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methoden, die ohne Sklaveneinsatz, aber mit staatlicher Unterstützung und auf<br />

guten Böden Überschüsse erzielte, vermarktete sowie in Infrastrukturmaßnahmen<br />

investierte. Bereits vier Jahre, nachdem die Einwanderungswelle einsetzte, wurde<br />

die erste (evangelische) Schule 1828 in Campo Bom gebaut (vgl. Müller 1996: 40).<br />

Der „Abstand“ dieser Kolonisten zur Aufnahmegesellschaft war entsprechend<br />

groß: Kulturelle, wirtschaftliche, soziale und auch konfessionelle Unterschiede begrenzten<br />

eine Vermischung von vornherein, wobei der Ansiedlungsraum außerhalb<br />

der Städte ohnehin nur schwach oder gar nicht besiedelt war. Eine Öffnung gegenüber<br />

der Kontaktsprache und -kultur soll zunächst auch stärker bei den Deutschen<br />

katholischer Konfession erfolgt sein, während die Angehörigen der evangelischen<br />

Konfession (ca. 60%) sich demgegenüber resistenter zeigten, unter anderem durch<br />

die in „Bethäusern“ untergebrachten eigenständigen Schulen, über die sich die hochdeutsche<br />

Standardsprache stärker verbreitete. Umgekehrt wird berichtet, daß lange<br />

Zeit Protestanten von öffentlichen Funktionen ausgeschlossen worden seien, z.B.<br />

keine Kirchen bauen durften, ein Missionsverbot erhielten und bis zur Ausrufung der<br />

Republik 1889 nicht wählen und nicht gewählt werden durften.<br />

Gegen Ende des Jahrhunderts beginnt eine verstärkte Binnenwanderung: Überwog<br />

bis dahin die Binnenkolonisation - oft entlang von Flüssen - ins Landesinnere<br />

(in Rio Grande do Sul von São Leopoldo aus, in Santa Catarina von Blumenau bzw.<br />

Joinville und Florianópolis aus ins Hinterland), kommt nun eine Migration hinzu,<br />

die von den „Alten Kolonien“ um São Leopoldo aus in den Nordwesten Rio Grande<br />

do Suls sowie nach Santa Catarina geht und die auch dialektal unterschiedliche<br />

Kolonien in Kontakt bringt. Das in sich selbst keineswegs einheitliche Hunsrückisch,<br />

wie es sich im Zuge des Sprachausgleichsprozesses in den „Alten Kolonien“ herausgebildet<br />

hat, trifft in den „Neuen Kolonien“ auf pommerische, westfälische, schwäbische<br />

und wolgadeutsche Varietäten. Der sprachliche Ausgleich ist in diesen Siedlungen<br />

zum Teil bis heute nicht abgeschlossen (s.u.). Die erneute dialektale Mischung<br />

in den „Tochterkolonien“ findet überdies unter den Bedingungen einer<br />

Entwicklung zum deutsch-portugiesischen Bilingualismus statt. Darüber hinaus hat<br />

die Binnenmigration auch zu einer näheren oder weiteren Nachbarschaft mit italienischen<br />

und polnischen Einwanderersiedlungen geführt. Andere Immigrantensprachen<br />

(wie Arabisch, Japanisch, Jiddisch, Niederländisch, Spanisch,<br />

Roma) und in Reservaten auch Tupi-Guarani tragen zur sprachlichen Vielfalt der<br />

Region bei (vgl. Altenhofen 1996: 52).<br />

Im Unterschied zu den anderen südamerikanischen Ländern löst der Erste<br />

Weltkrieg in Brasilien bereits politische Restriktionen gegenüber den Deutschbrasilianern<br />

aus. 1917 erklärte Brasilien Deutschland den Krieg. Bis zum Ende des<br />

Krieges wurden deutschsprachige Publikationen, Vereine und schulischer Deutsch-<br />

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