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(vgl. Tabelle für den Zeitabschnitt von 1800 bis 1869 bei Venâncio,1991:105). Es<br />
kam in dieser Zeit auch zu immer häufigerem Raub von freien schwarzen Kindern<br />
mit dem Ziel, sie zu versklaven bzw. zu verkaufen.<br />
Wie hoch war der Kinderanteil unter der Sklavenbevölkerung Brasiliens?<br />
Nach Stuart Schwartz (1988:291) lag der Anteil der Kindersklaven im Alter von<br />
0 bis 15 Jahren in den baianischen „engenhos“ zu Beginn des 19.Jhs. bei 20% bis<br />
24%, in Minas Gerais variierte der Kinderanteil (von 0 bis 14 Jahren) zwischen 19%<br />
und 33% (Venâncio,1991:100) und in Paraná (1800-1830) mit dem höchsten Anteil<br />
zwischen 37% und 40% (Venâncio,1991:105).<br />
Von 8 bis ins Erwachsenenalter<br />
Schulbesuch kam für die Sklavenkinder nicht in Betracht. Noch im Jahre 1872<br />
bewegte sich die Alphabetisierungsrate der Sklaven (je nach Region etwas unterschiedlich)<br />
um 1 pro Mill. Während der holländischen Besatzungzeit (1630-1654)<br />
richtete man aber bereits nach dem Apartheits-Prinzip 1645 in Recife die erste für<br />
Afrobrasilianer reservierte Schule ein, die nach der Vertreibung der Holländer wieder<br />
geschlossen wurde (vgl. Duarte, 1986:89; Niskier, 2001).<br />
Etwa im Alter von sieben bis acht Jahren hat das Sklavenkind nicht mehr das<br />
Recht, seine Mutter spielend zu begleiten, sondern muß nun regelmäßige Dienstleistungen<br />
vollbringen, um die Unkosten für die eigene Aufzucht auszugleichen, die<br />
seinem Sklavenhalter entstanden sind. Manchmal muß es auch seiner Mutter helfen,<br />
wenn diese eine „escrava de ganho“ (freischaffende Sklavin) ist und außerhalb<br />
des Hauses ihres Besitzers wohnt.<br />
Der „Senhor“ verwendet den kleinen Sklaven nun als Boten, Austräger von<br />
Bestellungen, als Pagen etc. Nur wenige Sklavenkinder übten eine qualifizierte Tätigkeit<br />
aus z.B. als Lehrlinge eines Barbiers oder Schmieds oder in der Hausarbeit<br />
etc. (vgl. hierzu Venâncio, 1991:102ff).<br />
In der Ikonographie der brasilianischen Sklaverei (vor allem bei Debret) erscheinen<br />
die Sklavenjungen oftmals als Träger von Kleiderbündeln, Schirm, Kerzen<br />
(für Gelübde) etc. oder machen Einkäufe und holen Bestellungen ab. Die<br />
Sklavenmädchen tragen dagegen die Dinge ihrer Herrin oder kümmern sich um<br />
deren Kinder. Im Haushalt hatten die Sklavenkinder auch andere Aufgaben, wie<br />
am Tisch zu bedienen, in der Küche zu helfen, Wasser zu holen, zu putzen, Wind zu<br />
fächeln etc.<br />
Debret zeigt einen Sklavenjungen als Gehilfen eines Barbiers und bei Ewbank<br />
finden wir Sklavenjungen, die in einer Musikgruppe mitmarschieren.<br />
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