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ober- und mitteldeutsche Varietäten, die städtischen Deutschen bedienten sich<br />
offenbar bald einer hochdeutschnahen Varietät (vgl. Born/Dickgießer 1989: 68).<br />
Der frühzeitige Aufbau von Schulen, der vergleichsweise höhere Anteil von Intellektuellen<br />
und die relativ bald erreichte wirtschaftlich wohlhabende Stellung der<br />
Deutschsprachigen mögen dazu beigetragen haben. Unter den Immigranten sollen<br />
kaum Analphabeten gewesen sein (vgl. Burdach/Vega 1994: 15).<br />
Die Einwanderung wurde von Beginn an durch die chilenische Regierung unter<br />
den Präsidenten Bulnes und Montt staatlich gefördert. Unter den ersten Beauftragten<br />
ist Bernhard Eunom Philippi, der als Beauftragter des Kgl. Museums in Berlin<br />
den Süden Chiles erforscht und später zum Kolonisationsagenten für die Werbung<br />
deutscher Auswanderer ernannt wird. Philippi und später Vicente Pérez Rosales<br />
betreiben die Kolonistenwerbung mit dem erklärten Auftrag, (katholische) Handwerker,<br />
Bauern und Gewerbetreibende für die Besiedlung und Sicherung der „Frontera“<br />
, der südlichen Grenzregion Chiles, gegenüber der indigenen Bevölkerung zu<br />
gewinnen. Das wirtschaftlich äußerst rückständige Land hat zu diesem Zeitpunkt<br />
1,8 Mill. Einwohner, Santiago zählt etwa 100.000 Bewohner, Concepción im Süden<br />
nicht mehr als 10.000. Im gleichen Zeitraum, in dem sich zwischen 1846 und 1876<br />
4.532 Deutsche in Chile ansiedeln (vgl. Jünemann Gazmuri 1994: 12), steigt die<br />
Verstädterung in Chile von 20% auf 30% (und bis 1891 auf 45%). Parallel zur „Landerschließung“<br />
wird die Eisenbahn weiter nach Süden ausgebaut, erreicht aber erst<br />
1890 Temuco.<br />
Die chilenische Regierung hatte ursprünglich ausschließlich katholische Einwanderer<br />
zulassen wollen, zeigte sich aber bald kompromißbereit. Die sogenannten<br />
„1848ern“ , die die Verwirklichung ihrer freiheitlichen politischen Vorstellungen<br />
in der neuen Heimat anstrebten, forderten für die deutschen Einwanderer unter<br />
anderem Religionsfreiheit und Landeigentumstitel. Einer dieser Auswanderer, der<br />
preußische Landtagsabgeordnete Karl Anwandter, der 1850 in Valdívia ankam,<br />
führte die Verhandlungen. Im Gegenzug sicherte er unbedingte Loyalität zu, „unser<br />
Aufnahmeland gegen jede ausländische Aggression zu verteidigen, mit der<br />
Entschiedenheit und Beharrlichkeit des Mannes, der sein Vaterland, seine Familie<br />
und seine Rechte verteidigt“ - ein Zitat, das sich heute auf dem Gedenkstein für die<br />
deutsche Einwanderung in Valdívia wiederfindet und einen Bestandteil der deutschchilenischen<br />
Identität ausmacht:<br />
„Seremos chilenos honrados y laboriosos como el que más lo fuere.<br />
Unidos a las filas de nuestros compatriotas, defenderemos nuestro<br />
país adoptivo contra toda agresión extranjera, con la dicisión y firmeza<br />
del hombre que defiende su patria, su familia y sus intereses“ (Anwandter,<br />
nach Jünemann Gazmuri 1994: 20).<br />
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