NATION UND SPRACHE
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Akzent und Rhythmus im Deutschen und Rumänischen. Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten<br />
3.2 Unterschiede im Sprechrhythmus<br />
Für die Gegenüberstellung des Sprechrhythmus werden:<br />
a. Pausen und Sprechtempo als Rhythmus optimierende Faktoren<br />
b. die Länge der Interstressintervalle und die Position der rhythmischen Schwere<br />
c. die rhythmische Euphonie berücksichtigt.<br />
a. In beiden Sprachen sind Pause und Tempo Rhythmus konstituierende Faktoren, zugleich<br />
optimieren sie auch denselben. Der Einsatz der Pausen ist allerdings in der reproduzierten Sprache<br />
strenger geregelt, in der frei produzierten Sprache ist z. B. die Zahl der Häsitationspausen<br />
größer; sie haben oft rhythmischen Charakter und können den Akzent ersetzen, oder die Taktdauer<br />
regulieren.<br />
Wegen der laxen Bindung zwischen den Wörtern innerhalb der rhythmischen Gruppe ist die<br />
Zahl der Pausen im Rumänischen vergleichsweise zum Deutschen größer. Dadurch entstehen<br />
mehrere kürzere Akzentgruppen. Im Deutschen hingegen sind infolge der Reduktionsprozesse<br />
die Akzentgruppen länger, Atempausen sind nicht notwendig.<br />
Zwar treten in beiden Sprachen vom Textinhalt abhängig Tempovariationen auf, ihre Auswirkungen<br />
sind aber unterschiedlich. Im Deutschen begünstigen und produzieren sie Vokal- und<br />
Konsonantenreduktionen und –elisionen, die Isochronie der höheren rhythmischen Einheiten.<br />
Die Anzahl der von den rhythmischen Einheiten enthaltenen Wörter spielt keine besondere<br />
Rolle, da durch Reduktionen/Elisionen perzeptiv eine zeitlich ungefähr gleiche Aufeinanderfolge<br />
der Akzente gesichert werden kann, ohne dass die Dauer der rhythmischen Einheit wesentlich<br />
vergrößert wird. Im Rumänischen bewirken die mit den Tempovariationen verbundenen koartikulatorischen<br />
Prozesse eine Optimierung der Silbenränder und der Silbenlänge und nicht der<br />
höheren rhythmischen Einheiten. Die Verbindung zwischen den Wörtern bleibt vergleichsweise<br />
zum Deutschen loser.<br />
b. Auch bezüglich des zweiten Kriteriums, der Länge der Interstressintervalle und der Position<br />
der rhythmischen Schwere bestehen zwischen den beiden Sprachen Unterschiede:<br />
- Während im Deutschen durch die Tempovariationen die Interstressintervalle ausgeglichen,<br />
d. h. gekürzt oder gedehnt werden, so entspricht im Rumänischen die Länge der höheren<br />
rhythmischen Einheit der Dauer der enthaltenen Silben. Während die Interstressintervalle<br />
im Deutschen infolge der Deakzentuierungen größer sind, betragen sie im Rumänischen<br />
nach SFÎRLEA (1970: 191f.) 1 – 3 unbetonte Silben, z. B.<br />
Martin Luther // wurde im Jahre vierzehnhundertdreiundachtzig // in Eisleben // als Sohn //<br />
2 10 4 3<br />
eines Bergmanns geboren.//<br />
2<br />
Martin Luther // s-a n`scut // în anul o mie patru sute optzeci [i trei // în Eisleben // ca fiu //<br />
1 1 2 1 2 1 1 2 1 1 3<br />
de miner.//<br />
2<br />
c. Während im Deutschen die Hauptakzentposition in höheren rhythmischen Einheiten eine<br />
relative Mobilität (vorletzte, vorvorletzte, viertletzte Silbe oder eine weiter mediale Position)<br />
aufweist, liegt im Rumänischen in der sachlich-neutralen Rede der Hauptakzent in den meisten<br />
Fällen final, d. h. auf der letzten oder vorletzten Silbe.<br />
d. Die rhythmische Euphonie bezieht sich auf die Anwendung von Wohlgeformtheitsregeln<br />
wie Schlaghinzufügung, d. h. Konstituierung eines neuen Akzents, Schlagbewegung, Akzentverlagerung,<br />
Schlageliminierung, Akzentverlagerung oder Deakzentuierung. Der Rhythmus basiert<br />
in beiden Sprachen auf den Haupt- und Nebenakzenten. Der Unterschied in der Herstellung der<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />
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