NATION UND SPRACHE
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Maria Ileana Moise<br />
die Vokale, ob betont oder unbetont, nur einen Wert, eine mittlere Länge. Auch die Hiatusauflösung<br />
durch Hinzufügung der unsilbischen Vokale [i] oder [u], z. B. mitralier`, elogiat,<br />
sowie die für die Bildung von phonetischen Wörtern stattfindenden Elisionen, z. B. [I acum -<br />
> [-acum, se opre[te -> s-opre[te, usw. beeinflussen den Akzentvokal auf keine Weise. Sie<br />
können zwar auf der Silbenebene eine komplexere Struktur bewirken, tragen aber zum Ausgleich<br />
der einzelnen Silbendauern bei. Während die Modifikationen im konsonantischen Bereich<br />
im Deutschen (Auslautverhärtung) den Eindruck von Härte verstärken (vgl.<br />
MEINHOLD/STOCK 1982: 208; GREGOR-CHIRI}Ă 1991: 75), so unterstützt die regressive<br />
Assimilation (Stimmhaftwerden der Konsonanten) im Rumänischen den weichen, fließenden<br />
Klang der Sprache.<br />
- Wird das Merkmal Vokalharmonie in den beiden Sprachen verglichen, so kann für das<br />
Deutsche von einer annähernden Vokalharmonie gesprochen werden, da allein für den<br />
Schwa-Laut in der Akzentsilbe eine totale Restriktion besteht. Im Rumänischen betrifft die<br />
Einschränkung nur das entstimmte [i] im Plural einiger Substantive, für die Phoneme /`/ und<br />
/î, â/ kann die Akzentverlagerung z. B. in l`u’d`, l`u’da, usw. nicht als Beweis für eine eindeutige<br />
Restriktion für diese Vokale in der Akzentsilbe angenommen werden, diese Phoneme<br />
treten sowohl in betonter als auch in unbetonter Position auf. Wird die Häufigkeitsrate des<br />
Schwa-Lautes im Deutschen und des entstimmten “i” im Rumänischen verglichen, so tritt das<br />
letztere seltener auf. Für das Deutsche kann also von einer partiellen Vokalharmonie, für das<br />
Rumänische von einer fast totalen ausgegangen werden.<br />
c. Unterschiede betreffen auch die Akzentstelle als Fixpunkt für die rhythmische Einheit:<br />
- Bezüglich dieses Kriteriums sind die Unterschiede zwischen dem Deutschen und Rumänischen<br />
beim heutigen Stand der Forschung des Wortakzents sehr groß. Im Deutschen werden<br />
Erbwörter kapochron betont, Fremdwörtern kodachron, im Rumänischen besteht generell<br />
eine kodachrone Akzentuierung.<br />
- Auf höheren Ebenen sind infolge der wirksamen Thema-Rhema-Gliederung in der sachlichneutralen<br />
Rede die Unterschiede geringer. Während aber im Rumänischen eine deutliche<br />
Rechtstendenz mit Finalbetonung besteht, so kann im Deutschen infolge der spezifischen<br />
Wortfolge eine leichte Linkstendenz festgestellt werden, z. B.<br />
Drei Jahre später/ im Jahre fünfzehnhundertzwölf/ wurde er zum Doktor theologiae/<br />
und Professor für Bibelerklärung/ in Wittenberg ernannt/<br />
Trei ani mai târziu/ în anul/ o mie cinci sute doisprezece/ a fost numit doctor în<br />
teologie/ [i profesor în interpretarea bibliei/ la Wittenberg/<br />
Hinzu kommen Unterschiede bezüglich des Status der Nebenakzente, als Rhythmus<br />
konstituierende Elemente. Im Rumänischen werden die Nebenakzente in geringerem Maße<br />
abgeschwächt als im Deutschen und sind i. d. R. als Rhythmus konstituierend wirksam. Im<br />
Deutschen ist wegen der Tempovariationen die Tendenz zur Deakzentuierung derselben<br />
stärker. Infolgedessen entstehen längere rhythmische Einheiten, während im Rumänischen<br />
wegen der Realisierung aller potenziellen Akzente die höheren rhythmischen Einheiten<br />
kürzer sind, z. B.<br />
Martin Luther // wurde im Jahre 1483 // in Eisleben // als Sohn // eines BERGmanns geboren.//<br />
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Martin Luther // s-a n`scut // în anul 1483// în Eisleben // ca fiu // de minER.//<br />
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ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003