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Einleitung<br />
Die amazonischen Regenwälder Brasiliens, die einen Anteil von 30 % an der<br />
tropischen Regenwaldfläche der Erde haben, sind seit den 1970er Jahren durch<br />
den starken Erschließungsdruck und auf wirtschaftliches Wachstum konzentrierte<br />
Regionalplanungs- und Raumordnungsmaßnahmen einer schnell zunehmenden<br />
Zerstörung und Degradierung durch Strategien mit einem aus ökologischer und<br />
sozialer Sicht destruktiven Entwicklungsstil ausgesetzt.<br />
Erst durch die umweltpolitische Diskussion der letzten Jahre wurde deutlich<br />
gemacht, daß die Regenwaldvernichtung durch Brandrodung nicht nur ein ökologisches<br />
bzw. global vernetztes Klimaproblem ist, sondern vor dem Hintergrund<br />
eines Mensch-Umwelt-Beziehungssystems auch ein soziales und - vor allem mittelund<br />
langfristig - ein ökonomisches Problem für die betroffenen Länder und Bevölkerungen<br />
darstellt. Der Verlust von Lebensraum indigener Bevölkerungsgruppen<br />
und die Zerstörung des artenreichsten Ökosystems der Erde und seiner Biodiversität<br />
schädigt vor allem die nationalen Interessen der Regenwald-Länder.<br />
Das sehr begrenzte natürliche Potential der zonalen Böden der immerfeuchten<br />
Tropen mit einem - außer in den Überschwemmungsauen (várzeas) - äußerst geringen<br />
Nährstoffgehalt und die geringe Regenerationsfähigkeit degradierter Flächen<br />
in geschädigten Wald-Ökosystemen zeigen (SIOLI 1983), daß ökologisch orientiertes<br />
Handeln ein gesamtgesellschaftliches Langzeit-Ziel sein muß. Die Größenordnung<br />
der Vernichtung tropischer Regenwälder erreichte weltweit im Jahre<br />
1998 eine Fläche von etwa 170.000 qkm (KOHLHEPP 1998c). Dies entspricht fast der<br />
Hälfte der Fläche Deutschlands. Gelingt es nicht, die Tropenwaldzerstörung aufzuhalten,<br />
werden diese Wälder in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein.<br />
Traditionelle Strategien zur<br />
Regionalentwicklung in Amazonien<br />
Seit der Machtübernahme durch die brasilianischen Militärs im Jahre 1964<br />
waren die Erschließung und die umfassende Nutzung der natürlichen Ressourcen<br />
Amazoniens Teil des wachstums- und exportorientierten wirtschaftlichen Entwicklungsmodells<br />
Brasiliens (KOHLHEPP 1978; BECKER/EGLER 1992).<br />
Die regionale Entwicklungpolitik für Amazonien kann in vier Hauptphasen gegliedert<br />
werden, die für die Regenwaldzerstörung bis Anfang der 90er Jahre verantwortlich<br />
sind:<br />
1. Das staatliche “ Programm der nationalen Integration” Ende der 60er und An-