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Sprachlich gesehen hat diese Phase die Assimilation, die bereits begonnen hatte,<br />

noch einmal verzögert. Nach dem Kriege setzte sie sich fort: Spätestens in den<br />

1960er Jahren war das Potential der Renaissance der deutsch-chilenischen Kultur<br />

aufgezehrt. In einer von Grandjot und Schmidt 1960 veröffentlichten Studie unter<br />

mehr als 6.500 Befragten bezeichnen sich noch rund 70% als ausgewogen zweisprachig,<br />

jedoch geht diese Zahl in den folgenden Jahren rapide zurück, besonders<br />

unter den Jüngeren. In Chile wie in anderen Ländern bestätigt sich überdies<br />

die stärkere Assimilation der katholischen Deutschchilenen.<br />

Heute existiert nach wie vor eine große Anzahl von Vereinen und Einrichtungen<br />

(Sportvereine, Chöre, Frauenvereine, sogar Burschenschaften). 1981 wurden<br />

39 Organisationen mit 8.000 bis 9.000 Mitgliedern gezählt (vgl. Born/Dickgießer<br />

1989: 72). Diese sind jedoch oft spanischsprachig. Evangelische Gottesdienste werden<br />

in den sieben Kirchen der „Seengemeinde“ am Llanquihue immer noch mehrere<br />

Male im Monat auf Deutsch abgehalten, jedoch stoßen diese auf Sprachprobleme<br />

unter der Jugend. Deutschsprachige Radioprogramme und die deutsche<br />

Zeitung CONDOR unterstützen diese Bemühungen um die Aufrechterhaltung<br />

der deutschen Sprache. Die „Liga Chileno-Alemana“ versteht sich als Dachorganisation<br />

der Deutschchilenen, das „Emil-Held-Archiv“ in Santiago betreibt historische<br />

Forschungen zur Geschichte der Deutschen. Die 26 „deutschen Schulen“<br />

(1989), davon allein acht in Santiago, erteilen Deutschunterricht heute - bis<br />

auf wenige muttersprachliche Klassen (z.B. in Santiago, Valparaíso) - als intensivierten<br />

Fremdsprachunterricht. Von ihren 12.000 Schülern sind nur wenige noch deutsche<br />

Muttersprachler. Die deutschen Schulen und Kindergärten werden wegen<br />

ihrer besseren Sprachausbildung im Lande geschätzt. Die Schulen finden einen<br />

Teil ihrer Schülerschaft auch unter nicht der deutschchilenischen Gruppe angehörenden<br />

Chilenen, die Stipendien erhalten. Allerdings beginnen sich neue Lehrpläne,<br />

in Chile nur noch eine statt zweier Fremdsprachen zu unterrichten, für das<br />

Deutsche negativ auszuwirken: Deutsch hat gegenüber Englisch einen zunehmend<br />

schwereren Stand. Eine Umfrage in der Deutschen Schule Santiago 1987 (1000<br />

befragte Familien) ergab, daß knapp die Hälfte der Schüler zu Hause noch teilweise,<br />

nur ein Sechstel regelmäßig Deutsch spricht, darunter sicher viele Kinder von bundesdeutschen<br />

Diplomaten, Firmenvertretern etc. (vgl. Born/Dickgießer 1989: 69).<br />

Der Rückgang an deutschen Muttersprachlern wird zumindest in der Hauptstadt<br />

immer wieder durch Kinder von bundesdeutschen „Arbeitsmigranten“ gemildert,<br />

ebenso wie ein Teil der Lehrerschaft aus Deutschland kommt und von der Bundesregierung<br />

finanziert wird. Mit den bundesdeutschen Lehrkräften, Schülern und<br />

Eltern entstehen allerdings häufig Konflikte, die der Schwierigkeit entspringen, die<br />

Innen- und Außensicht Deutschlands und deutscher Kultur miteinander zu ver-<br />

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