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NATION UND SPRACHE

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EIN DEUTSCH-RUMÄNISCHES AUSTRIAZISMENLEXIKON<br />

Mit besonderer Hervorhebung der österreichischen<br />

und rumäniendeutschen sprachlichen Gemeinsamkeiten<br />

Hermann Hermann Scheuringer Scheuringer Scheuringer / / / Ioan Ioan L`z`rescu<br />

L`z`rescu<br />

Nachdem Hugo Moser in der ersten Auflage des Handbuchs Sprachgeschichte im Jahre<br />

1985 ein letztes Mal die, wie man jetzt sagt, monozentrische Sicht aufs Deutsche, d.h. die<br />

deutsche Standardsprache, mit einer Hauptvariante Bundesrepublik und Nebenvarianten wie<br />

damals noch DDR-Deutsch, dazu Österreichisch, Schweizerhochdeutsch u.a. vertreten hatte<br />

(Moser 1985), gewann in der Folgezeit die heute diesbezüglich dominierende, allseits auch<br />

problemlos akzeptierte poly- oder plurizentrische Sicht an Boden. Sie anerkennt die Tatsache,<br />

dass auch die deutsche Hochsprache kein monolithischer Block ist, sondern auch auf dieser<br />

hochsprachlichen Ebene regionale Varianz kennt, Zwei- und Mehrgleisigkeiten, wie sie ein so<br />

großes Sprachgebiet wie das deutsche einfach hervorbringen muss angesichts sprachhistorisch<br />

wie auch territorialpolitisch vielfältiger Entwicklungen. Bezeichnenderweise waren es außersprachliche<br />

Anlässe, die die Diskussion ums mono- oder polyzentrische Deutsch immer wieder<br />

angestoßen haben, schon in den siebziger Jahren die Emanzipationsbestrebungen der DDR, in<br />

den späten achtziger Jahren und bis zur Mitte der neunziger Jahre, zwischen so genannter<br />

Wiedervereinigung und österreichischem EU-Beitritt, die damals geradezu besessen zelebrierte<br />

Angst österreichischer Intellektueller vor der kulturellen Vereinnahmung durch Deutschland.<br />

Im speziellen Arbeitsbereich „Österreichisches Deutsch“ ist inzwischen Ruhe eingekehrt, die<br />

sprachpolitische Debatte zwischen, wie Wiesinger es genannt hat, österreichisch-nationalem<br />

und deutsch-integrativem Standpunkt scheint ausgereizt zu sein. Österreichisches Deutsch ist<br />

eine wohlbekannte und wohlbeschriebene, auch allgemein anerkannte Größe. Unterschiedliche<br />

Sichtweisen zur Regionalität der deutschen Standardsprache zwischen plurizentrisch oder etwa<br />

pluriareal ändern nichts am allgemein als regional anerkannten sprachlichen Ausgangsmaterial,<br />

und auch Vertreter einer pluriarealen Sicht aufs Deutsche, frei von Abgrenzungs- und Distanzierungsbemühungen<br />

Deutschland und „den Deutschen“ gegenüber, sehen ohne jede Selbstüberwindung<br />

neben süddeutschen oder bairisch-österreichischen Sprachformen eindeutig auch<br />

nur österreichische oder nur schweizerische, Austriazismen und Helvetismen, aber auch Liechtensteinismen<br />

und Südtirolismen und natürlich auch rein bundesdeutsche, vor dem Hintergrund<br />

des Staates Deutschland erklärbare Sprachformen, vielleicht als Teutonismen oder besser:<br />

Deutschlandismen etikettierbar, wie z.B. das Wort Abitur. Es ist einsichtig, dass insbesondere im<br />

politisch-administrativen Bereich und in allen weiteren Lebensbereichen mit größeren staatlichen<br />

Eingriffen und Befugnissen staatliche Wortschätze und weitere staatlich eingrenzbare<br />

sprachliche Formen auftreten.<br />

Bevor es noch Internet-Suchmaschinen und große über das Internet zugängliche Textkorpora<br />

und Datensammlungen gab, waren jedem Unterfangen, staatlich geprägte sprachliche<br />

Formen innerhalb des Deutschen herauszufiltern und zu beschreiben, relativ früh unüberwindbare<br />

Hürden gesetzt in dem Sinne, dass neben einem kleinen, nach bestem Wissen und Ge-

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