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gen Beziehungen zu den deutsch-brasilianischen Begegnungsschulen eröffnet das<br />
Institut diesen Personen oder Institutionen den Zugang zu einem Zielpublikum,<br />
wie es andere nicht erreichen.<br />
Desgleichen wird das Institut durch die fortschreitende Modernisierung sowie<br />
zukünftige Arbeitsvorhaben den Bereichen Bibliothek und Archiv ein Profil geben,<br />
das stärker denn je modernen Forschungszwecken entspricht. Deutsche wie brasilianische<br />
Forscher werden über elektronische Medien direkten Zugang zu einem<br />
immensen Reservoir an Daten zum Thema “ Deutsche Immigration” haben und<br />
wichtige Erkenntnisse für ihre Studien gewinnen.<br />
Auch das Jahrbuch befindet sich in gewisser Weise in einer Phase des Umbruchs.<br />
Es wird einerseits seine “ raison d’être” als wissenschaftliche Publikation<br />
bewahren, darüber hinaus aber in seinen Beiträgen ein nicht nur in der akademischen<br />
Gemeinde wachsendes Interesse an einer Gesamtschau Brasiliens reflektieren.<br />
Durch den Miteinbezug komplementärer Themen aus den Bereichen Gesellschaft,<br />
Wirtschaft, Politik und Kultur werden in Zukunft auch vermeintliche “ Laien”<br />
das Jahrbuch lesen, die sich für landeskundliche Themen allgemein interessieren.<br />
5. Schlussbetrachtungen<br />
“ Kultur” ist, daran besteht kein Zweifel, in den letzten 10 bis 15 Jahren weltweit zu<br />
einem blühenden Geschäft geworden. Diese Aussage trifft wohl oder übel auch auf<br />
gemeinnützige Vereine und Institutionen zu. Der einstmals beschauliche Alltag traditioneller<br />
Institute unterliegt mittlerweile denselben Gesetzen, die auch für den Rest unserer<br />
zusehends schnelllebigeren Gesellschaft gelten. Wo einstmals stolze Traditionen und der<br />
aufrichtige, nie nachlassende Eifer einiger weniger Pioniere einen zwar kleinen, dabei<br />
jedoch stets respektablen Kulturbetrieb garantierten, müssen sich dieselben Organisationen<br />
heute zwangsläufig ein neues, modernes “ Image” zurechtschneidern.<br />
Das Martius-Staden Institut sieht sich mit einem kontinuierlich sinkenden Interesse<br />
an althergebrachter deutscher Kultur konfrontiert. Die Bereitschaft jüngerer<br />
Generationen, das “ teuto-brasilianische” Familienerbe fortzusetzen und deutschen<br />
Werten und deutscher Sprache unveränderten Tribut zu zollen, wird zusehends<br />
geringer. Den meisten jungen Leuten fehlt ganz einfach der enge emotionale Bezug<br />
zur Heimat ihrer Eltern oder Grosseltern, der bei früheren Generationen noch<br />
so etwas wie Bewusstsein für historisch Gewachsenes auslöste.<br />
Darüber nun den Kopf hängen zu lassen und die unaufhörliche Erosion der “<br />
guten alten Zeit” zu beweinen, wäre sicherlich nicht im Sinne des Instituts. Vielmehr<br />
sollte man diese Zeit des Umbruchs als willkommenen Anlass sehen, eine