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Chile hat den Süden des Landes lange Zeit sich selbst überlassen. Die Anbindung<br />

des ehemaligen „wilden Südens“ hat die Bedingungen der deutschen Sprachinseln<br />

fundamental gewandelt: Migration und Mobilität brachten die Sprachgruppen<br />

in intensiven Kontakt, Modernisierung und soziale Entwicklung ließen die<br />

ethnisch-kulturellen Schranken unbedeutend werden. Die „Chilenen deutscher<br />

Abstammung“ sind noch keine „Folklore“ -Minderheit. Dazu ist ihre soziale und<br />

ökonomische Stellung zu hoch und das Prestige des Deutschen zu ausgeprägt. Die<br />

Frage der Aufrechterhaltung einer ethnisch-kulturellen Identität angesichts eines<br />

zunehmenden Sprachwechsels stellt ein interessantes Untersuchungsfeld dar. Die<br />

Deutschen in Chile, Brasilien und Paraguay wurden zu Beginn der Kolonisation<br />

bewußt als „Fremdkörper“ im Lande angesiedelt. Die Zeit ist absehbar, zu der diese<br />

Rolle in Chile reine Historie ist. Die Angehörigen der jungen und mittleren Generation<br />

wachsen als Chilenen unter Chilenen auf - mit einem gewissen Bewußtsein<br />

deutscher Wurzeln, das jedoch kaum mit deutscher Sprache zusammenhängt. Alle<br />

hier behandelten deutschen Gruppen sehen sich heute in erster Linie als Bürger<br />

ihres Landes, in weiterer Linie auch als „deutsch“ (nicht: „bundesdeutsch“ ). Dies<br />

ist auch eines der Ergebnisse der NS-Zeit und der Rolle, zu der sich die deutschsprachige<br />

Bevölkerung in Lateinamerika seitdem verstanden hat.<br />

Die Mennoniten in Paraguay sind wie in Rußland die stabilste deutschsprachige<br />

Gruppe. Auf der Grundlage ihrer religiösen und ethnisch-kulturellen „Exterritorialität“<br />

haben sie die Herausforderung annehmen können, die die Öffnung des Chaco<br />

gestellt hat. Wirtschaftskontakte zur Mehrheitsgesellschaft, Zweisprachigkeit, Mobilität<br />

werden in den Dienst gestellt, nicht erlitten. Gleichwohl verändert sich das<br />

soziale und kulturelle Gefüge in den Kolonien: Die massive Zuwanderung<br />

Hunsrückisch (oder Portugiesisch) sprechender Deutschbrasilianer wird die Kolonien<br />

verändern. Die Trennung von Sakralbereich und „Welt“ , die auch sprachlich<br />

symbolisiert ist, beginnt durchlässig zu werden. Es wird sich zeigen, ob die<br />

Sprachvarietäten des „Plautdietschen“ und des hochdeutschen Standards ihre<br />

Verwendungsbereiche langfristig beibehalten können oder neue - soziale - Funktionen<br />

erhalten.

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