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oote nach Rio Grande, Blöhm habe seine Frau derart mishandelt, dass sie wiederholt<br />
bei den Ihrigen Schutz suchen musste. Die Erzeugnisse der Fabrik wurden<br />
trotz aller Versuche nicht besser; das Gusseisen war immer weisses Spiegeleisen, die<br />
fertigen Arbeiten sprangen entweder während des Gusses oder während des Transportes<br />
auf den Ochsenkarren, selbst in den Magazinen. Das Meiste ging beim Abdrehen<br />
zu Grunde. Es gab von allen Seiten endlose Reclamationen. Blöhm versank<br />
in Verzweiflung und Immoralität und wurde, da er schliesslich auch an revolutionären<br />
Umtrieben Partei nahm, seiner Stelle entsetzt. Mit sich selbst und der Welt<br />
zerfallen, jagte er sich schliesslich eine Kugel durch den Kopf.“<br />
In diesem Bericht paart sich Falsches mit Richtigem, frühere und spätere Ereignisse<br />
werden vertauscht; der Eindruck wird erweckt, als ob Bloem bald nach seiner<br />
Zeit als Leiter der Hütte freiwillig aus dem Leben schied, was erst neun Jahre später<br />
erfolgte und nicht mit seiner dortigen Tätigkeit in Zusammenhang stand. Auch<br />
über die Vorgänge auf Fernando de Noronha sind wir genauer unterrichtet; sie<br />
hatten nichts mit von ihm verübten Grausamkeiten zu tun. Er, der nach dieser<br />
üblen Nachrede, nach diesem Gerüchtegewäsch, nach diesen Verunglimpfungen<br />
ein Unmensch war, ein Unhold und Mörder, setzte sich vergeblich während seiner<br />
Zeit als Hüttenleiter dafür ein, einen dortigen Arbeiter, Heinrich Hubertus Stock,<br />
wieder ins Gefängnis zu bringen, der allgemein noch als der Mörder des Journalisten<br />
Dr.Libero Badaró in S.Paulo betrachtet wurde, obwohl er freigesprochen worden<br />
war, was aber bald in Vergessenheit geriet. Bloem wollte also diesen Arbeiter,<br />
den er für einen Mörder hielt, wieder ins Gefängnis bringen, er, der angeblich selbst<br />
Neger und Weiße desselben Werkes mit eigner Hand umgebracht hatte. Das ist<br />
absurd. Er wäre als mehrfacher Mörder trotz seiner Stellung und seines militärischen<br />
Ranges zu Gefängnishaft verurteilt worden. Tschudi reiste mit einem Schwager<br />
Bloems und hörte wohl von diesem nicht nur über dessen Familienverhältnisse,<br />
sondern auch von Gerüchten und Verdächtigungen, die man noch sieben<br />
Jahre nach dem Tode des Beschuldigten weitergab, der sich nicht mehr verteidigen<br />
konnte. Bloem war hart gegen sich und andere, aber kein gemeiner Mörder.<br />
Ich bin erstaunt und empört, daß Tschudi diesen Schmutz für die Nachwelt als<br />
wissenswert und wichtig in sein Reisewerk aufnahm, er, der in diesem Falle kein<br />
Augenzeuge war. Wie anders urteilte der Augenzeuge Kidder. Bloem bemühte sich<br />
um das Wohlergehen der von ihm für Ipanema angeworbenen Deutschen wie<br />
auch um das der Sklaven und freien Neger, die ein wahres Heer bildeten. Die<br />
„Teutschen“ wurden von seinen Nachfolgern im Werk nach und nach entlassen.<br />
Auch ärztliche Hilfe wollte der Werkleiter ihnen angedeihen lassen. Nirgends sonst<br />
als bei Tschudi, der erst fast zwanzig Jahre nach den von ihm geschilderten Ereignissen<br />
nach Ipanema kam, wird von angeblichen Untaten Bloems berichtet.<br />
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