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NATION UND SPRACHE

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Die Perzeption der Diglossie von Immigranten in deutschsprachigen Ländern<br />

der deutschen L-Varianten war demzufolge keinesfall einhellig. Aufgrund dieser Umfrage läßt<br />

sich also behaupten, dass die Arabophonen-Immigranten die deutsche Sprache schneller gelernt<br />

haben als die Nuancen der sprachsoziologischen Situation, obwohl intuitiv manche von<br />

ihnen diese Situation gut beschreiben konnten.<br />

3. Bewusstsein von den Unterschieden zwischen der arabischen und österreichischen<br />

Diglossie<br />

Die meisten Informanten (14) bemerken keine Unterschiede zwischen der arabischen und<br />

österreichischen Diglossie, sie antworteten: „Man benutzt in Österreich die H- und L-Varianten<br />

in denselben Situationen und Kontexten wie im arabischsprachigen Gebiet“. Aber 8 von ihnen<br />

ergänzten nach längerer Überlegung und nach meinen zusätzlichen Fragen, dass jedoch in<br />

Österreich die Hochsprache mehr als in den arabischen Ländern gesprochen werde. Die anderen<br />

(7) bemerkten diesen Unterschied schneller.<br />

Obwohl die Informanten meistens keine Unterschiede zwischen der arabischen und österreichischen<br />

Diglossie wahrnahmen, beantworteten sie intuitiv die Frage nach der Sprache in der<br />

Schule wiederum richtig. Für die deutsche Schule wählten sie Hochdeutsch als Instrument der<br />

Kommunikation zwischen dem Lehrer und den Schülern. Sie waren sich dessen bewusst, dass<br />

sowohl der Lehrer als auch die Schüler meistens imstande sind, diese Sprache im Gespräch zu<br />

benutzten. Für die arabische Schule wählten sie häufig die L-Variante, weil es für sie klar war,<br />

dass weder der Lehrer noch die Schüler sehr oft imstande sind, arabische H-Variante problemlos<br />

zu verwenden.<br />

Zusammenfassung<br />

Die meisten Arabophonen sind sich der Unterschiede zwischen der arabischen und der<br />

österreichischen Diglossie nicht bewusst, sie denken, dass man in Österreich die L-Variante/en<br />

in denselben Situationen und Kontexten benutzt. Manchmal dient aber die arabische,<br />

manchmal jedoch die österreichische Sprachsituation als Muster. Intuitiv aber, wenn sie auf<br />

Einzelheiten eingehen, spüren sie die realen Sprachrelationen heraus. Aus der Umfrage läßt sich<br />

also schließen, dass die Arabophonen-Immigranten die deutsche Sprache schneller gelernt<br />

haben als die Nuancen der sprachsoziologischen Situation.<br />

Obwohl die Immigranten aus den arabischen Ländern die österreichisch-deutsche Diglossie<br />

als normale Sprachsituation beurteilen, weil sie in einer anderen, arabischen Diglossiesituation<br />

gewachsen sind, bereitet sie der Mehrheit von ihnen Schwierigkeiten bei der Verständigung mit<br />

den Österreichern. Allgemein bekunden sie ihre positive Einstellung zu der L-Variante, dennoch<br />

gibt es ein unabdingbares Erfordernis, eine reale Bedingung: Sie müssen nämlich alle Sprachformen<br />

aus dem Sprachrepertoire der neuen Gemeinschaft verstehen.<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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