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NATION UND SPRACHE

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512<br />

Adina-Lucia Nistor<br />

Arbeitssuche zur Entstehungszeit der Familiennamen, im Mittelalter diesen Radius nicht übertraf<br />

(vgl. hierzu die Familiennamen: Münstermann, Siekmann u.ä.). Heutige Migrationen beeinflussen<br />

das Konzentrationsgebiet eines Familiennamens nur wenig, zu ungefähr 15 %. In Ost-<br />

und Westfalen kann Wohnstätten- bzw. Herkunftsname die Hauptbedeutung sein, vergleiche<br />

hierzu die Gleichung bei Zoder (1968, 65) „Hinrik van der Lippe 1447 = Hinrik Lipman junior,<br />

Hinrikes sone 1458 = Hinrik Lippeman 1470/80“, doch ist für die Erstbedeutung das Konzentrationsgebiet<br />

eines Namens ausschlaggebend. Die Bedeutung Übername für einen „lieben,<br />

angenehmen Menschen“ oder „einem dem Herren bevorzugten, begünsteten Menschen“ 11 von<br />

Lippmann als Variante von Liebmann mit Auslautverhärtung, kommt, so glauben wir, wegen der<br />

zu engen Nachbarschaft der Namen eher nicht in Frage. Brechenmacher (1960-63, 197, 188)<br />

behauptet, Lippmann sei die mitteldeutsche Variante von Lieb(er)mann. Weil sich jedoch beide<br />

Namen im Ostmitteldeutschen konzentrieren (siehe Karte Verhältnis Typ: Liebmann 942 / Typ:<br />

Lippmann 1627 12 ), ist es unwahrscheinlich, dass hier die Namen dieselbe Bedeutung, nur verschiedene<br />

lautliche Formen haben. Lippmann (1627 Telefonanschlüsse) konzentriert sich im<br />

Obersächsischen (teilweise auch im Thüringischen); das hier ungedruckte Kartenbild des Typs<br />

Liebmann (Liebmann 942 Telanschl.und Liebermann 853 Telanschl.) zeigt hingegen eine Konzentration<br />

im Thüringischen (partiell auch im Obersächsischen) (vgl. Karte Liebmann – Lippmann<br />

13 ). Die Familiennamen Lippmann und Lieb(er)mann kommen in den regionalen Namenbüchern<br />

von Hellfritzsch (1992) für das Sächsische Vogtland, sowie bei Neumann (1981) für die<br />

Gebiete Oschatz, Riesa, Grossenhain in Sachsen nicht vor. Lieb(er)mann fehlt auch bei Schwarz<br />

(1973) für das Sudetendeutsche.<br />

Bei Grünert (1958) bedeuten in Altenburg (im Ostmitteldeutschen), wohl nicht zufällig, Liebermann<br />

„Übername, ein angenehmer, lieber Mann“ 14 und Lippmann „Patronymikum, Kurzform<br />

von Philippus mit -mann-Ableitung.“ 15 Schwarz (1973, 193) erklärt Lippmann für das Sudetendeutsche<br />

auch als Patronymikum zur Kurzform Lipp von Philipp. Neumann (1981) führt in<br />

ihrem regionalen Familiennamenbuch Sachsens den Familiennamen Lip an: „Rufname, Kurzform<br />

zu Philippus, wohl kaum Übername mhd. lefs(e), mitteldt. Lipp = Lippe“ 16 an. Daraus<br />

schließen wir, dass der Familienname Lippmann in seinem Konzentrationsgebiet Sachsen, die<br />

Erstbedeutung Patronymikon hat und eine Ableitung auf -mann mit der alten Kurzform für<br />

Philipp ist, wahrscheinlich wegen der Verehrung des Heiligen Apostels Philippus gewählt. In<br />

Einzelfällen kann Lippmann auch eine mit dem Suffix -mann erweiterte Bildung der Kurzform<br />

von germanischen Rufnamen mit lieb (ahd. liub, liob) z.B. Liebhard, Liebfried, Liebwald u.ä. sein,<br />

oder einen westslawischen Einfluss zu Personennamen auf slaw. liby, luby = lieb oder zu slaw.<br />

lipa = Linde und demzufolge als Vatername oder als Wohnstätten- bzw. Herkunftsname gedeutet<br />

werden. An dieser Stelle bleibt unsere Forschung noch offen. Über jeden Einzelfall<br />

können nur familiengeschichtliche Untersuchungen entscheiden.<br />

Bei der Etymologie von Familiennamen geht es zuerst um den Rang der Bedeutungen. Im<br />

Fall Lippmann haben wir gezeigt, wie man mit Hilfe der Namengeografie einzelne Bedeutungen<br />

eines Namens als Hauptbedeutungen ausschalten kann. In den überregionalen Namenlexika<br />

11 vgl. Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, 1984, Sp. 941.<br />

12<br />

In: Kunze, 1999.<br />

13<br />

Ebd.<br />

14<br />

so: Grünert, 1958, S. 393-394.<br />

15 So: Grünert, 1958, S. 54.<br />

16 Neumann, 1981, S. 108.<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

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