NATION UND SPRACHE
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“DER SPRECHER <strong>UND</strong> DAS WORT SIND ZWEI PERSONEN”<br />
(M. Luther, T is c hr ede n)<br />
Zum Gebrauch des politischen Euphemismus in den Massenmedien<br />
Maria Muscan<br />
Vorbemerkungen<br />
Die vorliegende Arbeit versteht sich als eine theoriegeleitete empirische Untersuchung zum<br />
Euphemismus-Problem in politischen Pressetexten allgemein. Das Ziel dieser Arbeit ist einerseits,<br />
auf der Grundlage eines Korpus die möglichen Kontexte, in denen Euphemismen verwendet<br />
werden, aufzudecken und zu analysieren und somit theoretisch zur Erklärung des<br />
politischen Euphemismus beizutragen. Andereseits sollen Herkunftsbereiche und Funktionen<br />
untersucht und Vorschläge zu einer Klassifikation von Euphemismen in politischen Pressetexten<br />
gemacht werden..<br />
Mein Untersuchungsmaterial umfasst zwei Textkorpora: zum ersten gehören die Tageszeitungen<br />
Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung und das Wochenmagazin<br />
Der Spiegel aus dem Zeitraum vom 1. Juli 2001 bis zum 30. September 2001. Zum zweiten<br />
Textkorpus zählen Schlagzeilen verschiedener Fernsehsender (Antena 1, Realitatea TV, România<br />
1, CNBC, CNN, Euro News) in der Zeitspanne 21. – 28. März 2003. Selbst wenn man das untersuchte<br />
Material auf die politische Berichterstattung eingrenzen würde, wäre sein Umfang zu<br />
groß, als dass es im Rahmen der vorliegenden Arbeit gründlich analysiert werden könnte. Es ist<br />
infolgedessen nötig, das Material weiter zu reduzieren. Ich beschränke mich daher auf zwei<br />
Themen: der Irak-Krieg im März 2003 und sozial-politische Entscheidungen in Deutschland im<br />
Zeitraum Juli-September 2001. Um euphemistischen Sprachgebrauch als solchen zu erkennen,<br />
muss zunächst der Bezug zum Tabu hergestellt werden. Erst vor diesem Hintergrund werden die<br />
verschleiernde und verhüllende Funktion von Euphemismen insbesondere in den politischen<br />
Pressetexten bzw. Pressemitteilungen deutlich.<br />
Begriffsklärung<br />
Die Politik<br />
Für den Begriff Politik gibt es in der Forschung keine allgemeingültige Definition. In meiner<br />
Untersuchung gehe ich von E. Leinfellners Definition aus (zit. nach Xiaon: 1993), die über Politik<br />
sagt, es sei:<br />
die Wissenschaft oder Kunst der Regierung, Verwaltung oder Leitung von öffentlichen oder staatlichen<br />
Angelegenheiten;<br />
die Angelegenheiten oder Tätigkeiten derjenigen, die eine Regierung oder Organe einer Regierung<br />
kontrollieren oder zu kontrollieren versuchen;<br />
die Prinzipien oder Ziele einer Regierung, einer Partei oder einer Gruppe innerhalb einer Regierung,<br />
ausgedrückt z.B. in Manifesten, Parteiprogrammen, Reden nach Art der State of the Union Message<br />
usw.;<br />
allgemein die Praktiken derjenigen, die Macht, Autorität oder ihren Vorteil im Rahmen des Staates<br />
suchen (…);<br />
(…) politische Gedanken oder Meinungen.