Der Zorn des<br />
heiligen Petrus. Die Kathedrale. Der Hauptthurm. Blick auf die Stadt mit ihren Umgebungen.<br />
Der Tajo. Der Mirador König Roderichs. <strong>E<strong>in</strong></strong> Spaziergang um die Stadt. Die<br />
e<strong>in</strong>same Kapelle. Die Kämpfe um Toledo. San Juan de los Reyes. Das Judenquartier.<br />
Prächtige Überreste maurischer Baukunst. Das Spital von Santa Cruz. Der Alcazar.<br />
Der Pferdevermiether von Toledo. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Decoration zur Unterwelt.<br />
Die Fonda, <strong>in</strong> der wir abgestiegen, war e<strong>in</strong> bescheidenes Haus, sehr<br />
kle<strong>in</strong>, obgleich dessen <strong>E<strong>in</strong></strong>gang, e<strong>in</strong> hoher gothischer Ste<strong>in</strong>bogen, mehr<br />
versprach. Glücklicherweise waren wir die e<strong>in</strong>zigen Fremden und erhielten<br />
deßhalb die besten Zimmer, zwei große Räume mit weißen Kalkwänden,<br />
an denen Schilderungen aus dem Leben des Cid Campeador<br />
und des Don Quixote h<strong>in</strong>gen. Das Ameublement bestand aus e<strong>in</strong>em Tische<br />
und Rohrstühlen, und die Betten, <strong>in</strong> eisernen Gestellen, wie fast<br />
überall <strong>in</strong> <strong>Spanien</strong>, waren ziemlich gut. Da unsere Wohnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
f<strong>in</strong>steren Hofe lag, von allen Seiten überragt von schwarzen Mauern,<br />
und deßhalb nie e<strong>in</strong>en Sonnenstrahl zu sehen bekam, so war sie recht<br />
unangenehm kalt, und wir kauerten uns dicht um den Brassero zusammen,<br />
auf dessen Rand wir die Füße setzten, um uns e<strong>in</strong>igermaßen zu<br />
erwärmen. Das war aber nach unseren Ritten immer die angenehmste<br />
Stunde; da g<strong>in</strong>gen wir lachend und scherzend noch e<strong>in</strong>mal den ganzen<br />
vergangenen Tag durch, da wurde die Karte über unsere Kniee ausgebreitet,<br />
die Stadt, wo wir uns gerade befanden, mit e<strong>in</strong>em Bleistiftstriche<br />
versehen, und hierauf kam die süße Papier-Cigarre, deren aromatischen<br />
Rauch man wie den der türkischen Pfeife <strong>in</strong> die Lunge e<strong>in</strong>zieht<br />
und nachher behaglich wieder ausströmen läßt.