NATION UND SPRACHE
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Forum Sonderaspekte verbaler Kommunikation Florentina Alexandru<br />
Wissensvorrat und ein typisches, für jeweilige Kultur allgemeingültiges Wertesystem. Das<br />
bringen die Berufstätigen in die Organisation mit. Mit dem Eintritt in einen Beruf müssen sie<br />
aber auch die Elemente der Unternehmenskultur, also die Praktiken, übernehmen. Die Berufstätigen<br />
sind also auf der Makroebene die Mitglieder einer Kultur und auf der Mikroebene die<br />
Mitglieder einer Organisationskultur.<br />
Die verschiedenen Strukturmodelle 9 der Organisationen erklären die Verhaltens-, Handelns-<br />
und Kommunikationsstrategien innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Bis vor kurzem<br />
konnte man noch von homogenen Organisationen sprechen, die durch bestimmte Verhaltenserwartungen<br />
ein Klima des Vertrauens erzeugten. Das erleichterte natürlich in der ersten Linie<br />
die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der Organisation. Unter den Globalisierungsbedingungen<br />
kann man aber von einer solchen Stabilität nicht mehr sprechen. Bei den multinationalen<br />
Organisationen, die in mehreren Kulturräumen aktiv sind und mit einer Vielfalt von<br />
Wertesystemen konfrontiert werden, ist die Homogenität keine Voraussetzung mehr. Der Grad<br />
der Heterogenität hängt von dem Gleichgewicht von Identität und Differenz innerhalb einer<br />
multinationalen Organisation ab.<br />
Die Interkultur als Verbindungsfläche in internationalen Begegnungen<br />
Die Globalisierung ist ohne internationale Kommunikation kaum denkbar. Die internationale<br />
Kommunikation ist heutzutage zur Voraussetzung wirtschaftlichen Erfolgs geworden. Jeder<br />
Kommunikationsprozess beruht auf dem schon klassisch gewordenen linearen<br />
Kommunikationsmodell von Shannon und Weaver, das einen Sender und einen Empfänger,<br />
einen Enkodierungs- und einen Dekodierungsprozess, eine Nachricht und eine potentielle Störquelle<br />
umfasst. Der Prozess ist nur von dem Sender gesteuert, er ist also einseitig. Das bildet<br />
nur das Gerüst der Kommunikation, denn der Kommunikationsprozess ist viel komplexer.<br />
Die Verhandlung ist die direkte, face-to-face Begegnung zwischen zwei Parteien, die ein<br />
bestimmtes Ziel erreichen möchten.Wir sprechen hier von einer zweiseitigen interpersonalen<br />
arbeitsbezogenen Kommunikation. Die Interaktanten spielen die Rollen des Senders und des<br />
Empfängers, aber die Rollen sind nicht fest, sie haben eine Dynamik, weil die Kommunikationsbeteiligten<br />
diese Rollen ständig wechseln können. Die Themen der Geschäftsgespräche beziehen<br />
sich auf den Arbeitsprozess einer Organisation und deswegen betrachtet man auch die<br />
Kommunikation als arbeitsbezogen.<br />
Als interkulturelle Kommunikation bezeichnet man hier die interpersonale Interaktion<br />
zwischen Angehörigen verschiedener Kultur- und Sprachräume. Damit sie sich verständigen<br />
können, muss zumindest einer von denen eine Fremdsprache sprechen, oder beide müssen sich<br />
einer lingua franca bedienen.<br />
Als Vertreter einer Kultur werden die Interaktanten ihre sozialen Identitäten gegenüber den<br />
personalen hervorheben. Die interkulturelle Kommunikation im wirtschaftlichen Bereich erfordert<br />
ein genaueres Eingehen auf die Arbeitsmethoden, Denk- und Handlungsweisen und<br />
Lebensgewohnheiten der Partner. Das Profil der Unterhändler, die in verschiedenen Kulturräumen<br />
tätig sind, umfasst folgende Komponente:<br />
⇒ fachliche Kompetenz im Bereich der Wirtschaft<br />
⇒ interpersonale Kompetenz (Die Fähigkeit der Interaktanten den interpersonalen<br />
Kommunikationsprozess in einer bestimmten Kommunikationssituation erfolgreich zu<br />
führen.)<br />
9 Ausgehend von den soziokulturellen Dimensionen Machtdistanz und Unsicherheitsvermeidung unterscheidet Hofstede<br />
vier Strukturmodelle: die Pyramide, die gut geölte Maschine, die Familie und den Wochenmarkt.<br />
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ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003