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NATION UND SPRACHE

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Mihai Draganovici<br />

Die intendierte Absicht des produzierten Textes kann aber nicht in Erfüllung gehen ohne<br />

den fast genauso wichtigen anderen Teil, nämlich denjenigen für den der Text bestimmt ist.<br />

Dieser Rezipient 2 nimmt den Text wahr und je nach seinen Reaktionen kann man nachher sagen,<br />

ob der Text und das, was man kommunizieren wollte, gelungen sind. In diesem Fall findet<br />

eine Interaktion zwischen dem Empfänger und dem Verfasser statt und diese Interaktion kann<br />

als geglückt gelten, wenn es ein positives feed-back, das heißt im Sinne der Intention des Autors,<br />

gibt.<br />

Die Funktion eines Textes wird also nicht nur vom Produzenten bestimmt, sie kommt durch<br />

den tatsächlichen Empfänger zustande 3 . Nord nennt auch mehrere Faktoren, die die möglichen<br />

Textfunktionen beeinflussen können, wie z.B.: die situativen Bedingungen, aber auch die individuellen<br />

kommunikativen Bedingungen des Empfängers, die ihn zum Beispiel veranlassen, bei<br />

einem Text, der nicht als informativ gedacht war, vor allem die informativen Teile zu berücksichtigen.<br />

Wenn bislang von einzelnen Personen die Rede war, muss auch die Möglichkeit in<br />

Erwägung gezogen werden, dass ein Text nicht nur eine Funktion bekommt, sondern, je nach<br />

der persönlichen Einstellung, mehrere Funktionen übernehmen kann.<br />

Der funktionale translationstheoretische Ansatz fordert prinzipiell eine Funktionsgleichheit<br />

zwischen den ausgangs- und zielkulturellen Gegebenheiten, wobei gesagt werden sollte, dass<br />

eine Übersetzung auch eine geänderte Funktion übernehmen könnte, falls deren Ziel solcherart<br />

angegeben ist, dass eine solche Änderung erfolgen muss.<br />

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3. Die Übersetzung als zielkulturelles Ergebnis<br />

In vielen Arbeiten, die sich mit der theoretischen Auseinandersetzung im Bereich der Übersetzungstheorie<br />

befassen, treffen wir verschiedene Definitionen einer Übersetzung. Wenn man<br />

jenige von Wills in Betracht zieht 4 , ergeben sich folgende Bestimmungsmerkmale:<br />

➧ Beteiligt sind zwei Sprachen<br />

➧ Ausgangspunkt und Resultat des translatorischen Handelns sind Texte<br />

➧ zwischen Zieltext und Ausgangstext besteht eine Äquivalenzbeziehung.<br />

In diesem Fall werden aber nicht die kulturellen Hintergründe berücksichtigt. Die funktionale<br />

Translationstheorie ist der Ansicht, dass Sprache und Kultur eng miteinander verbunden<br />

sind. Der produzierte Text ist von inneren und äußeren Umständen abhängig, folglich kann man<br />

nicht überall x-beliebiges sagen 5 . Der Produzent, der Rezipient sind in dem Kontext einer Kultur<br />

eingebettet.<br />

Übersetzungen zeichnen sich also durch eine doppelte Bindung aus. Einerseits gibt es die<br />

Bindung an den Ausgangstext. Wenn man sie zu stark berücksichtigt, dann entsteht die Gefahr,<br />

dass der Zieltext für den Rezipienten unleserlich und unverständlich wird, also dass eine Wortfür-Wort<br />

Übersetzung entsteht. Andererseits gibt es eine Bindung an den Zieltext. Wenn man<br />

diese Bindung verabsolutiert, dann kann die Autonomie des Originaltextes verletzt werden und<br />

die Zieltexte stehen zum Ausgangstext nur noch in entfernter Beziehung.<br />

2 Der Rezipient ist in erster Linie der Übersetzer, der mit dem Ausgangstext unvermittelt in kontakt kommt. Nur in<br />

zweiter Linie wird die Rolle des Rezipientes von dem Leser (der Übersetzung) übernommen.<br />

3 vgl. Nord 1998:145.<br />

4 zit. aus Koller 1992:191.<br />

5 vgl. Stolze 1994:157.<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

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