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gen und Kulturvereinigungen. Heute bestehen in Argentinien 24 „deutsche Schulen“<br />

, 15 davon führen zum argentinischen Abitur („Bachillerato“ ), auf der Goethe-<br />

Schule kann das deutsche Abitur abgelegt werden. Daneben existieren Lehrerverbände,<br />

Lehrerbildungseinrichtungen und ein Berufsbildungszentrum sowie eine<br />

Anzahl von kirchlichen Schulen mit Deutschunterricht. Die Schülerzahl betrug an<br />

den geförderten Schulen 1987 15.680 Schüler (vgl. Born/Dickgießer 1989: 22), darunter<br />

aber nur wenige deutsche Muttersprachler. Eine stetige Unterstützung des<br />

deutschsprachigen Elements erhalten die Schulen jedoch durch die Kinder bundesdeutscher<br />

Arbeitsmigranten, die sich in größerer Zahl zeitweise in Argentinien aufhalten.<br />

Es werden eine deutschsprachige Tageszeitung (FREIE PRESSE) und eine Wo-<br />

chenzeitung (ARGENTINISCHES TAGEBLATT) herausgegeben. Neben einigen katholischen<br />

deutschsprachigen Gemeinden vereint die deutsche „Evangelische Kirche am Rio<br />

de la Plata“ 70 Gemeindezentren in Argentinien, Uruguay und Paraguay.<br />

Die Deutschsprachigen sind heute zu fast 100% bilingual. Während die Assimilation<br />

in den Städten weitgehend vollzogen ist, wird auf dem Lande jedoch häufig<br />

noch eine deutsche dialektale (z.B. wolgadeutsche) Varietät gesprochen, insbesondere<br />

in den nicht-öffentlichen Sprachdomänen.<br />

Deutschkenntnisse sind jedoch heute auch in den ländlichen Kolonien bei der<br />

jüngeren Generation rapide zurückgegangen. Da andererseits die hochdeutsche<br />

Standardsprache primärsprachlich nicht vorhanden ist, richten sich in einigen<br />

Kolonien Bemühungen darauf, den Wiedererwerb des Deutschen auf die wolgadeutsche<br />

Varietät zu stützen.<br />

Diese hat sich im Laufe der einhundertjährigen Geschichte der Sprachinseln in<br />

Argentinien zu einer spezifischen argentiniendeutschen Varietät entwickelt, die<br />

zahlreiche spanische (und alte russische) Entlehnungen umfaßt. Sie ist zumindest<br />

bei der mittleren und älteren Generation Trägerin einer einzigartigen ethnischkulturellen<br />

Identität der Siedler und Ausdruck ihrer „doppelten Emigration vom<br />

Rhein zur Wolga und von der Wolga zum Río de la Plata“ (Schmidt 1996: 5f). Wie<br />

die Sprache ist auch die Kultur dieser Gruppe deutsch-argentinisch-russisch, wie<br />

sich in Formen des Hausbaus, in Speisen und Liedern und vielem anderen zeigt.<br />

In den drei Kolonien Pueblo Santa Trinidad, Pueblo San José und Pueblo Santa<br />

María bei Coronel Suárez (Provinz Buenos Aïres), die 1887 von wolgadeutschen<br />

Einwanderern gegründet worden sind, wurde 1994 ein hochinteressantes Modellprojekt<br />

„Deutscher Schulunterricht im Dialekt“ von Arnd Schmidt initiiert, das nach<br />

zweijähriger Anlaufzeit selbständig weitergeführt wird: Da die deutsche Sprache<br />

fast ausschließlich durch die wolgadeutsche Varietät vertreten wird, diese aber<br />

primärsprachlich bei der jüngsten Generation zurückgeht, wird in fünf Grundschulen<br />

vom letzten Kindergartenjahr bis zum 9. Schuljahr ein- oder zweimal in der<br />

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