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NATION UND SPRACHE

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Das Gesprächsbild – eine Dialoganalyse in stereotypen Äusserungen<br />

handlung können aber auch Bewertungshandlungen vollzogen werden, Sprechereinstellungen<br />

zu einer Sprachhandlung, zum Sachverhalt, zum angesprochenen Thema insgesamt ausgedrückt<br />

werden um damit wiederum als Verstärkung/Unterstützung für Sprachhandlungen zu gelten.<br />

Satzphraseologismen kommt eine wichtige Funktion als Bewertungs- und Einstellungsindikatoren<br />

zu. Darüber hinaus wird mit der betreffenden Äußerung noch eine Imageaufwertung<br />

oder -bestätigung bezweckt. Diese Fertigteile sind eine bequeme und einfache<br />

Möglichkeit, sein Image wunschgemäß zu gestalten und zu wahren, das Image des anderen<br />

nicht zu verletzen um damit auch Imagearbeit zu leisten, sich durch den Rekurs auf Formelhaftes<br />

positiv darzustellen. Vorgeprägtem kann folglich eine imageorientierte Wirkung zugeschrieben<br />

werden. Damit kann die kommunikativen Distanz zwischen den Beteiligten abgebaut<br />

werden, kann die Schaffung eines bestimmten Gesprächsklimas erreicht werden. Mit<br />

der Funktion der Imagepflege eng verbunden ist eine weitere in Beziehung zu setzen, nämlich<br />

die Möglichkeit das Gesprächsklima zu beeinflussen, zu steuern. Die Art und Weise des Miteinander-Redens<br />

wirkt sich auf die Gestaltung der Beziehung zwischen den Dialogpartnern aus.<br />

Satzphraseologismen müssen als Mittel der Beziehungsgestaltung in der Interaktion berücksichtigt<br />

werden. In der Funktionsbeschreibung verfestigter Formulierungsmuster ist auf ihre<br />

Relevanz für die soziale Interaktion hingewiesen worden u.a. als Mittel zur Symbolisierung der<br />

eigenen sozialen Identität und der der Adressaten. Die pragmatische Funktion von Phraseologismen<br />

sieht Fleischer (1982, 221) darin, dass sie als Indikatoren sozialer Verhältnisse<br />

fungieren. Ein Sprecher/Schreiber erweist sich durch den Gebrauch bestimmter Formeln als<br />

Mitglied einer Kommunikationsgemeinschaft. Phraseologische Ausdrücke können die Aufmerksamkeit<br />

auf einen bestimmten Gesprächsschritt lenken und der Äußerung besonderes Gewicht<br />

verleihen. Die Wirkungsverstärkung einer bestimmten Sprachhandlung und die Aufmerksamkeitssteuerung<br />

sollen der Kommunikationsverbesserung dienen. Als kompakte Einheiten sind<br />

Phraseologismen für die Raffung des Mitteilungsgehaltes geeignet. Andererseits erlaubt die<br />

Vagheit ihres Mitteilungsgehaltes dem Gesprächspartner Rückzugsmöglichkeiten. Man kann<br />

dadurch sein Image auch schützen, ein bestimmten Gesprächsklima schaffen, kommunikative<br />

Distanz abbauen. Damit wird ein Beitrag zur Konfliktentschärfung und Verstehenssicherung<br />

geleistet. Vorgeprägtem wird allgemein eine Entlastungsfunktion zugeschrieben. Fleischer<br />

(1982) geht noch einen Schritt weiter und spricht den Phraseologismen insgesamt die Funktion<br />

der Kommunikationserleichterung zu. Die Verhaltensunsicherheit nimmt aber zu wenn man die<br />

richtigen Formeln nicht beherrscht, sie situationell, sozio-kulturell nicht adäquat in den<br />

Kontext einbaut. Den sozio-kulturell verankerten Komponenten des komplexen sprachlichen<br />

Kommunikationsverhaltens muss gebührende Beachtung geschenkt werden, vor allem weil<br />

Fragen des Miteinanderredens in den Vordergrund geraten, besonders wenn es um interkulturelle<br />

Kommunikation geht (kulturspezifische Züge des Sprachgebrauchs und des Verhaltens<br />

im Gespräch, kulturspezifische Gesprächsregeln, kulturbedingte Kommunikationsgepflogenheiten).<br />

Ein weiteres Kennzeichen der angesprochenen Einheiten ist die Vermittlung<br />

kulturspezifischer Inhalte. Phraseologismen als “Kulturzeichen” (Lüger 1998, 43) sind Träger<br />

landeskundlicher, gesellschaftsspezifischer Erfahrungen; sie geben in komprimierter Form<br />

kulturspezifischen Einstellungen, Erfahrungen, Normen, Urteile und Vorurteile, Werte einer<br />

Sprachgemeinschaft wieder. In der Kommunikation kommt solchen Ausdrücken eine erhöhte<br />

Bedeutung zu. Interagierende müssen auch mit Missverständnissen, Unklarheiten, Vermutungen<br />

u.v.m. rechnen, mit dem Nicht-Verstehen einer Äußerung als Formulierungsmuster. Als Verstehenshilfen<br />

können metakommunikative Mittel eingesetzt werden. Vorformuliertes erscheint<br />

häufig von metasprachlichen Signalen begleitet. Metakommunikative Mittel sind Dekodierungshilfen<br />

für Sprachzeichen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit als besonderes und<br />

komplexes Sprachmaterial aufzufassen sind. Metakommunikatives dient nicht nur der Ver-<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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