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nung von 400.000 km 2 (dies entspricht 11,5% der heutigen bewaldeten Fläche von<br />
Amazônia Legal) brandgefährdet. Davon werden 200.000 km 2 als Gebiete mit “<br />
hohem Risiko” eingeordnet, unter ihnen weite Teile der Munizipien São Félix do<br />
Xingu, Marabá, Altamira, Santarém in Pará oder Boa Vista in Roraima.<br />
Nimmt man Roraima als Beispiel der Entscheidungsfindung im Bereich Regionalplanung<br />
und für Projekte zur Regionalentwicklung, so kann eine Reihe von<br />
potentiellen Konflikten um Landfragen festgestellt werden. Der Hauptkonflikt besteht<br />
zwischen der Bundesregierung und der Führung des Bundesstaates in der<br />
Auseinandersetzung um öffentliches Land (terras devolutas). Roraima verlangt, wie<br />
andere Staaten in Amazonien auch, daß dieses Land in das Eigentum der Regionalregierung<br />
übergeht. Roraima war bis 1988 Bundes-Territorium. Die heutige Regierung<br />
des Bundesstaates Roraima ist nur für 48% der Staatsfläche offiziell rechtlich<br />
zuständig. Reservatsgebiete, in denen indigene Gruppen leben, umfassen 45% und<br />
stehen unter der Verwaltung der FUNAI (siehe Fig. 7). Konflikte zwischen Großgrundbesitzern<br />
und der Regierung von Roraima auf der einen und indigenen Gruppen<br />
auf der anderen Seite nehmen zu. Rinderweiden und bewässerte Reisfelder,<br />
die sich wie Enklaven innerhalb des für die indianischen Stammesgruppen ausgewiesenen<br />
Landes befinden, müssten nach Meinung der Indianer aus ihren Gebieten<br />
entfernt werden. Landnutzungskonflikte zwischen Großgrundbesitzern und in<br />
den Regenwäldern angesiedelten - zutreffender wäre “ ausgesetzten” - armen Siedlern<br />
behindern die Einführung von Projekten zur nachhaltigen Regionalentwicklung<br />
bzw. von umweltverträglichen Bewirtschaftungssystemen für Kleinbauern.<br />
Die Zahl der Landlosen ist auch deshalb stark angestiegen, weil garimpeiros ihre<br />
widerrechtlich besetzten und gewaltsam verteidigten Goldschürfgebiete im<br />
Yanomami-Land nach folgenschweren Auseinandersetzungen mit den Indianern<br />
und nachfolgender militärischer Intervention Anfang der 1990er verlassen mussten<br />
(KOHLHEPP 1998a) und nun einen neuen Lebensunterhalt suchen. Die staatliche<br />
Behörde für Agrarkolonisation INCRA reguliert lediglich frühere Landbesetzungen<br />
durch Landverteilung, allerdings eher nach politischen als nach sozialen Kriterien.<br />
Technische Hilfe und Beratung fehlen völlig. Die sozialen Konflikte und Spannungen<br />
haben in Roraima - wie auch in anderen Regionen Amazoniens (z.B. Pará) - ein<br />
gefährliches Maß erreicht.<br />
Indianergebiete: Rechtliche Situation und Herausforderungen<br />
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat die brasilianische Gesetzgebung nahezu<br />
erfolglos versucht, den Besitzansprüchen der indigenen Bevölkerung auf ihren<br />
Lebensraum Rechnung zu tragen. Die brasilianische Verfassung von 1988 belebte<br />
das Schutz- bzw. Legalisierungskonzept von Indianerreservaten neu. Alle Reservate<br />
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