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ichts und der Verwendung als Sprache des Gottesdiensts in der Regel vorhanden,<br />

in Asunción sogar offenbar stärker als die des „Plautdietschen“ . Der Vorschule wird<br />

die Aufgabe zugewiesen, die Kinder vom „Plautdietschen“ zum Hochdeutschen zu<br />

führen. Dazu wird in den ersten drei Primarschulklassen heute das „Plautdietsche“<br />

toleriert. Das „Plautdietsche“ hat jedoch in förmlichen Kontexten den Stempel des<br />

„Unernsthaften“ . Es war früher in den Schulen untersagt, „Plautdietsch“ auch nur<br />

auf dem Pausenhof zu sprechen. In einem Schulbuch „‘Wie sag ich’s richtig?’ Kleiner<br />

plattdeutsch-hochdeutscher Sprachkurs“ wird als Problembefund festgestellt:<br />

„Die meisten Fehler rühren von der Direktübersetzung des plattdeutschen Dialekts<br />

und der Übertragung seiner grammatischen Strukturen auf das Hochdeutsche<br />

her“ (Schnitzspahn/Rudolph 1995: 81). Außerdem wird auf englische und spanische<br />

Interferenzen hingewiesen, wie etwa „der Permiso - die Erlaubnis“ bzw. „phonen<br />

- telephonieren“ (ebd.: 51).<br />

Von den deutschsprachigen Einwanderern aus Brasilien wird zumeist<br />

Hunsrückisch gesprochen. Sie sind mittlerweile in großer Zahl als Arbeitskräfte in<br />

den Chaco-Kolonien tätig. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich dieser<br />

intensive Varietätenkontakt auswirkt. Eine Verständigung ist jederzeit möglich, wenn<br />

Mennoniten Hochdeutsch und Deutschbrasilianer Hunsrückisch sprechen. Das<br />

Hochdeutsche bekommt allerdings damit eine weiter „säkularisierte“ Funktion, die<br />

es früher nicht zu erfüllen hatte. Ob dies das klar strukturierte Sprachgebrauchssystem<br />

der Kolonien destabilisieren wird, bleibt abzuwarten.<br />

Ähnliche Erscheinungen hat Kelly Hedges (1996) bei Old Colony Mennoniten<br />

in Chihuahua, Mexiko, untersucht. Hier beginnt die „Sprachideologie“ der Gemeinschaft<br />

ins Schwanken zu geraten, da sich die Verwendungsbereiche des Hochdeutschen<br />

und des „Plautdietschen“ aus beiden Richtungen gegeneinander zu<br />

verschieben beginnen: Kommentare von Predigern im Gottesdienst werden zunehmend<br />

auch auf „Plautdietsch“ formuliert. Umgekehrt dient hochdeutscher<br />

Schriftgebrauch immer mehr auch profanen Alltagszwecken: „A sense of<br />

‘sacredness’ could spill into the everyday (...), and the boundaries between the<br />

‘sacred’ and ‘everyday’ realms could become blurred“ (Hedges 1996: 327). Ähnliches<br />

trifft auch auf die Mennoniten in Paraguay zu.<br />

Auch Frank Albers (1997) beschäftigt sich in einer Vergleichsstudie zwischen<br />

einer traditionellen und einer „liberalen“ Gemeinde unter den Mennoniten in Belize<br />

mit den Verwendungsbereichen der vorhandenen Varietäten: auch hier breiten<br />

sich die Funktionsbereiche der verwendeten Varietäten aus. In der konservativen<br />

Gemeinde Upper Barton Creek dient das Hochdeutsche mittlerweile als Verkehrsvarietät.<br />

Es dominiert in allen Sprachverwendungsbereichen und wird durchaus<br />

nicht nur im Gottesdienst oder in der Schule gebraucht. Dies hängt mit dem Zuzug<br />

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