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wird. Interessanterweise definieren sich jeweils 40% als „Chilene deutscher Abstammung“<br />
bzw. als „Chilene“ und nur 7% als „Deutschchilene“ .<br />
4. Paraguay<br />
In Paraguay leben mindestens 60.000 Deutschsprachige, darunter über 20.000<br />
deutschsprachige Mennoniten (1987). Insgesamt wird von ca. 125.000 Deutschstämmigen<br />
gesprochen, die 3,3% der gut 4 Millionen (1993) zählenden Bevölkerung<br />
Paraguays ausmachen. Wahrscheinlich muß jedoch eine deutlich höhere<br />
Zahl angenommen werden, da seit einigen Jahren ein starker Zuzug in das<br />
paraguayisch-brasilianische Grenzgebiet eingesetzt hat, darunter auch viele<br />
Deutschbrasilianer.<br />
Paraguay war lange Zeit nach der Unabhängigkeit 1811 unter dem Diktator<br />
Francia völlig von der Außenwelt abgeschnitten, erlebte dann unter dem Präsidenten<br />
C. A. López eine bedeutende Modernisierung und erlangte einen beträchtlichen<br />
Wohlstand. Sein Sohn F. S. López trieb das Land in den ungemein verlustreichen<br />
„Tripelallianzkrieg“ mit Argentinien, Uruguay und Brasilien 1865 bis 1870. Von<br />
1,3 Millionen Einwohnern überlebten nur 200.000, davon 90% Frauen und Kinder.<br />
Erst nach diesem Desaster konnte das Land wieder aufgebaut werden. 1870 wurde<br />
eine neue demokratische Verfassung verabschiedet, eine vorsichtige Öffnung setzte<br />
ein, die sich schließlich auch in der Zuwanderung von Immigranten niederschlug<br />
(vgl. Klassen 1991: 79ff).<br />
Unter den Einwanderern nahmen die deutschsprachigen Siedler einen hohen<br />
Anteil ein. Bereits 1871 begannen erste Siedlungsversuche, die jedoch aufgrund<br />
wirtschaftlicher und klimatischer Schwierigkeiten zumeist fehlschlugen und wieder<br />
aufgegeben werden mußten. Seit 1881 (San Bernardino) wurden bis zur Jahrhundertwende<br />
vier Siedlungen gegründet, zumeist von Siedlern, die direkt aus<br />
Deutschland einwanderten. Nahezu alle Siedlungen der ersten Kolonisierungszeit<br />
befanden sich in der Nähe von Asunción, etliche Immigranten ließen sich auch in<br />
der Hauptstadt selbst nieder (vgl. Ratzlaff 1990: 114ff). Bis 1893 lebten aber erst 300<br />
Deutsche in Paraguay. Zur Gruppe der von Siedlern aus Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz angelegten Kolonien gehören auch die später gegründeten Orte<br />
Independencia (1920, schwäbische und badische Varietäten) Carlos Pfannl (1931,<br />
bairisch-österreichische) und Sudetia (1933).<br />
1900 wurde mit Hohenau die erste Kolonie von Deutschbrasilianern im südöstlichen<br />
Grenzgebiet zu Argentinien gebildet (Itapuá). Ihnen war Steuerfreiheit (auf<br />
15 Jahre), lokale Selbstverwaltung, freie Wahl der Richter und das Recht auf deutschsprachigen<br />
Schulunterricht (außer in Geschichte, Geographie und Spanisch) gesetzlich<br />
zugesichert worden. Zu dieser Gruppe gehören noch zwei weitere Siedlun-<br />
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