NATION UND SPRACHE
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Agata S. Nalborczyk<br />
oder Ketchup nehmen wollte. Einige von den Informanten erwähnten auch, dass sie sich aufgeregt<br />
hatten, wenn sie nicht weiter verstanden haben. In solchen Situationen (meistes bei<br />
dem Einkaufen, in einer Reparaturwerkstatt oder im Autoservice) haben sie immer mit “Ja!“<br />
geantwortet.<br />
12 Informanten, die die Antwort gebene haben, dass das Vorhandensein von mehreren<br />
Sprachformen ihnen keine Schwierigkeiten bietent, lebten schon seit langem (15-20 Jahren) in<br />
Österreich. 8 von ihnen fügten jedoch nach einer längeren Überlegung hinzu, dass diese<br />
Situation ihnen zwar in ihrer Gegenwart keinerlei Schwierigkeiten mehr bereite, dass sie jedoch<br />
am Anfang ihres Aufenthaltes im neuen Land, in Österreich die L-Varianten überhaupt nicht<br />
verstehen konnten.<br />
Aus der Umfrage läßt sich schließen, dass die Mehrheit von den Arabophonen-Informanten<br />
(15 von 21) in der Verständigung mit den Österreichern Schwierigkeiten haben, obwohl sie die<br />
Diglossiesituation in Österreich als normale Sprachsituation beurteilten. Für einen Teil von<br />
ihnen stellt die Diglossie immer noch ein Problem dar.<br />
2. Spracheinstellungen der Arabophonen zu der L-Variante der deutschen Sprache in<br />
Österreich<br />
Die meisten von den Informanten haben ihr Deutsch in den Sprachkursen gelernt und beherrschten<br />
also die deutsche/en L-Variante/en nicht. Sie hatten, wie ausgeführt, Schwierigkeiten<br />
beim Verstehen dieser Sprachformen. Nur wenige, und zwar diejenigen, die seit mehr als<br />
20 Jahren in Österreich leben und dazu noch eine/en ÖsterreicherIn als Ehepartner haben, sind<br />
imstande, diese Sprachvariante zu sprechen.<br />
Eine andere Frage betraf das Problem, ob es den Informanten gefällt, wenn Österreicher<br />
ihre L-Variante benutzen. 8 Informanten beantworteten, dass dies ihnen gefalle, andere 7<br />
wiederum knüpften ihre Antwort an die Sprachsituation an. Einer von ihnen sagte:<br />
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Es gefällt mir, wenn sich jemand in dieser Sprachform nicht an mich wendet, wenn er aber zu mir in<br />
dieser Sprachform spricht, gefällt es mir nicht.<br />
Meiner Meinung nach soll man diese Antwort folgendermaßen verstehen, dass es ihm nämlich<br />
immer noch Schwierigkeiten bereitet, die österreichischen L-Varianten zu verstehen.<br />
Andere Informanten brachten dasselbe noch deutlicher zum Ausdruck:<br />
Es gefällt mir, wenn ich verstehe; wenn ich aber nicht verstehe, gefällt es mir nicht, wenn jemand<br />
diese Sprachform benutzt.<br />
6 Informanten hatten eine negative Haltung zu der/den L-Variante/en und ihrer Verwendung<br />
im Gespräch. Sie äußerten sich folgendermaßen:<br />
Das ist eine vulgäre Sprache, die nur in einem Heurigen gut klingt; Das ist eine ordinäre Sprache,<br />
die Sprache der Ungebildeten.<br />
Einer von meinen Informanten, der keinen Deutschkurs besucht hatte und die ganze Zeit die<br />
österreichische L-Variante (Umgangssprache) benutzte, äußerte sich auch in diesem Sinne.<br />
8 Informanten gestanden ihre negative Einstellung zu den österreichischen L-Varianten in<br />
den Massenmedien, erstaunlicherweise waren sie nicht dieselben, die eine solche Haltung zu<br />
diesen Sprachformen im Gespräch hatten.<br />
Alle Informanten bekundeten aber ihre positive Einstellung zu der Verwendung der<br />
arabischen L-Variante/en im Gespräch und in den Massenmedien und knüpften die Benutzung<br />
dieser Sprachformen nicht an die Bildung des Sprechers an. Die Beurteilung der Verwendung<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003