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cher Völker bei theologischen Autoren der Zeit, die auch in Illustrationen dargestellt<br />
wird (vgl. hierzu Obermeier 2000a, SS.98-102), finden sich bei Schmidel an keiner<br />
Stelle. Ihn interessiert als Landsknecht nur die Zuverlässigkeit der Indianer als Verbündete<br />
und damit zusammenhängend ihr zumindest teilweise zu Verrat und Intrige<br />
neigender Charakter, wobei Schmidel immerhin so ehrlich ist, zuzugeben, dass einige<br />
der indianischen Aufstände durchaus auch auf moralisches Fehlverhalten der Europäer<br />
ihnen gegenüber zurückzuführen sind.<br />
Im Vergleich zu den Themen, die andere gebildete Reiseschriftsteller üblicherweise<br />
abgehandelt haben, fehlt der Teil über die Religion gänzlich, die Sozialstrukturen<br />
werden von Schmidel nur am Rand behandelt, etwa wenn er von den Oberen<br />
oder Königen spricht. Ein weiteres oft zur abschätzigen Bewertung der Indiokultur<br />
herangezogenes Kriterium, das Inzestverbot, das seit Vespucci in den Beschreibungen<br />
der Südamerikaner als Stereotyp auftaucht, wird nicht behandelt, es<br />
klingt etwas bei der Beschreibung der Carios an, die wahllos ihre Familienmitglieder<br />
verkaufen (1602, S. 23). Kannibalismusschilderungen, seit Vespucci und in der<br />
deutschen Tradition besonders durch Staden (1557) ein rekurrenter und auch<br />
häufig illustrierter Bestandteil insbesondere der Brasilienberichte, sind nur am Rande<br />
erwähnt, bei den Carios (1602, S. 23) und den brasilianischen Tupi (“ Toupin”),<br />
durch deren Land Schmidel während seines Zugs von Asunción nach São Vicente<br />
kommt (1602, S. 94). Die seit Herodot üblicherweise abgehandelten Kategorien bei<br />
den Beschreibungen der Fremdkultur sind damit bei Schmidel nur selektiv berücksichtigt,<br />
beispielsweise fehlen auch detaillierte Aussagen über die Begräbnissitten,<br />
die wir von Thevet (1557/58), Léry (1578) und Staden kennen.<br />
Die naturkundlichen Aussagen sind wie bei Staden knapp und zumeist im Zusammenhang<br />
mit der Eßbarkeit der Tiere gesehen, ein Merkmal, das sich allerdings auch<br />
bei Léry häufig findet, der seine detaillierten Kenntnisse über die Tierwelt wohl dem<br />
Wissen der lange in Brasilien lebenden Übersetzer, den “ truchements” 22 , verdankt.<br />
Allein bei der Beschreibung der Amazonen (Kap. 37, S. 53-56) hat Schmidel<br />
einem zeitgenössischen Mythos in seinem Buch Raum gegeben, das Thema hat er<br />
aber auch nur deshalb eingefügt, da die Suche nach den Amazonen auch das<br />
Motiv für eine Expedition war. Er findet sich auch in einem anderen Quellentext<br />
der Zeit. Hernando de Ribera, Übersetzer, der schon vor der Mendoza-Expedition<br />
in Brasilien auf der Insel Santa Caterina ansässig war und sich den Spaniern<br />
anschloss (dies bezeugt Díaz de Guzman, 1986 [1612], S.125), beschreibt sie wie<br />
22 Zur Bedeutung der Übersetzer, französisch truchements (aus einem arabischen Begriff<br />
entlehnt), portugiesisch línguas, span. interpretes vgl. anhand zeitgenössischer Dokumente<br />
zu Maranhão Obermeier (1998) und in Bezug auf die La-Plata-Gegend das Buch von<br />
Arnaud (1950).<br />
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