NATION UND SPRACHE
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Hermann Scheuringer / Ioan L`z`rescu<br />
nationalen Varianten [Ammon nennt sie „Transsylvanismen“], ohne die Austriazismen, entstammen<br />
vor allem den folgenden drei Quellen: (1) den rumäniendeutschen Dialekten (Siebenbürger<br />
Sächsisch, Banater und Sathmarer Schwäbisch), (2) dem Rumänischen und (3) dem<br />
Ungarischen“. Die strenge Durchsicht der Kelpschen Listen durch rumänische Informantinnen<br />
führt bei Ammon (1995) letztlich zu ganz wenigen Lexemen, die zweifelsfrei als so genannte<br />
Transsylvanismen durchgehen, darunter Aufboden „Dachboden“, Hattert „Feld, Gemarkung“,<br />
Klettiten „Pfannkuchen“, Schopfen „Schuppen“ und versorgen „beiseite legen“.<br />
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Bisheriges zusammenfassend, ist festzustellen:<br />
➧ Der Status der deutschen Sprache in Rumänien geht weit über den einer durchschnittlichen<br />
Minderheitensprache hinaus. Deutsch in Rumänien kann als eine staatliche<br />
Varietät des Deutschen gesehen werden.<br />
➧ Deutsch in Rumänien zeigt zweifellos Eigenheiten, primär natürlich auf lexikalischer<br />
Ebene, wobei die Herausbildung spezifischer Rumänismen, weitgehend unabhängig<br />
von den dialektalen deutschen Grundlagen, erst ab 1918 anzusetzen ist.<br />
➧ Deutsch in Rumänien (und mittelbar damit auch das Rumänische) kennt in historischer<br />
Sicht als primären Kontaktpartner im deutschen Binnenraum die österreichische Standardvarietät,<br />
in merklichem Kontrast zu seiner vornehmlich moselfränkischen und<br />
schwäbischen dialektalen Grundlage, im letzten halben Jahrhundert verstärkt auch die<br />
westdeutsch-bundesdeutschen und DDR-Standardvarietäten.<br />
Die historische Verquickung von österreichischem Deutsch und rumänischem Deutsch stellt<br />
auch die Grundlage unseres „Doppelprojektes“ dar, das hier kurz vorzustellen auch Zweck unserer<br />
Ausführungen ist. Am Anfang steht dabei das für diesen Beitrag den Titel abgebende<br />
„Austriazismenlexikon mit besonderer Hervorhebung der österreichischen und rumäniendeutschen<br />
sprachlichen Gemeinsamkeiten“. Es soll ein deutsch-rumänisches Wörterbuch primär<br />
für rumänische Muttersprachler mit fortgeschrittener Kompetenz im Deutschen werden, in dem<br />
das besondere Augenmerk der Einbeziehung hochsprachlicher Austriazismen gilt, rumänische<br />
Deutschlerner also gezielt lexikografisch mit österreichischem Deutsch bekannt gemacht werden<br />
sollen, und dabei sollen auch die zahlreichen Rumäno-Austriazismen bewusst als eben<br />
österreichisch-rumänische Gemeinsamkeiten in der deutschen Standardsprache hervorgehoben<br />
werden. Im zweiten Teil dieses Aufsatzes wird auf Struktur und Inhalt des Wörterbuchs, auf<br />
Lemmata und Lemmatisierungsproblemen usw. eingegangen. Dieses „austro“-deutsch-rumänische<br />
Wörterbuch, Teil 1 des erwähnten Doppelprojektes, wurde und wird finanziell von der<br />
Universität Wien und von der Österreichischen Botschaft in Bukarest gefördert und soll im Jahr<br />
2004 in Bukarest der Öffentlichkeit präsentiert werden.<br />
Teil 2 stellt ein noch 2003 beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung<br />
(FWF) in Wien einzureichendes Drei-Jahres-Forschungsprojekt dar mit dem Arbeitstitel „Erforschung<br />
und Beschreibung der rumänischen Variante der deutschen Standardsprache“, in<br />
dem, falls als förderungswürdig erachtet, eine Projektmitarbeiterin aktuelle rumäniendeutsche,<br />
gesprochene wie geschriebene Texte auf Rumänismen hin auswerten soll, wie sie natürlich<br />
primär im lexikalischen Bereich zu erwarten sind, aber nicht nur: Auch die Aussprache der<br />
deutschen Hochsprache in Rumänien ist zu thematisieren und wohl auch grammatische<br />
Aspekte. Erster Projektpartner in Rumänien ist natürlich Ioan L`z`rescu, mit weiteren<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003