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fang der 70er Jahre mit einer betonten Infrastruktur-Entwicklung, insbesondere<br />
des Straßenbaus (u.a. Transamazônica) (KOHLHEPP 1976, 1979). Die staatlich<br />
gelenkte und mit umfangreichen Binnenwanderungen verbundene kleinbäuerliche<br />
Agrarkolonisation entlang sog. Entwicklungsachsen und die Planung<br />
korridorartiger wirtschaftlicher Aktivräume standen im Mittelpunkt<br />
(GOODLAND/IRWIN 1975) (siehe Fig. 1).<br />
2. Das wachstumsorientierte “ Polamazônia” - Programm ab Mitte der 70er Jahre<br />
mit Priorität auf privatwirtschaftlichen Interessen. Diese Phase brachte mit der<br />
Einrichtung von Entwicklungspolen die funktionale Ausrichtung auf wirtschaftliche<br />
Akteure, die der Peripherie nur eine Ergänzungsfunktion für nationale<br />
Planziele zuwiesen. Die Einrichtung von Rinderfarmen im Großgrundbesitz<br />
mit ökologisch folgenschweren großflächigen Waldrodungen zur Weidelandgewinnung<br />
schürte die Landspekulation (KOHLHEPP 1984, 1987a).<br />
3. Programme integrierter ländlicher Entwicklung (ILE)waren ab Anfang der 80er<br />
Jahre auf die Grundbedürfnisse ausgerichtet. Diese neue Phase der ländlichen<br />
Entwicklungsförderung kam unter dem Druck einer veränderten Entwicklungsstrategie<br />
der Weltbank zustande. Im Sinne “ endogener” Entwicklung sah man<br />
die Beteiligung der betroffenen regionalen Bevölkerung an den Entscheidungen<br />
vor. Als Ansatz zur “ Entwicklung von unten” wurde in Rondônia das<br />
Polonoroeste-Programm durchgeführt (COY 1988).<br />
4. Parallel zu innovativen Ansätzen im Rahmen von ILE wurden in den 80er Jahren<br />
aber auch Großprojekte nach “ klassischem” Muster mit außerordentlich<br />
hohen staatlichen und privaten Investitionen zur forcierten Weltmarktintegration<br />
realisiert. Diese führten zu vielfältigen sozioökonomischen und ökologischen<br />
Interessenkonflikten. Als Beispiel dient das Grande Carajás-Programm mit Infrastruktur-,<br />
Bergbau-, Industrialisierungs- und Kraftwerkprojekten mit dem Bau<br />
großer Stauseen (HALL 1989; KOHLHEPP 1987b).<br />
Die Konflikte der an der Pionierfront konkurrierenden sozialen Akteure führten<br />
zu einer ständig eskalierenden Raumnutzungskonkurrenz. Strukturelle Gewalt und<br />
zunehmend offene Gewaltanwendung bestimmten die Aktionen an der Peripherie.<br />
Die bestehenden Machtverhältnisse ließen in den 70er und 80er Jahren eine Koexistenz<br />
der verschiedenen Gruppen und ihrer wirtschaftlichen Zielsetzungen kaum<br />
noch möglich erscheinen. Die indianischen Stammesgruppen waren das schwächste<br />
Glied bei diesen Auseinandersetzungen.<br />
Ein Umdenken bei den grundlegenden Entwicklungsstrategien hin zu umweltorientierten<br />
und auch sozial verantwortlichen Entwicklungsansätzen war eine der<br />
entscheidenden Veränderungen, die nach dem jahrzehntelangen Fehlen eines<br />
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