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große Gruppen von Deutschen, die am Straßenbau arbeiteten. Bloem hatte ihm<br />
also in Ipanema nur von den Arbeitern berichtet, die er in Deutschland für die<br />
Hütte angeworben hatte, aber nicht weiteren für den Straßenbau, sonst hätte<br />
Kidder das sicherlich erwähnt.<br />
1858 kam der berühmte Schweizer Baron Johann Jakob von Tschudi in der<br />
Absicht nach Santos, von dort auf dem Landwege nach Rio Grande do Sul und<br />
weiter nach Montevideo zu reisen. Die bei seinem Aufenthalt in Ipanema erhaltenen<br />
Auskünfte bewogen ihn aber, den Plan aufzugeben und nach einer Rundreise<br />
in der Provinz S.Paulo nach Santos zurückzukehren und von dort auf dem Seewege<br />
die Reise nach dem Süden fortzusetzen. In „Reisen durch Südamerika“ ,Band 4,<br />
Seite 128f. berichtet er über die Hütte und über Bloem:<br />
„In der Hoffnung, der Hütte wieder aufzuhelfen, ernannte die Regierung einen<br />
gewissen Geniemajor Blöhm als Director und sandte ihn 1834(!) nach Deutschland,<br />
um die nöthigen Acquisitionen zu machen und die Hütte allen Anforderungen<br />
entsprechend zu erweitern. Blöhm brachte von seiner Reise eine Menge Gegenstände<br />
mit, als die schon erwähnten Mineralien-, Modell-, Instrumenten- und<br />
Büchersammlungen, das chemische Laboratorium, die Dampf-, Hobel- und<br />
Cylinderbohrmaschine, Drehbank mit Support, eine Säge- und Mahlmühle u.s.f.,<br />
auch eine Anzahl Arbeiter, aber unbegreiflicherweise keinen einzigen Schmelzer<br />
[unter den in Deutschland Angeworbenen befand sich der Gelbgießer (Messing)<br />
Wilhelm Hugel, der aber aus irgendeinem Grunde als Straßenbauarbeiter beschäftigt<br />
wurde]. Die Einkäufe Blöhms kosteten der Regierung über 40.000 Milreis. Unter<br />
seiner Leitung nahm der Betrieb der Hütte allerdings einen größeren Aufschwung,<br />
aber die Einnahmen reichten noch lange nicht hin, um die laufenden Ausgaben zu<br />
decken [was bei dem Eisenwerk meines Wissens immer der Fall gewesen ist, es kam<br />
nie aus den Schulden heraus].<br />
Blöhm war aus Elberfeld gebürtig und in seiner Jugend Kellner gewesen. Durch<br />
Zufall (!) wurde er nach Brasilien verschlagen, wo er sich zuerst mit Feldmessen<br />
beschäftigte, bald aber unter günstigen Bedingungen als Offizier in das Geniekorps<br />
trat und in kurzer Zeit zum Major avancirte. In dieser Stelle war er eine Zeit lang<br />
Gouverneur der Verbrechercolonie auf der Insel Fernando Noronha und zeichnete<br />
sich dort durch unerhörte Grausamkeit gegen die Sträflinge aus. Nicht weniger<br />
tyrannisch war er in Ipanema. Es wurden mir wahrhaft schaudervolle Beispiele<br />
von seiner sinnlosen Brutalität erzählt; so soll er z.B. nicht nur Neger, sondern auch<br />
Weisse am Pranger der Fabrik haben prügeln lassen, dass sie infolge der erlittenen<br />
Mishandlungen den Geist aufgaben. Ein von den Schweden angelernter Gussmeister<br />
starb unter seinen Händen. Ebenso brutal wie gegen seine Untergebenen, betrug<br />
er sich in seiner Familie. Sein Schwager [der Baron?] erzählte mir auf dem Dampf-