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von Amischen aus den USA zusammen. Obwohl den Einheimischen wie den Zugezogenen<br />

das Englische als Kontaktvarietät zur Verfügung stünde und viele auch<br />

Pennsylvania-Deutsch verstehen, wird hierfür doch die (ehemalige) Sakralsprache<br />

gewählt. Umgekehrt breitet sich in der „liberalen“ Gemeinde Spanish Lookout das<br />

„Plautdietsch“ auch in den Sakralbereich aus, z.B. als „Gebetssprache“ (vgl. Albers<br />

1997: 80). Ob sich damit eine Wandlung des sprachlichen Variationssystems andeutet,<br />

die von symbolischem oder gar rituellem Wert ist, wird zu untersuchen sein.<br />

Die Rolle des Spanischen (und Portugiesischen) ist in den Chaco-Kolonien Paraguays<br />

nach wie vor klar begrenzt, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen<br />

ist: die periphere geographische Lage, die geringe Urbanisierung und Industrialisierung,<br />

eine deutschsprachige Mehrheit in den ländlichen Siedlungen, ein<br />

fest etabliertes mennonitisches Netzwerk, in das sich die deutsch-brasilianischen<br />

Zuwanderer - vorerst noch - einpassen und auf dessen gesicherter Basis auch die<br />

Öffnung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft und -sprache stattfinden kann.<br />

Fazit: Einige Forschungsfragen<br />

aus der Vergleichsperspektive<br />

Die deutschen Minderheitengruppen in den vier südamerikanischen Ländern<br />

Argentinien, Brasilien, Chile und Paraguay könnten unterschiedlicher nicht sein.<br />

Sie sind bis zu einem gewissen Grade ebenso verschieden wie ihre Mehrheitsgesellschaften:<br />

Brasilien hat den Deutschen lange Zeit Rückzugsmöglichkeiten geboten, die<br />

Eigenheiten ihrer Sprachinseln zu bewahren. In dieser Hinsicht ist die Entwicklung<br />

der Deutschen in der multiethnischen Gesellschaft Brasiliens durchaus vergleichbar<br />

mit der der rußlanddeutschen Sprachinseln: auch die lange Dauer des<br />

Assimilationsprozesses von immerhin sechs Generationen, die deutliche Differenzierung<br />

zwischen Land- und Stadtbewohnern, die spracherhaltende Funktion der<br />

geschlossenen ländlich-abgeschiedenen Siedlerkolonien, die Dominanz und<br />

Binnenmischung dialektaler Ortsvarietäten und die Stigmatisierung infolge der<br />

Zäsur des Zweiten Weltkriegs zeigen eine Reihe von Parallelen. Das starke Überwiegen<br />

der aus dem Hunsrück stammenden Einwanderer, die das sprachliche<br />

Varietätenspektrum prägten, das Fehlen jeglicher Deportation (wie in der Sowjetunion),<br />

die immer vorhandene Option einer über-ethnischen Kategorie des<br />

„Brasileiro“ und die nie abgebrochenen Verbindungen nach Deutschland setzen<br />

dieser Vergleichbarkeit andererseits deutliche Grenzen. Auch sind die deutschbrasilianischen<br />

Urwald-„Schneisen“ durch ihre „zellenförmige“ Struktur von

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