NATION UND SPRACHE
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FRAUEN<strong>SPRACHE</strong> — MÄNNER<strong>SPRACHE</strong><br />
Fragebogenuntersuchung<br />
Emilia Muncaciu-Codarcea<br />
Einleitende Bemerkungen<br />
Die Frauen- und Männersprache ist in den letzten Jahren Gegenstand soziolinguistischer<br />
Untersuchungen geworden und gehört zum Bereich der Soziolinguistik, die die Beziehungen<br />
zwischen der Sprache und der gesellschaftlichen Gruppenzugehörigkeit von Sprechern untersucht.<br />
Die Frauen– und Männersprache könnte also als Soziolekt definiert werden, da unter<br />
Soziolekt eine gruppenspezifische Sprachvarietät verstanden wird, die Kommunikationsbarrieren<br />
darstellt und wertende Einstellungen zu anderen sozialen Gruppen verstärkt. Ein<br />
Soziolekt ist eine Sprachvarietät, die von einer sozialen Gruppe oder einer sozialen Schicht benutzt<br />
wird. Für den Begriff Soziolekt gibt es verschiedene Definitionen, z.B. „Spezifische<br />
Sprachform einer sozialen Schicht.“ 1 („Knaurs Fremdwörterlexikon“), „eine bestimmte soziale<br />
Gruppe kennzeichnende Sondersprache“. 2 (dtv-Lexikon, Band 17) oder „Sprachgebrauch einer<br />
sozialen Gruppe oder Schicht.“ 3 (Wahrig — Deutsches Wörterbuch).<br />
Ich betrachte die Frauensprache — Männersprache als einen Soziolekt, als eine geschlechtsspezifische<br />
Sprache mit geschlechtsspezifischem Sprachverhalten in kommunikativen<br />
Situationen. Die Beschäftigung mit dem Thema „Männersprache — Frauensprache“ begann Anfang<br />
der 70er Jahre in Amerika und wurde von der neuen Frauenbewegung der letzten 20 Jahre<br />
initiiert und in die Linguistik hineingetragen worden. Seit Trömel-Plötz 1978 ihren Aufsatz<br />
„Linguistik und Frauensprache“ 4 veröffentlichte, ist das Thema auch in der germanistischen<br />
Linguistik verstärkt angegriffen und bearbeitet worden. Das Thema steht aber in engen Beziehungen<br />
auch zur Soziologie, Psychologie oder Pädagogik, besonders wenn man auch den<br />
Zusammenhang zwischen Sprache und sozialer Herkunft in Betracht zieht.<br />
Bei der Behandlung der Frauensprache — Männersprache unter soziolinguistischer Perspektive<br />
müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden: das unterschiedliche Sprachverhalten von<br />
Männern und Frauen, die Position der feministischen Linguistik dazu und die sprachliche Gleichstellung<br />
der Frau in der Rechts- und Verwaltungssprache. Auch im Schul- und Schulbuchbereich<br />
sind über ministerielle Erlasse und Gutachterrichtlinien erhebliche Veränderungen im Sinne<br />
einer feministischen Lehr- und Lernmittelkritik feststellbar.<br />
Meine Arbeit beruht auf einer Fragebogenuntersuchung. Befragt wurden 50 Studenten sowohl<br />
der Germanistik als auch der nichtphilologischen Fakultäten, der deutschen Abteilung,<br />
Studienfächer in deutscher Sprache, 1. und 2. Jahrgang, darunter 20 Studenten und 30 Studentinnen.<br />
1<br />
Knaurs Fremdwörterlexikon 1992, Hg. vom Lexikograph. Institut, vollständ. Taschenbuchausg., München, S. 395.<br />
2<br />
Dtv-Lexikon, Bd 17, 1992, F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim und DTV Verlag GmbH &Co KG, München, S. 119.<br />
3<br />
G. Wahrig 1986: Deutsches Wörterbuch, völlig überarb. Neuausg., Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/ München,<br />
S. 1195.<br />
4<br />
S. Trömel-Plötz 1978: Linguistik und Frauensprache; in „Linguistische Berichte“ 57, S. 49-68.