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gewaltigen Nord-Süd-Erstreckung des Landes vom Norden abgeschnitten war und<br />

dessen „Aufsiedelung“ auch eine Folge der europäischen Immigration war.<br />

1. Argentinien<br />

In Argentinien leben nach Schätzungen etwa 300.000 Deutschsprachige (1%<br />

der Landesbevölkerung von 1993 etwa 33 Millionen) unter etwa einer Million<br />

Deutschstämmigen, davon 200.000 deutsche Staatsangehörige (vgl. Born/Dickgießer<br />

1989: 19). Damit ist Argentinien eines der Länder mit der größten Anzahl<br />

von Deutschsprachigen, in Lateinamerika an zweiter Stelle hinter Brasilien.<br />

Regionale Siedlungsschwerpunkte sind die Provinzen Entre Ríos und Buenos<br />

Aires (mit jeweils etwa 50.000-60.000) sowie Misiones und in geringerer Anzahl der<br />

Chaco und die Pampa. In der Stadt Buenos Aires (mit vor dem Krieg noch ca.<br />

45.000 Deutschsprachigen) haben sich die Deutschen inzwischen sprachlich weitgehend<br />

assimiliert. Die Zuwanderung von etwa 35.000 bis 45.000 deutschsprachigen<br />

Juden führte ebenfalls zum großen Teil nach Buenos Aires.<br />

Rußlanddeutsche aus dem Wolga- und Schwarzmeergebiet wanderten seit 1877/<br />

78 ein, in einer Zeit, in der in Rußland die Stellung der ausländischen Kolonisten<br />

zunehmend schwieriger wird: Die „Großen Reformen“ Alexanders II. haben die<br />

Modernisierung und Vereinheitlichung der Wirtschaft und Verwaltung des Russischen<br />

Reiches zum Ziel. Die Kolonisten stellen dabei einen „Fremdkörper“ dar und<br />

gehen seit 1871 ihrer Sonderrechte zum Teil verlustig. Dies veranlaßt eine größere<br />

Anzahl zur Auswanderung nach Nord- und Südamerika. Die Aufrechterhaltung<br />

ihrer kulturellen (und sprachlichen) Eigenständigkeit gehört zu den Motiven ihrer<br />

Auswanderung nach Südamerika.<br />

Die Sprachvarietäten, die sie - abgesehen von gewissen Russischkenntnissen -<br />

in die neue Heimat mitnehmen, sind wolgadeutsche Varietäten, die zum Großteil<br />

westmitteldeutsche (rheinfränkische und zentralhessische) dialektale Merkmale<br />

tragen, sowie schwarzmeerdeutsche Varietäten, unter denen süd- und rheinfränkische<br />

Merkmale dominieren. Kennzeichen der Sprachentwicklung in Rußland<br />

ist aber zu diesem Zeitpunkt noch eine außerordentliche Vielfalt dialektaler<br />

Varietäten, die die dörfliche Alltagssprache der Kolonisten darstellen. In den ersten<br />

hundert Jahren der Besiedlung hatten sich die dörflichen Varietäten zwar meist zu<br />

mehr oder weniger einheitlichen Ortsdialekten ausgeglichen, jedoch war es weder<br />

zu überörtlichen Verkehrsvarietäten noch gar zur Herausbildung eines einheitlichen<br />

„Rußlanddeutschs“ gekommen. Auch die hochdeutsche Standardsprache<br />

war nur bei den höheren sozialen Schichten verbreitet.<br />

Arnd Schmidt (1996) berichtet anschaulich über die ersten wolgadeutschen<br />

Einwanderer, die zu einem Teil direkt aus Rußland nach Argentinien kamen, zu<br />

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