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NATION UND SPRACHE

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DIE ÜBERSETZUNG ALS PROZESS DES KULTURTRANSFERS<br />

Einige Überlegungen zu Victor Klemperers<br />

LTI. Notizbuch eines Philologen<br />

La Laura La Gabriela Gabriela Laza<br />

Laza<br />

Kultur läßt sich durch vieles vermitteln, durch Bräuche, Sitten, Gesänge, Trachten, Essensgerichte,<br />

wohl aber am besten durch Sprache. Und das nicht nur im Sinne des Lernens einer<br />

Fremdsprache, um die Kultur derjenigen Sprachgemeinschaft besser zu verstehen. Die Sprache<br />

kann auch für sich selbst sprechen. Viele Wörter sind spezifisch für eine Kulturgemeinschaft ,<br />

weil sie Phänomene beschreiben, die es nur in der Kultur gibt. 1947 veröffentlicht Victor Klemperer<br />

in Berlin sein LTI. Notizbuch eines Philologen 1 , ein Buch, das Anlass gibt, nicht nur über<br />

die Sprache des Dritten Reiches nachzudenken, sondern auch über ein sozial-historisches<br />

Phänomen, den Nationalsozialismus.<br />

„Le style c’est l’homme“- nach diesem Motto möchte Klemperer Sprache und Ideologie zusammenbringen,<br />

und implizite auch Kultur. Für einen Übersetzer ist es sicherlich eine Herausforderung<br />

sich mit der LTI (Sprache des Dritten Reiches) auseinanderzusetzen. Indem wir versucht<br />

haben, einige Begriffe daraus zu übersetzen, stießen wir auf das vieldiskutierte Problem<br />

der Übersetzbarkeit oder Unübersetzbarkeit. Hierzu schien uns ein Artikel von Eugen Coseriu<br />

„Falsche und richtige Fragestellungen in der Übersetzungstheorie“ 2 von besonderer Wichtigkeit.<br />

Mit Hilfe der Termini, die er hier aufführt, als auch des hier aufgestellten Modells, das im Zusammenhang<br />

mit seinem linguistischen System zu verstehen ist, sind wir an den Text von<br />

Klemperer näher herangegangen, und haben versucht, Begriffe, die uns repräsentativ schienen,<br />

zu analysieren. Besser gesagt, es wird der Versuch gemacht, ähnliche Bedeutungen für dieselben<br />

Bezeichnungen in der eigenen Sprache - hier Zielsprache, zu finden. Übersetzen hat<br />

sicherlich nicht nur mit Sprache zu tun, sondern auch mit Kultur, und da sind sich die meisten<br />

Sprach- und Literaturwisseschaftler einig. Beim Übersetzen aus der Ausgangssprache - hier<br />

Deutsch in die Zielsprache - hier Rumänisch mußten wir mehr als nur sprachwissenschaftliche<br />

Phänomene beachten. Zwei Kulturen trafen aufeinander. In der Zielsprache sind wir auf zwei<br />

der LTI ähnliche Phänomene gestoßen. Am 24. Juni 1927 wird auch in Rumänien eine nationalistische<br />

Organisation gegründet, zum einen nach dem deutschen Muster, da ihre Führer in<br />

Jena und Berlin studiert hatten und vom deutschen Nationalsozialismus stark begeistert waren,<br />

zum anderen basierte der rumänische Nationalismus auf einer hohen Form der Religiosität. Der<br />

Antisemitismus und die „Rettung des rumänischen Volkes“ 3 waren auch hier leitende Gedanken,<br />

aber der Glaube an Gott, und an die orthodoxe Religion standen über alles. Später, 1930 ließ<br />

sich die Organisation umbenennen und so entstand die Eiserne Garde, eine politische Partei, die<br />

unter dem Marschall Antonescu eine Zeit lang auch regiert hat. Einige Wörter der LTI können<br />

1<br />

Klemperer, Victor: LTI. Notizbuch eines Philologen, Aufbau-Verlag, Berlin 1947.<br />

2<br />

Coseriu, Eugen: Falsche und richtige Fragestellungen in der Übersetzungstheorie, in: Wills, Wolfram (Hrsg.): Übersetzungswissenschaft,<br />

Darmstadt 1981.<br />

3<br />

Siehe Zelea Codreanu, Corneliu: Pentru legionari, Bucure[ti 1940.

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